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Spielebericht 30. März 2013 – Pauper-Turnier im Traumwerk, Regensburg

von BigNerd, 10.04.2013 - 11:29 – Spielbericht

Beginn: 11:00
Teilnehmerzahl: 14 Spieler

Es ist Common Time!

Als in unserer Facebook-Gruppe für die regionale Magic-Community ein Pauper-Turnier für den 30. März angekündigt wurde, in mir der kleine, hyperaktive Nerd erwachte und wild kreischend im Kreis herumsprang, packte ich ihn am Kragen, schüttelte und bremste ihn mit der Frage, mit welchem Deck wir verdammt nochmal gewinnen könnten.
„Nimm halt Wolkenposten (Cloudpost)“, quieckte er und zeigte mir Listen von Decks, die die berüchtigten 8 Posts spielen, eine mächtige Manaquelle, mit der man relativ schnell große Kreaturen und Zaubersprüche ausspielen kann. Auch mein innerer Timmy, der Power-Player, erwachte und legte mir seine riesige Hand mit den Wurstfingern auf die Schulter. „Es gibt nichts besseres, als in Runde vier mit neun Mana auszutappen und die besten, fettesten Eldrazi auszuspielen." Ein tiefes Grunzen war aus seiner Richtung zu hören.

Dann aber stieß ich auf folgende Deckliste:

"[Pauper] Swarming the Midnight Guard" von BigNerd

Timmy runzelte die Stirn.
„Was solln die ganzen 1/1er bringen? Was solln diese vielen Hüter des Lebenssafts (Essence Warden) und Seelenwächter (Soul Warden) und Selesnija-Evangelistin (Selesnya Evangel)nen...? Was sin' das? Hippies?“
Er gähnte laut und winkte ab.
„Nene... viel zu langsam, viel zu langweilig. Chump-Blocker, höchstens. Lass mich meinen 8/8er mit Trampelschaden, Annihilate und Doppelschlag spielen!“

Ich tendierte anfangs tatsächlich eher zu einem blau-roten Wolkenposten (Cloudpost)-Control-Deck.
Als ich aber eines schönen Tages meinem Kumpel einen 50 Schaden Feuerball (Fireball) gegen den Kopf schoss, ging bei mir ein Detail des Token-Decks durch den Kopf, das ich wesentlich interessanter fand, als die etwas einseitige Strategie von Rot-Blau. Ich packte Timmy und seinen Freund, den Nerd, in eine Kiste und rüstete mich mit Grün-Weiß-Midnight-Tokens zum Turnier...


Das Traumwerk

Im Westen Regensburgs, nahe an den Ufern der Donau, liegt das Traumwerk, Anlaufstelle für Freunde von Tabletop, Pen & Paper und exotischem Zeitvertreib aller Art. Hier findet sich regelmäßig eine relativ feste Gruppe von Spielern zusammen, hin und wieder ergänzt durch Quereinsteiger und Zurückgekehrte. An dieser Stelle möchte ich nur auf die Wichtigkeit der Existenz solcher Locations hinweisen, denn ohne sie hätten Spiele wie Magic the Gathering nie so erfolgreich werden können.
Das Turnier war glücklicherweise auch sehr gut belegt. Insgesamt um die 14 Spieler nahmen daran Teil, was für so einen kleinen Laden schon eine große Menge ist. Im Vorfeld kam ich bereits mit einigen Leuten ins Gespräch, wobei wirklich eine sehr offene und freundliche Atmosphäre herrschte. Um etwa halb zwölf standen bereits die ersten Pairings fest und es ging ans Eingemachte...


Match 1 – Gegen Grün-Weiß-Aggro {g/w}{g/w}{g/w}

Im ersten Match trat ich gegen einen Spieler an, der, wie ich, nach einer langen Pause wieder in Magic eingestiegen war und sich für das Turnier offenbar relativ schnell ein Deck zusammengeschustert hatte. Im ersten Zug spielte er einen Jungen Wolf und ich musste sofort an diverse blau-grüne Decks denken, die unter anderem auch Geheimnisstöberer (Delver of Secrets), Riesenwuchs (Giant Growth) und Grüner Zorn (Rancor) spielen. Ich selbst zog meinen Klassiker ins Feld: Seelenwächter (Soul Warden), dann Khalni-Garten (Khalni Garden), der beim Ausspielen eine 0/1er Topfpflanze mitbringt, um die ersten Angriffe abzufedern und zusätzliches Mana für Convoke bereitzuhalten.
In der Tat spielte mein Gegner Grüner Zorn (Rancor), aber offenbar in Kombination mit Weiß, denn er entfernte eine Selesnija-Evangelistin (Selesnya Evangel) meinerseits mit einer Reise nach Nirgendwo (Journey to Nowhere).
Zu meinem Glück brachte ich „die Kombo“ dann überraschend schnell zum Laufen: ich verzauberte in der fünften (oder sechsten) Runde meinen Mitternachts-Wachposten (Midnight Guard) mit Gonds Ausstrahlung (Presence of Gond) – und gewann das Spiel (wer die Kombo nicht kennt, sollte sich auf jeden Fall nochmal die obige Deckliste durchsehen; naja, vielleicht kommt ihr ja selber drauf ;-)).
Als ich meinem Gegner eröffnete, dass ich nun 100.000 Elfen hätte und er alle irgendwie beseitigen müsse, gab er die erste Runde an mich ab. Ich hatte das Überraschungsmoment auf meiner Seite, mein Gegner war sichtlich erstaunt über den schnellen Sieg.

Ich brachte von meinem Sideboard Sichere Fahrt (Safe Passage) rein, sowie zwei Heilender Zentaur (Centaur Healer), um einen größeren Blocker gegen seine Wölfe und zusätzliche Lebenspunkte zur Verfügung zu haben.
Die zweite Runde war insofern spannender, da ich wesentlich unspektakulärer ins Rennen ging und erst eine gewisse Zeit brauchte, um die kritische Menge an Tokens aufzubauen. Eher verlegen schob er seinen Attended Knight auf den Tisch, schenkte mir nochmal ein gefühltes Dutzend Lebenspunkte (meine Wardens lieben es, wenn das Board vollgepropft wird) und belegte meine Selesnija-Evangelistin (Selesnya Evangel) mit einem Pazifismus (Pacifism), der meine Dame allerdings nicht daran hinderte, ihre Fähigkeit zu aktivieren. Die kommenden Angriffe trafen zunächst zwar relativ hart, ich wendete das Blatt aber mit der geboardeten Sichere Fahrt (Safe Passage) glücklicherweise zu meinem Gunsten, denn nun konnte ich besser abtauschen und gewann wesentlich an Zeit.
Nachdem ich mich stabilisiert hatte, ging ich mit meinen Saprolings in die Offensive und arbeitete mich an seinen Lebenspunkten langsam in Richtung 0 hinab. Er gab schließlich auf.

Stand: 1-0
War eindeutig zu meinem Vorteil.


Match 2 – Gegen Elfen {g}{g}{g}

Im zweiten Match trat ich gegen Max an, einem erfahrenen Magic-Veteranen.
Er legte in Zug 2 Titanias Priesterin (Priest of Titania). Elfen!

Und dann wurde es interessant.

Denn mir gelang es, zwei Hüter des Lebenssafts (Essence Warden) aufs Board zu bekommen und somit bei der schieren Masse an Elfen, die Max ins Spiel brachte, ebenso viele Lebenspunkte zu generieren. Das Maximum erreichte ich bei rekordverdächtigen 60 Lebenspunkten, während mein Gegner mit Ferne Melodie (Distant Melody) endlich seine einzige Möglichkeit aus dem Deck fischte, mit der er mich endlich besiegen würde – Timberwatch Elf.
Nach zwei Angriffen, die er mit dem Holzwart-Elf (Timberwatch Elf) verstärkte, fiel ich schließlich tief, sehr tief.
60 – 23 – 15... Ich schlug zwar einen riesigen Vorteil aus seiner gigantischen Kreaturenmasse, es wollte mir aber nicht gelingen, durch seine Defensive aus 2/2er Nesselranken-Kriegerin (Nettle Sentinel)nen zu dringen. Ich hatte keine Möglichkeit, meine Kreaturen mit Kjeldoranischer Schlachtruf (Kjeldoran War Cry) zu pumpen oder die Elfen mit Saprolings zu fluten. Zudem durfte ich meine eigene Verteidigung nicht fallen lassen, da ich sofort von ihm vernichtet worden wäre – eine klassische Zwickmühle.

Ich versuchte mit den geboardeten Healern, Reise nach Nirgendwo (Journey to Nowhere) und Sichere Fahrt (Safe Passage) Zeit zu schinden und seine Schlüsselkarten aus dem Spiel zu nehmen. Die zweite Runde verlief ähnlich wie die erste: Irgendwann saß ich auf meinen Karten und einer handvoll 1/1ern und sah zu, wie Max seine Seite des Tisches mit Elfen volllud. Ich konnte zwar ein paar seiner grünen Kerle stoppen, er selbst killte aber, diesesmal zu meiner großen Überraschung, mit einem Viridischer Langbogen (Viridian Longbow) aus dem Sideboard meine Hüter des Lebenssafts (Essence Warden) und drehte mir den Lebenshahn ab. Nicht einmal mit seinen schwächeren Llanowar Elfen konnte ich tauschen - er hatte mit Spinnenseidenrüstung (Spidersilk Armor) (als ich die Karte gesehen hatte, fiel mir wieder ein, was mir in meinem Sideboard noch fehlte...) sein Team verstärkt und konnte mit allen Kreaturen unbesorgt reinlaufen. Auch diese Runde entschied mein Gegenspieler somit für sich.

Stand: 1-1
War eindeutig nicht das beste Match-Up für die Tokens...


Meine Warden-Schwestern wurden an diesem Tag eindeutig unterschätzt. Da viel Aggro unterwegs war, liefen viele Angriffe gegen mich ins Leere und ich schaffte es regelmäßig, mich von 10 auf 20 Lebenspunkte wieder hochzupumpen.
Irgendwann begriff man den Vorteil von Lifegain und meine Gegner gingen verstärkt dazu über, die Schwestern mit Zerstörungszaubern aus dem Weg zu räumen.


Match 3 – Gegen Grixis-Control {b}{s}{r}

Als mein Gegner in diesem Match zunächst einen Sumpf legte, dachte ich nur eines:
„Mono Black Control. Das könnte spannend werden...“
Es wurde tatsächlich spannend, allerdings nicht so, wie ich es erwartet hatte. Während ich nämlich meine bekannte Strategie aus Kreaturenmassen und Lebenspunkten verfolgte, brachte mein Gegner Blau und Rot mit ins Rennen und spielte einen Dolchkampfbahn-Bold (Daggerdrome Imp) aus, den er mit Perverse Freude (Deviant Glee) verzauberte.
Return to Ravnica Draft. Was zum Teufel...

Das Lachen verging mir schnell, denn ich konnte gegen einen 3/2 Flieger mit Lebensverknüpfung nichts ausrichten, außer selber Lebenspunkte aufzustocken. Schnell waren wir im Race, zur Party gesellten sich bei ihm zudem ein transformierter Delver, der zusätzlich Druck machte. Mein Gegner brachte mich schließlich auf 10 runter, während ich auf dem Boden meine Saprolinge zusammenkratzte und nach einigem Ringen selbst einen größeren Angriff auf seine eigenen Lebenspunkte startete; mit zwei Pump-Zaubersprüchen stieß ich ihn von 38 auf 15 zurück und drohte schließlich damit, ihn nächste Runde auszuschalten. Er fand keine Gelegenheit mehr, mir mit eventuellen Schadenssprüchen den Rest zu geben und musste die erste Runde an mich abgeben.

Auch hier brachte ich ähnliche Karten wie zuvor vom Sideboard in mein Deck, entfernte jedoch einmal Gonds Ausstrahlung (Presence of Gond), da meine Kombo sowieso schon anfällig auf Zerstörungszauber war.
Die nächste Runde begann zunächst mit einigen Stolperern. Er brannte mir nicht nur meinen Seelenwächter (Soul Warden) weg, sondern er counterte auch das immens wichtige Hervorschießende Triebe (Sprout Swarm), den ich nun nicht mehr mit Buyback zurückbringen konnte. Ein paar Runden später tappte er mit 6 Mana aus und brachte...
… einen Mietskasernen-Zertrampler (Tenement Crasher) ins Spiel.
Ich gab ihm mit einem Schmunzeln zu verstehen, dass er da, nun ja, sehr neue Karten spiele, die ich in einem Pauper-Deck noch nie gesehen hätte und denen man höchstens in den neueren Draft-Formaten begegnete. Es stellte sich heraus, dass mein Gegner, ähnlich wie der Spieler im ersten Match, sein Deck provisorisch zusammengeschraubt hatte. Ich werde dazu später noch ein paar Worte sagen.
Zumindest verpasste mir das Vieh mit einem zusätzlichen Perverse Freude (Deviant Glee) einen mächtigen Schlag in den Magen. Ich fiel auf 6 Lebenspunkte, der nächste Angriff würde tödlich sein.
Jetzt half nur noch ein Wunder.
Der wohl glücklichste Topdeck seit langem war dann jene Reise nach Nirgendwo (Journey to Nowhere), mit der ich, ohne eine Wimper zu zucken, den Crasher vom Feld nahm. Weitere Züge vergingen, mein Gegner brachte zunächst nur einen Vertrauen des Nachtpfads aufs Feld, während ich mich wieder erholte und auf 19 Lebenspunkte hochkletterte. Mit einem großen Angriff, in dem ich den War Cry noch einmal erschallen ließ, brach ich schließlich das Genick meines Gegners, er fiel auf 9, auf 5 und ich ging mit einem weiteren Sieg aus dem Match.

Stand: 2-1
War verdammt knapp.


Match 4 – Weiß-Rot Equipment {r/w}{r/w}{r/w}

Wo wir gerade bei Genick brechen sind: In diesem Matchup wurde mir tatsächlich bewusst, dass mein Deck eine große Schwachstelle besaß, welche sich bereits gegen das Elfen-Deck gezeigt hatte. Dazu später mehr.

Ich spielte mein letztes Match gegen ein sehr schnittiges Boros-Equipment-Deck, das ich selbst gerne in der Hand gehabt hätte. Vor dem ich natürlich auch etwas Angst hatte.
In der Tat: Ich sah tatsächlich verdammt alt gegen Lenkdrachensegler-Lehrling (Kitesail Apprentice) aus, der mit einer Knochensäge (Bone Saw) und einem Knochenbrecher (Bonesplitter) einfach mal so mit fünf Schaden in der Luft auf mich eindrosch. Selbst meine Lebenspunkte-Maschinerie wollte damit nicht nachkommen. Zudem hatte mein Gegner mit Elektrisierender Strahl (Galvanic Blast) und Schwefelkies-Spruchbombe (Pyrite Spellbomb) einige Asse im Ärmel, mit denen er zuerst meine Wardens und dann mich selbst ausschaltete. Runde 1 war also schnell vorbei und ging an meinen Gegner.

Ich überlegte nicht lange und brachte mein Naturalisierungs-Packet ins Deck, sowie Tödliche Einsiedlerspinne (Deadly Recluse) - mehr Füllerkarte, als sinnvolle Sideboard-Option -, um seine Flieger totzublocken.
Nach einem Mulligan auf sechs Karten zog ich zwar zwei Länder und zwei Naturalisieren (Naturalize), mit denen ich seine ersten Ausrüstungen auch zerstören konnte, brachte aber selbst keine wesentlichen Kreaturenmassen aufs Feld, weshalb ich dann auch gegen eine Horde von fliegenden Katzen, die mit riesigen Äxten auf mich einschlugen, aufgeben musste.

Stand: 2-2
War sehr lehrreich.


Gesamtplatzierung: Platz 6 von 14


Fazit zum Deck

Wie ich bereits im letzten Abschnitt angemerkt habe, hatte ich mit meinem Deck vor allem ein großes Problem:

Das Sideboard war zwar okay in einigen Matchups, aber nahezu unbrauchbar gegen hochexplosive Aggro-Decks wie Elfen, White Weenie oder Boros. Kreaturen, wie die Nesselranken-Kriegerin (Nettle Sentinel) oder ein 5/2 fliegender Lenkdrachensegler-Lehrling (Kitesail Apprentice), sind Bedrohungen, mit denen mein Deck nie fertig wird. Zwar hätte ich die Möglichkeit gehabt, mit Vergessenheitsring (Oblivion Ring) und Reise nach Nirgendwo (Journey to Nowhere) die größeren Stücke aus ihren Armeen herauszurbrechen, jedoch waren meine eigenen Horden aus wuseligen Pflanzen und Hippie-Priesterinnen nie stark genug, um selbst in den Kampf zu ziehen oder profitabel zu blocken. Meinem Deck fehlte vor allem eines: eine aggressive Schlagseite, ein Druckmacher, der zwar mit Kjeldoranischer Schlachtruf (Kjeldoran War Cry) gegeben war, allerdings noch öfter hätte vorhanden sein sollen. Um die Spiele schneller beenden zu können, hätte es also eine Option im Maindeck geben müssen, viel Schaden auf einmal durchzubringen. So aber waren eine handvoll Saprolings nie schwer genug, um auf dem Board gegen Aggro-Strategien eine Rolle zu spielen.

Ich habe bereits eine Karte in meinem Blickfeld, die das Token-Deck nicht nur als Lifegain und Kombo-Deck, sondern auch als überraschend explosives Aggro-Deck brillieren ließe: Befestigen (Fortify).
Diese Karte tut vor allem zwei Dinge. Es ist möglich, sie als quasi Sichere Fahrt (Safe Passage) zu verwenden, indem man beim Block die eigenen Kreaturen verstärkt und gegen eventuell nervende 2/1er und 3/1er Erstschläger effektiv blockt; oder aber man verwendet Befestigen (Fortify) als verheerende Offensiv-Strategie – denn acht Saprolings, die alle +2/+0 erhalten, sind mehr als 20 Schadenspunkte...
Also genau die Karte, die das Deck zwingender und schneller machen könnte.
Zudem bin ich mir ziemlich sicher, dass ich in meinem Sideboard neben viermal Trennendes Wachstum (Sundering Growth) auch auf viermal Spinnenseidenrüstung (Spidersilk Armor) Zugriff haben möchte. Diese Verzauberung verstärkt nicht nur mein Team und fordert härtere Blocks heraus, sondern all meine 1/1er werden plötzlich zu 1/2ern mit Reichweite, was mir im Kampf gegen das Boros-Deck das Leben gerettet hätte.


Fazit zum Turnier

Mir ist bei diesem Turnier eines bewusst geworden: Es gab zwei Arten von Spielern, auf die ich gestoßen bin. Die einen, wahrscheinlich eher EDH-, Casual- und Draft-Profis, kommen, um Spaß zu haben und brauchen natürlich für das Event ein Deck aus Commons. Was bietet sich da wohl besser an, als die staubige Kiste mit den ganzen Draft-Überresten herauszukramen und ein hübsches Deck zu basteln? Tatsächlich waren zwei der Decks, auf die ich gestoßen bin, offenbar nach diesem Prinzip zusammengestellt worden. Dagegen ist beileibe nichts einzuwenden.

Im Gegenteil.

Meine Gegner konnten sich damit tatsächlich gut halten; ich war auf einige Karten nicht vorbereitet und musste ständig meine Taktik ändern. Dies beweist vielmehr, dass Pauper / Peasant ein spannendes und unterhaltsames Format ist, gerade weil es auf diesem Niveau viele spielbare Karten gibt, die in anderen Formanten normal keine Aufmerksamkeit bekämen. Natürlich ist ein Dolchkampfbahn-Bold (Daggerdrome Imp) mit einer Perverse Freude (Deviant Glee) kein Power-Play, aber mein Gegner hatte offensichtlich Spaß an der Kombo mit der Lebensverknüpfung und das soll ihm vergönnt sein.
Schließlich ist es immer noch ein Spiel.

Was ich bei diesem Turnier außerdem unbedingt für mich persönlich verfolgen wollte, war jene Fairness, Geduld und Lockerheit, die man bei professionellen Spielern wie Jon Finkel und Brian Kibler beobachten kann. Es sollte, auch bei höherklassigen Turnieren, nicht primär darum gehen, möglichst schnell zu spielen, klug zu wirken oder einen Vorteil aus der Unerfahrenheit des Gegenspielers rauszuholen, sondern tatsächlich rair, freundlich und nachvollziehbar zu bleiben.

Mich würde interessieren, was ihr zum Thema „Fairness“ und „Trigger-Ansage“ in Turnieren denkt. Welche guten / schlechten Erfahrungen habt ihr bereits damit gemacht?


So, damit schließe ich erstmal. Ich hoffe, ich konnte euch einen Einblick in das Format geben und hoffe natürlich, dass auch weiterhin Turniere stattfinden werden, über die ich berichten kann ;-)

BigNerd



4 Kommentare

#1Mr. "Mad" Martin    kommentiert:  10.04.2013 - 19:57 Uhr

Gute Sache {+}
Eine nette Pumpkarte, die ich allen Tokendecks ans Herz lege, ist Widerhallender Mut (Echoing Courage). Die pumpt einfach mal fast alle deine Kreaturen. Als stark erwiesen hat sich in meinem eigenen Deck der Bewohner der Efeuallee (Ivy Lane Denizen), der fette Kreaturen erschaffen kann und damit ein sichereres Lategame kreiert.

Bezüglich Fairness etc. : Genau die richtige Einstellung. Viel zu viele Leute vergessen, dass es um den Spaß geht, und nicht ums Gewinnen. Darum bevorzuge ich Strategien, die beiden Spielern ihre Möglichkeiten lassen sich zu entfalten. Counter und Control spielen natürlich völlig dagegen, weshalb sich sowas bei mir auch nie richtig etablieren konnte.

#2sinus   kommentiert:  10.04.2013 - 22:30 Uhr

Könnte jetzt länger werden.

1. Vielen Dank für deinen ausführlichen Spielbericht. Der ist gut zu lesen, kurzweilig, setzt ein gewisses Verständnis des Metas und des Spieles voraus - aber das ist in meinen Augen sehr angemessen und du verlierst dich dadurch auch nicht in Regeldetails. Gerne jederzeit wieder!

2. Vieles habe ich ja in meinen Kommentaren zu deiner Deckliste schon angemerkt. Platz 6/14 ist ein respektables Ergebnis. Dennoch möchte ich noch einmal auf die Stärken und Schwächen eingehen, die mit einer Liste wie deiner zusammenhängen. Auffallend ist natürlich, dass du gegen kein Control-Deck gespielt hast. Das ist ein Matchup, das ich für dich als tendenziell positiv einschätze. Klar hat man mit so 1/1-Vanillas schnell ein Problem gegen Aggro mit Evasion, wenn das richtige Removal den entscheidenen Zug zu spät kommt. Auffallend ist auch, dass du keinem einzigen Massremoval begegnet bist. Glück für dich :-P. Klar hast du auch gegen Sprüche wie Elektrickserei (Electrickery) und Schrumpeln (Shrivel), Übelkeit (Nausea) und Co. ein paar Antworten in deinem Deck - aber die müssen im richtigen Zeitpunkt auf der Hand sein.

Dein Deck ist in meinen Augen vorhersehbar. Abgesehen von dem auch nur relativ spontan spielbaren Combo-Turn ist klar, worauf du hinaus willst, und dass du nur mit Masse gewinnen kannst. Das ist relativ gut aufzuhalten. Ich selbst kenne kaum eine Liste, die keine direkte Antwort auf den Tokenwahnsinn hat. Blaue Listen spielen Widerhallende Wahrheit (Echoing Truth), weiße oft Holy Light, grüne teilweise Sandsturm (Sandstorm), rote Elektrickserei (Electrickery), Vulkanischer Auswurf (Volcanic Fallout), Feuermasse (Pyroclasm) und Co. Und schwarz hat ja überhaupt Zugriff auf */1-Abräumer in Hülle und Fülle...

Deshalb auch von mir der Vorschlag, ein paar Dinge zu kürzen und dafür schwarze Sac-Outlets zu integrieren. Kann sein, dass das zu viel Stabilität kostet, probieren würde ich es. Die von dir im Bericht angesprochenen Sideboardoptionen sind alle logisch und sicherlich auch schon so ein großer Gewinn für die Liste.

3. Die Cardchoices deiner Gegner 1 und 3 (Pazifismus (Pacifism), Aufgewartete Ritterin (Attended Knight), Mietskasernen-Zertrampler (Tenement Crasher), Perverse Freude (Deviant Glee)) sind natürlich für dich glücklich. Das ist auf der anderen Seite aber wunderbar, weil man so am ehesten auf Karten aufmerksam wird, die bis dato kaum oder nie gespielt wurden. Das hält das Meta gesund. Und ist damit für das Spiel essentiell. Damit komme ich auch schon zum letzten Punkt, der sich direkt auf das Turnier und die Spiele bezieht...

4. Ich wage zu behaupten (sehr ehrlich, bitte nicht böse nehmen), dass es dieses Ergebnis vielleicht nicht gäbe, wenn du in der ersten Runde gegen MBA und in der dritten Runde gegen MBC hättest spielen müssen. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb Hochachtung vor deiner Entscheidung, die weniger profilierte Liste an den Start zu bringen und etwas Ungewohntes zu probieren, anstatt Bewährtes abzukupfern und damit vielleicht eine noch höhere Top-Platzierung zu erreichen... Klar wäre die 8-Post-Liste die logischere Wahl gewesen, aber offensichtlich hast du - genauso wie ich und viele andere Leute auf dieser Seite - offensichtlich Spaß am Tüfteln, Deck schrauben und eigene Listen zu verbessern und zu optimieren.

5. Fairness und Spaß am Spiel: Klar, in erster Linie geht es genau darum. Sonst stumpft das Vergnügen ab, die Konzentration auf das verbissene Gewinnen zerstört jede Konversation mit dem Gegenüber - das macht keinen Sinn und früher oder später dürften die Karten dann auch irgendwo in der Ecke landen. Das bedeutet im Umkehrschluss aber folgendes nicht:

- Trigger-Ansage ist ein komplexes Thema. Da kann man einen eigenen Artikel schreiben. Oder mehrere. Für mich gilt: Must-Trigger sollen nachgeholt werden, May-Trigger gehen verloren. Auch das ist natürlich immer situationsabhängig. Ich kenne das nur allzu gut von FNM-Drafts, bei denen man auf Spieler trifft, die die Karten noch nicht ganz so oft (oder sehr lange nicht mehr) in der Hand hatten. Da liegt es mir immer fern, ihnen das Spiel madig zu machen. Auf der anderen Seite erkläre ich aber auch niemandem während des Spieles, dass er mich doch bitte für ihn gewinnbringend angreifen soll. Das kommt nach dem Spiel. Rekonstruktion von Abläufen. Da lernt man das meiste. Ich auch noch. Ständig ;-)

- @Mr. "Mad" Martin: Counter und Control sind nicht böse. Dagegen zu spielen und spielen zu können gehört zu dem Spiel. Wer Magic lieber ohne die dazugehörige Komplexität hätte, findet ausreichend Alternativen. Aber genau das macht das Spiel aus. Spiele ich bewusst um ein Manaleck (Mana Leak) herum? Oder doch nur um das Dämmerzustand (Daze)? Control spielt auch nicht gegen das "Entfalten" an sich, sondern zieht allenfalls einen Vorteil, wenn der Gegner overextended (sprich es mit der Board-Präsenz übertreibt).

- Ich mag die entspannte Atmosphäre bei den wöchentlichen Drafts in Wien. Mit anderen Spielern über einzelne Karten sprechen, knappe Picks gemeinsam durchdenken, andere Meinungen einholen, andere Decks durchschauen - da kommt viel raus. Magic funktioniert aber schlecht, wenn es sich um ein übermüdetes "Karten halten" ohne besondere Motivation zur Konzentration handelt. Dafür ist das Spiel nicht gemacht, dann spiel ich doch lieber einfachere Brett- oder Kartenspiele. Eine ähnliche "Anforderung" wie an mich selbst projiziere ich sicherlich (bewusst oder unbewusst) ebenso auf meine Gegner.

#3Nik aus Otaria   kommentiert:  10.04.2013 - 23:10 Uhr

Ich habe es bei Deinem letzten Artikel schon angemerkt: Dein Schreibstil gefällt mir sehr gut. Was mich etwas gestört hat, war das häufige Hervorheben einzelner Wörter oder Wortgruppen durch das Fett“drucken“. Das hat den Lesefluss teilweise schon etwas beeinträchtigt und fand ich auch unnötig. Vereinzelt – wie in der Einleitung – fand ich es ok; im weiteren Verlauf hat es aber eindeutig überhand genommen.

Die Art und Weise, das Turnier wiederzugeben, finde ich gut gelungen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht einfach ist. Zumal, wenn man keine Möglichkeit hat, sich während der Spiele Notizen zu machen. Das Wesentliche war vorhanden, ohne sich zu in Details zu verzetteln, dazu stilistisch gut geschrieben – so sollten Turnierberichte sein.

Zur Fairness & Co.: Man sollte in der Tat so fair wie möglich sein und dieses Prinzip auch nicht für eventuell steigende Gewinnchancen aufgeben. Das hört sich furchtbar trivial und selbstverständlich an, ist es aber leider anscheinend nicht. Ich versuche vor allem auch immer, für eine möglichst entspannte und gute Atmosphäre zu sorgen. Es gibt wenig, was schlimmer ist, als jemandem gegenüber zu sitzen, der verbissen zu gewinnen versucht und das Ganze als persönliche Konfrontation versteht. Was ich mir – für sanktionierte Turniere / Events – allerdings abgewöhnt habe, ist, meinem Gegenüber offensichtliche Regelfragen / Interaktionen oder Einzelkarten zu erklären. Nicht, weil da auf einmal der Spike in mir durchkäme, sondern weil ich unterstelle, dass man sich mit so etwas auskennt, wenn man an offiziellen – und seien es auch noch so kleine – Turnieren teilnimmt. Es nervt einfach ungemein, wenn manche Leute dieselben Fehler immer und immer wieder machen. Das ist natürlich etwas anderes, wenn ich einem Anfänger gegenüber sitze, der z.B. zum ersten mal bei einem Draft mitmacht.

Noch eine inhaltliche Frage: Warum hast Du vor dem letzten Spiel gegen Boros nicht den Heilenden Zentauren ins Deck genommen? Die Leben sind immer relevant und 3/3 sind gute Werte, um zumindest abtauschen zu können, oder?

@sinus: Deinen Punkten zum Thema Trigger & Co. sowie Counter & Controlle kann ich voll und ganz zustimmen. In beiden Fällen gilt übrigens, dass man den Umgang damit am besten lernt, indem man es zunächst falsch macht. Das bedeutet für mich auch, dem Gegner in solche Fehler hinein laufen zu lassen, da der Lerneffekt größer ist, als wenn man ihn vorher darauf hinweist und – zumindest empfinde ich das so – sich damit auch in sein Spiel einmischt.

#4severin    Online-Magic kommentiert:  11.04.2013 - 12:54 Uhr

Ich finds spitze, dass du dir die Mühe machst, einen Turnierbericht zu verfassen! Von Standard, Modern und Legacy Events gibt es die ja sicher zuhauf, aber als Pauper/Peasant Spieler ist man da nicht so verwöhnt. Da ich solche Berichte aber gerne lese, noch dazu wenn sie so angenehem geschrieben sind wie deiner, großes Lob und hoffentlich folgt eine Fortsetzung. :-P

Zum Thema Trigger, Fairness und Verhalten während des Spiels schließe ich mich den Meinungen von sinus und Nik aus Otaria voll und ganz an!
Natürlich will man gewinnen, auch wenn man kein Geld dabei verdienen kann, aber sicher nicht zum Preis von verbissenen Spielen an einem angespannten Abend!

@Mr. "Mad" Martin:
Mit einer derartigen Einstellung schränkt man seinen Magichorizont sehr ein und es entgehen einem wesentliche Aspekte des Spiels.
Es gibt Decktypen, die etwas Zeit und Ressoucen brauchen, um sich "entfalten" zu können. Zu diesem Zeitpunkt sollten sie dann derart drückend sein, dass sie das Spiel in wenigen Zügen beenden oder den Gegner dauerhaft am Gewinnen hindern. Das ist aber nur eines von vielen möglichen Konzepten!
Andere Decks bedienen sich einfach anderer Strategien! Zu Beginn ein paar starke Kreaturen zu legen um danach in einem Kontrollmodus zu wechseln und dafür zu sorgen, dass sie nicht aufgehalten werden ist genauso spielbar und legitim. Ebenso wie ein Deck, das zu Beginn alle Gefahren neutralisiert und erst später mit einzelnen Kreaturn gewinnt. Sogar Strategien, die dem Gegner Ressourcen in Form von Landzerstörung oder Kartenabwurf nehmen haben ihre Berechtigung!
Ich finde nicht, dass das den Spielspaß mindert, ganz im Gegenteil. Gerade die Vielfalt der Karten und Möglichkeiten macht dieses Spiel doch so reizvoll für uns!

@Deck:
Ich finde viele der Karten des Deck lässig und kann mir gut vorstellen, dass es Spaß macht damit zu spielen. Da ich selbst kein ähnliches Token Deck je gespielt habe, ist das, was folgt, also reine Vermutung!

Hauptthema des Decks sind die Tokens, mit denen drei verschiedene das Spiel beendende Taktiken umgesetzt werden können:
1. Angriff mit Masse und Kjeldoranischer Schlachtruf (Kjeldoran War Cry)
2. Einzelangriff mit Stärke durch Überzahl (Strength in Numbers)
3. Kombo durch Mitternachts-Wachposten (Midnight Guard) + Gonds Ausstrahlung (Presence of Gond)

ad 1. Der Schlachtruf ist ein coole Karte, aber der erste macht halt nicht besonders viel. Weiß nicht, ob der 4 Plätze wert ist... Alternative wäre abgesehen von Befestigen (Fortify) vielleicht ein oder zwei Segen des Siegels (Sigil Blessing)?

ad 2. Gefällt mir gut.

ad 3. Obwohl die Kombo also nicht zentral ist (keine Turoren, carddraw, Schutz), nimmt sie acht Karten in Anspruch, was ziemlich viel ist. Die Aura ist auch so verwendbar, der Wachposten eher nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass das Verhältnis von erfolgreicher Kombo zu Nachteil durch situationsschwache Karten etwas ungünstig für dich ist.
Konsequenz wäre, entweder die Kombo raus oder thematisch verstärken.

vs Aggro: brauchst du Zeit. Die "soul sisters" machen da schon einen guten Job, Karten wie Stadtfest von Trokin (Festival of Trokin), Ins Leere laufen lassen (Blunt the Assault) und Moment des Friedens (Moment's Peace) machen vielen Aggro Decks das (über)Leben sehr schwer! Vor allem das irre leiwande Stadtfest ist der automatische Sieg gegen jedes Schussdeck.
Dank Befestigen (Fortify) bist du auch plötzlich sehr in der Lage, ein Schadensrennen zu gewinnen!

vs Massenzerstörung: Der Schlachtruf oder das ihn wahrscheinlich ersetztende Befestigen (Fortify) ist eine gute Antwort im Hauptdeck, im Sideboard ist Sichere Fahrt (Safe Passage) auch wirkungsvoll gegen Gruftratten (Crypt Rats) und Elektrickserei (Electrickery), ebenso Spinnenseidenrüstung (Spidersilk Armor). Viel mehr kann man nicht tun, jeden Deck hat (Gott sei Dank) Schwachstellen.

vs Control: Auch wenn am Turnier nicht geprüft sehe ich deine Chancen als sehr lebendig. Neutralisierer haben es schwer, da du viel am Ende ihres Zuges spielen kannst, Post kann dich nicht ausbrennen. Fissure Storm hat allerdings gute Karten. Aber gegen quasi nur einen Decktyp Karten zu boarden, auch wenn er sehr stark und populär ist... musst du entscheiden. → Das Schicksal vermeiden (Avoid Fate)


Ist jetzt zwar mehr eine Deckanalyse geworden, aber naja... :-)


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