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Stormdragon Episode 2 - Haylon, der Waisenjunge

von Goblinzombie, 24.09.2010 - 14:20 – Fiktion

Am Ufer des Sees, der dem Dorf Kujak am nächsten war stand ein ausgemergelter Junge, der außer dreckigen Lumpen nichts an hatte und bloß eine Angel und einen Korb mit sich trug. Die kurzen, schwarzen Haare des Jungen waren verfilzt und sahen ungepflegt aus, aber das hätte niemanden gewundert, denn diese Welt, Mendronn, war arm und größtenteils von ausgetrockneten Wüsten überzogen. Die wenigen Wälder bestanden ebenfalls nur aus ausgedörrten Sträuchern und dornigen Gewächsen. Wie für alle Bewohner dieser erbärmlichen Welt war auch für diesen Jungen, den man Haylon rief, jeder Tag geprägt von Hunger und Durst. Deshalb hoffte er inständig diesmal einen fetten Fisch zu fangen, also holte er mit der Angelrute aus und ließ den Haken ins trübe Wasser plumpsen. Beim Angeln hat man viel Zeit zum Nachdenken, so gab auch Haylon sich seinen Gedankengängen hin. Er dachte daran wie elendlich Mendronn doch sei und wie sehr er diese Welt für ihr Elend verabscheute. Das einzige was er noch mehr verabscheute als seine Heimat war die Inquisition! Er hasste sie dafür, dass die Soldaten der Inquisition den Einwohnern von Mendronn das wenige Essen nahmen was sie hatten und sich selbst daran satt aßen und sie nur aus ihren Festungen kamen um für ihre eigene verquere Vorstellung von Ordnung zu sorgen. Aber vor allem hasste Haylon sie, weil sie seine Eltern hingerichtet haben und nun musste er sich im jungen Alter von dreizehn Jahren selbst versorgen.
Schlagartig wurde Haylon aus seinen Gedanken gerissen, als etwas aus heiterem Himmel in den See plumpste. Er konnte es nicht genau erkennen, aber es sah irgendwie menschenähnlich aus. Zuerst blieb Haylon wie angewurzelt sitzen, ohne zu wissen, was er jetzt tun sollte. Fragen schossen ihm durch den Kopf: Wer oder was war das? Wo kam der her? Wird er ertrinken? Sollte ich ihm helfen? Als Haylon feststellte, dass dieses etwas oder dieser jemand keine Anstalten machte aufzutauchen, entschied er sich ins Wasser hinterher zu springen und ihn raufzuholen.

Nach Luft schnappend tauchte Haylon am Ufer wieder auf, den Mann, der vom Himmel fiel, hinter sich her ziehend. Bei ihm handelte es sich um einen Elf, der jedoch, was für Elfen ungewöhnlich ist, eine pechschwarze Haut hatte. Haylon zog den mysteriösen Mann an seinem grünen Umhang ins Trockene und stellte dann fest, dass dieser nicht mehr atmete. „Ich spring doch nicht in dieses dreckige Wasser und lass mir die guten Fische entgehen, nur damit du doch verreckst!“, fluchte Haylon und fing an dem schwarzen Elf mit seinen Fäusten auf die Brust zu hämmern, damit der das Wasser aus seinen Lungen speit. Haylon wollte schon fast aufgeben, da spuckte der Mann auf einmal eine regelrechte Fontäne aus und begann heftig zu husten. Er schlug die Augen auf und starrte mit einem verwirrten Gesichtsausdruck Haylon an, dieser erschrak: Der schwarzhäutige Elf hatte blutrote Augen, ohne Iris und Pupille!
„Was ist passiert?“ Fragte er unverhohlen. Haylon stotterte: „Ihr seid vom Himmel gefallen, einfach so. Und in den See da gestürzt. Ihr wärt ertrunken, hätte ich euch nicht gerettet.“ Der Elf blickte in den Himmel und begann lauthals zu lachen: „Hahaha! Absolem, dieser Idiot! Er hätte aufpassen sollen, dass er mich über festen Boden abstürzen lässt! Haha!“ Dann starrte er wieder Haylon an: „Und du hast mich also vor dem Ertrinken gerettet?“, Haylon nickte, „Dann bin ich dir wohl zum Dank verpflichtet. Wie ist dein Name?“ „Haylon.“ „Also gut, Haylon. Mein Name lautet Quando. Du hast was gut bei mir.“ „Könnt ihr mir sagen, wie es möglich ist, dass ihr vom Himmel gefallen seid?“ Quando überlegte kurz bevor er antwortete: „Ich mach dir einen Vorschlag, Junge, ist dein Heim in der Nähe?“, Haylon nickte wieder, „Dann begeben wir uns jetzt dorthin, damit ich meine Sachen zum trocknen aufhängen kann und wir vielleicht eine Mahlzeit zu uns nehmen könnten und ich erzähle dir, wie ich vom Himmel fiel.“

Unterwegs zur Hütte von Haylon schlenderten er und Quando durch die Straßen des Dorfes Kujak. Die Häuser waren alle aus Lehm und hatten Dächer aus Stroh. Ein Schutzwall, der das Dorf umgibt, gab es nicht ebenso wenig Wachen, es schien als wäre Kujak allem schutzlos ausgeliefert, aber das war schließlich auch ein unbedeutendes Dorf, in dem es nichts gab, außer kleinen Lehmhütten und einer armen Bevölkerung. Die Einwohner dieses Dorfes waren größtenteils menschlich, aber hier und da war auch mal einer dieser echsenartigen Viashiino oder eine Gruppe Leoniden zu sehen. Abgesehen von ihrer Spezies hatten aber alle Einwohner eins gemeinsam: Sie waren arm, litten Hunger und Durst. Was anderes hatte Quando aber nicht erwartet, schließlich ging es den meisten Bewohnern von Mendronn so. Die einzige Ausnahme bildeten die Soldaten und Angestellten der Inquisition. Eine alte Frau fiel vor Quando auf die Knie, sie schien nur aus Haut und Knochen zu bestehen und starrte Quando mit traurigen Augen an: „Haben sie etwas zu Essen, Herr? Ich muss doch meine Familie ernähren!“ „Es tut mir Leid“, entgegnete Quando, „Ich kann euch nicht weiterhelfen.“ Haylon beobachtete diese Szene aufmerksam, dann bedeutete er dem pechschwarzen Elf ihm weiter zu folgen, die alte Frau blickte den beiden enttäuscht hinterher.

Endlich waren sie in Haylon`s Lehmhütte angekommen. Sie bestand lediglich aus einem quadratischen Raum. An der linken Seite befand sich ein Strohlager, zum schlafen. An der rechten Seite stand ein Tisch mit einem Stuhl unter einem Fenster. An der hintersten Wand befand sich eine Feuerstelle, über der ein Rost hing. Haylon spannte eine Leine quer durch den Raum damit Quando seine nassen Kleider an ihr aufhängen konnte, der Junge selbst hingegen machte keine Anstalten seine nassen Sachen zum Trocknen aufzuhängen. Nachdem er seine Sachen aufgehängt hat und nur noch in seinem Untergewand da stand ergriff Quando das Wort: „Du wohnst also alleine hier? Aber du siehst noch ziemlich jung aus, wie alt bist du denn?“ „Ich bin dreizehn Jahre alt, Herr.“ Antwortete Haylon. „Nenn mich nicht Herr. Ich hab dir gesagt dass ich Quando heiße und ich will auch so genannt werden.“ „Ist gut, He… ähm… Quando.“ Quando musste lächeln, dieser Haylon schien ein netter Junge zu sein. „Wie kommt denn jemand so junges zu seinem eigenen Heim? Als ich in deinem Alter war hab ich in einem Sklavenlager gelebt.“ „Eigentlich ist dies nicht meine Hütte, sie gehörte meinen Eltern.“ Quando runzelte die Stirn: „Gehörte?“ Haylon senkte den Blick und eine Träne lief ihm über die Wange: „Sie wurden von der Inquisition hingerichtet. Deshalb hasse ich die Inquisition! Eigentlich hasse ich alles auf Mendronn! Die Welt hat nichts zu bieten außer Elend, Armut und Dreck!“ Nachdem Haylon seinen Gefühlsausbruch wieder beruhigt hatte sagte Quando schließlich: „Tut mir leid, Haylon. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“ Haylon wischte sich die Träne aus dem Gesicht: „Ist schon gut, Quando. Aber jetzt erzählt mir, wie ihr vom Himmel gefallen seid.“
Quando überlegte kurz wo er ansetzen sollte. „Hm, wo fange ich am besten an? Hast du schon mal von Käpt`n Absolem dem Falken gehört?“ Haylon erinnerte sich an diesen legendären Namen: „Ja. Absolem der Falke. Er ist der Himmelspirat!“ „Wenn du von ihm gehört hast, weißt du sicher auch vom Stormdragon, dem fliegenden Schiff“ Setzte Quando fort. „Ja“, antwortete Haylon wieder, „Ich dachte es sei nur eine Legende. Ich habe es noch nie gesehen.“ Quando musste lachen: „Dann solltest du öfters in den Himmel schauen. Denn heute bin ich vom Stormdragon gestürzt!“ Haylon stockte der Atem: „Ihr wart auf dem Himmelsschiff?!“ „Nicht ganz“, entgegnete Quando, „Ich habe versucht es zu entern, mal wieder. Und mal wieder bin ich dabei gescheitert und fast gestorben.“ Quando machte eine kleine Pause und lehnte sich verschwörerisch zu Haylon herüber: „Es gibt auf ganz Mendronn nur zwei Himmelsschiffe und beide gehören eigentlich der Inquisition. Eines davon ist der Stormdragon. Vor einigen Jahren waren Absolem und ich noch gute Freunde und zusammen haben wir den Bastarden von der Inquisition den Stormdragon gestohlen. Damals war ich dann der Kapitän dieses Schiffes, doch Absolem hat mich hintergangen. Er meuterte und warf mich von Bord.“ Quando`s Gesicht verfinsterte sich: „Er hätte sicher gehen sollen, dass ich tot bin, denn seitdem verfolge ich den Stormdragon um Absolem zu töten und selbst wieder der Herr des Himmelsschiffes zu werden.“ Diese Geschichte faszinierte Haylon sehr, doch eine Sache war im da noch nicht ganz klar: „Quando, warum wollt ihr dieses Schiff so unbedingt und setzt euer Leben dafür aufs Spiel? Wollt ihr etwa auch Himmelpirat sein? Wollt ihr wirklich einen so schlechten und grausamen Ruf wie Absolem haben?“ Quando lächelte und sah gleichzeitig nachdenklich aus. Ein Moment der Stille verstrich bis er antwortete: „Für Absolem den Falken ist es nur ein Himmelsschiff, aber für mich ist es ein Sternenschiff!“ Haylon runzelte die Stirn: „Ein Sternenschiff? Was bedeutet das?“
Quando starrte Haylon eindringlich an und ein Lächeln umspielte sein Gesicht, das immer breiter wurde: „Haylon, was würdest du sagen, wenn ich dir jetzt eröffne, dass es noch andere Welten außer Mendronn gibt?“

Fortsetzung folgt…



2 Kommentare

#1Magic Marius   kommentiert:  24.09.2010 - 17:06 Uhr

Gefällt mir gut, sogar besser als Teil 1, da man nun als Leser mehr über Mendronn und seine Hintergrundgeschichte erfährt.

#2Stylux    Skype kommentiert:  28.09.2010 - 22:20 Uhr

ich fand schon den ersten teil genial und es wird immer besser
freue mich schon auf die Fortsetzung:-)


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