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Grube und Peasant – Der Weg in die Stadt der Kabbalisten

von Nik aus Otaria, 22.10.2014 - 21:45 – Karten+Editionen · Fiktion

Seit gegrüßt geschätzte Zauberer des Multiversums

… und willkommen auf Otaria. Heute werden wir gemeinsam zwei Reisen gleichzeitig antreten. Denn der Patriarch der Kabbalisten (Cabal Patriarch) hat gerufen und einen Patriarchen lässt man besser nicht warten. Da wir uns zur Zeit noch in den nördlichen Daru-Ebenen Otarias mit den Lagern des Ordens befinden, haben wir einen weiten Weg zur Kabbalisten-Grube (Cabal Pit) vor uns, wie ihr auf dieser Karte sehen könnt. Und während wir auf dem Weg sind, werdet ihr sowohl den Ursprung, als auch den Grund dieser Reise erfahren: meine Begeisterung für Peasant.

Es muss so Ende 2003 gewesen sein, als einer meiner Freunde erzählte, er hätte von einem neuen Format gehört. Gut; das Wort „Format“ ist wahrscheinlich nicht gefallen, denn damals war das für keinen von uns relevant. Gespielt wurde Magic. Und nicht irgendwelche Formate. Jedenfalls gäbe es also eine Variante des Spiels, die ausschließlich mit Commons und fünf Uncommons auskommen würde. Streng genommen sind die Wörter „Common“ und „Uncommon“ ebenfalls nicht gefallen, denn die Karten waren für uns in „goldene“, „silberne“ und „schwarze“ unterteilt. (Was zwangsläufig häufiger zu Verwechselungen mit der Magic-Farbe Schwarz führte.) Trotz dieser Sprachbarrieren konnten wir der Idee Einiges abgewinnen, denn dass es einen deutlichen Preisanstieg der Einzelkarten von „schwarzen“ hin zu „goldenen“ gab, war uns bewusst und einleuchtend. Hinzu kam, dass es in dieser Zeit ein spürbares Wettrüsten in unserer Gruppe gab, was sich nicht unbedingt positiv auf die Fairness und Ausgewogenheit auswirkte. Mit Geld konnte man schon damals Siege kaufen. Folglich begannen wir nach und nach, Decks nach dieser neuen Regel zu bauen. Also auf zu neuen Peasant-Ufern!

An dieser Stelle möchte ich euch darauf hinweisen, dass wir gerade den Strand der Balshan-Bucht erreicht haben. Genießt die schöne Aussicht nach Osten über die ruhige Bucht mit ihren vereinzelten vorgelagerten Inseln, hinaus auf den weiten Ozean. Wenn wir unseren Blick nach Süden schweifen lassen, können wir in der Ferne bereits die Stadt der Kabbalisten erkennen. Wir werden uns nun entlang der Küste nach Süden begeben. Da in der Balshan-Bucht nicht nur Menschen, sondern auch Aviore und insbesondere Zephalide der Magie mächtig sind, möchte ich euch bitten, etwas vorsichtig zu sein. Lasst euch von niemandem etwas aufschwatzen und fordert kein Wesen zu einem kleinen magischen Duell heraus. Zauberer können furchtbar rechthaberisch, kleinlich und humorlos sein...

Diese Probleme hatten wir damals nicht, denn die Regel war ziemlich eindeutig und Spaß machte das Format auch. Schnell wurde allerdings klar, dass – anders als bei den ersten Timmy-Haufen – hier Synergie über Einzelkartenstärke siegte. Der nun vollständige Mirrodin-Block machte Affinity zu einer einleuchtenden Deckwahl und so sah dann auch mein erstes Peasant-Deck aus:

4 Sitz der Synode (Seat of the Synod)
4 Große Schmelze (Great Furnace)
4 Gruft des Geflüsters (Vault of Whispers)
4 Nachtstahl-Zitadelle (Darksteel Citadel)
1 Insel (Island)

4 Ornithopter (Ornithopter)
3 Atog (Atog)
4 Frogmit (Frogmite)
4 Myr-Vollstrecker (Myr Enforcer)
4 Düsterer Schwebgardist (Somber Hoverguard)
3 Quecksilber-Behemoth (Quicksilver Behemoth)

4 Chromatische Sphäre (Chromatic Sphere)
4 Sonnenring (Sol Ring)
4 Schädelverstärkung (Cranial Plating)
4 Gedankenanordnung (Thoughtcast)
1 Schrapnellexplosion (Shrapnel Blast)
2 Flugstunde (Fling)

Die Sonnenring (Sol Ring)e waren übrigens Proxies; so viel Taschengeld hatte man damals ja noch nicht. Auch nach heutigen Maßstäben war das Deck sehr stark und vor allem ziemlich unfair. Kann man so ein Deck überhaupt schlagen? Sicher. Mit Schädelstrammer (Skullclamp)-Elfen oder Tendrils-Storm zum Beispiel... Euch wird es bereits aufgefallen sein: Wir spielten damals ohne jegliche Einschränkungen; alle Karten waren erlaubt. Entsprechend sahen auch die Sideboards aus. Es gab eine kleine Gruppe von klar stärksten Decks und so wurden die Plätze im Sideboard auch häufig zu gleichen Teilen für diese Matchups belegt, um halbwegs effizient gegen die größten Bedrohungen gewappnet zu sein.

Die größten Bedrohungen sind für uns im Moment übrigens die Bestien aus dem Krosanischen Wald, an dessen Ausläufern entlang wir uns nun bewegen und durch den Nebel von der See dringt. Denn zu unserer Linken im Osten befindet sich immer noch die Balshan-Bucht; gegenüber das Meer der Bäume. Da der Mirari (Mirari) noch nicht hierher gebracht wurde, müssen wir auch keine mutierten Waldbewohner fürchten. Dennoch haben Zentauren und vor allem Bestien auch so schon eine beeindruckende Größe, so dass wir besser etwas auf der Hut sind. Immerhin gibt es hier keine Llanowarelfen (Llanowar Elves), so dass sich jeder einen Zweig als Andenken an den Krosanischen Wald mitnehmen kann, ohne fürchten zu müssen, dass ihm ein Knochen gebrochen wird.

Definitiv broken war hingegen das Format, da wir Peasant eine ganze Zeit lang ohne jegliche Restriktionen spielten. Irgendwann – spätestens mit Lorwyn – wurden die Decks aber zu stark und so begannen wir, einzelne Problemdecks abzuschwächen. Das war aber kein zielgerichteter Prozess, sondern lief eher wie auf einem Bazar ab. Auf Grund dieser Historie hat unsere Gruppe auch eine etwas andere Banned-Liste als die der maßgebenden ingolstädter Community. 2009 erschien dann der eingangs bereits verlinkte Artikel von RoyBlack; eineinhalb Jahre später auch sein Bericht über den ersten Grand Prix. In der Folge haben wir unsere Banned-Liste auch mit der der Peasant-Gemeinde in Ingolstadt weitestgehend synchronisiert. Größtenteils stimmten diese mittlerweile ohnehin überein; ein paar Unterschiede sind aber geblieben. So sind im Gegensatz zur aktuellen Liste in unserer Runde folgende Karten erlaubt: Die Baracken leeren (Empty the Warrens), Thopter-Gießerei (Thopter Foundry) und Zeitriss (Temporal Fissure). Verboten ist dagegen die Manamorphose (Manamorphose). Das Format war zu diesem Zeitpunkt relativ ausgeglichen und machte auch viel Spaß; leider hielt der Zustand nicht sehr lange an. Auslöser dafür waren jetzt aber nicht mehr magische, sondern ganz profane Gründe. So gingen die Meisten studieren, was die Möglichkeiten für Treffen zwar nicht zeitlich, aber doch räumlich sehr einschränkt(e).

Zeit und Raum sind für uns als Weltenwanderer in Magic natürlich keine Hindernisse und so haben wir unsere Reise, für die man normalerweise Wochen oder Monate benötigen würde, auch schon fast beendet. Wir durchqueren gerade die sumpfige Ödnis, welche die Stadt der Kabbalisten umgibt, während im Osten und Südosten die Ausläufer der Pardischen Berge zu erkennen sind. Als wir die Stadt selbst erreichen, herrscht in den Straßen noch ein eifriges Gewirr. Viele Händler sind zu sehen, aber auch ein paar Kabbalisten-Versklaver (Cabal Slaver) und sogar ein Archon samt seinem Gefolge. Lasst euch jetzt auf die letzten paar Meter bloß nicht von denen ins Verderben stürzen. Aber auch für die Händler haben wir leider keine Zeit. Ihr wisst schon, der Patriarch wartet nicht gerne. Unser Ziel ist die Kabbalisten-Grube (Cabal Pit) im Zentrum der Stadt. Und jetzt ahnt ihr vielleicht, was uns hierher geführt hat: panem et circenses, das gilt auch im magischen Multiversum. Der Patriarch will Spiele, er will Kämpfe sehen … und auch ich muss in der Grube antreten. Es bleibt auch nicht mehr viel Zeit, bevor die Spiele pompös eröffnet werden. Dann werden sich die Straßen und Gassen leeren und die Ränge über der Grube sich füllen. Während wir eine der Eingangspforten zum Wahrzeichen der Stadt durchschritten haben und nun durch die mit Fackeln erleuchteten Gänge des Gebäudes eilen, bleibt noch kurz Zeit, euch die Regeln zu erläutern.

Vor einigen Tagen konnte ich mich mit meinem Freund Arne treffen. Und während des obligatorischen Magic-Spielens kam die Idee auf, mal ein paar Spiele für Magic für Freizeitspieler zu protokollieren und hier zu veröffentlichen. Mario macht so etwas ja schon viele Jahre lang. (Ein großes Lob und vielen Dank dafür noch mal an dieser Stelle!) Arne war erst etwas skeptisch, aber wir haben das einfach mal ausprobiert. Herausgekommen sind mehrere Matches, die wir systematisch gespielt haben. Soll heißen: Wir haben immer zwei Peasant-Decks gewählt, die wir im direkten Duell als etwa gleich stark eingeschätzten und haben dann jeweils fünf Spiele gemacht. Zwei bevor wir unsere Decks durch das Sideboard angepasst haben; drei danach. Also in Summe das Doppelte dessen, was man durchschnittlich an Spielen in einem Match austrägt. Die Notizen habe ich dann ausgearbeitet – beziehungsweise bin noch dabei – und so werdet ihr in den kommenden Wochen hier mehrere Matches präsentiert bekommen. In einigen Tagen kommt das erste; von da an gibt es dann im zweiwöchentlichen, hoffentlich regelmäßigen Rhythmus jeweils ein Match mit fünf Spielen. Da die Ausarbeitungen noch nicht fertig sind, könnt ihr dann nächste Woche auch gerne den Stil kommentieren. Ach ja; und ich hoffe, dass die kleine Anspielung im Titel deutlich geworden ist.

Nun kennt ihr also den Ursprung und den Grund unserer Reise. Es war schön, mit euch durch Otaria gewandert zu sein und zumindest einige Orte gesehen zu haben. Jetzt muss ich mich vorläufig von euch verabschieden, den der Kampf wird gleich beginnen. Durch die Gänge hallt bereits das dumpfe Schlagen der Trommeln und das abertausendfache Brüllen der Menge lässt die Luft förmlich beben. Die letzten Schritte zum großen, blutbefleckten Torbogen geht es hinauf; der Schall aus dem Kampfplatz dringt durch die schweren Balken. Dann ertönen die Fanfaren – und die Tore zur Grube öffnen sich...



3 Kommentare

#1Jashin   ICQ kommentiert:  23.10.2014 - 16:09 Uhr

Ich bin gespannt. Peasant-Content ist immer gerne gesehen!

(Peinlicherweise habe ich die Anspielung nicht verstanden, obwohl ich die Geschichte sehr schätze...)

#2Nik aus Otaria   kommentiert:  25.10.2014 - 22:12 Uhr

@Jashin:
Ich bin auch gespannt – vor allem darüber, wie die Reaktionen ausfallen. Und ich hoffe ja immer noch, dass jemand einen Bericht über den Grand Prix für die Leseecke verfasst. Auf die Möglichkeit hat Mario ja schon beim 4. Turnier hingewiesen.

Das Wortspiel im Titel hat sich so schön angeboten, war aber vielleicht etwas zu kryptisch.

#3Jashin   ICQ kommentiert:  26.10.2014 - 09:20 Uhr

@Nik: Einen Bericht hatte ich nach meiner Analyse sowieso geplant - mit dem achten Platz bin ich dazu ja jetzt quasi schon moralisch verpflichtet...


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