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[Limited] Lasst uns mit limitierten Ressourcen Magic spielen

von sinus, 17.08.2014 - 11:42 – Spielvarianten

Vor ungefähr zwei Jahren waren meine Eltern in Frankreich. In einem kleinen Ort, auf der Landkarte nicht weiter auffällig. Es war ein Freitag Abend. Ein kleiner Laden war hell erleuchtet. Meine Mutter hat es so beschrieben: "Da sitzen Leute, schauen sich einen Stapel Karten an, nehmen eine und geben den Rest weiter. So geht das reihum."

Ist es das, was du am Freitag Abend auch immer wieder mal machst? Ja. Sogar genau das. Und im Rahmen der "Friday Night Magic" Veranstaltungen passiert das auf der ganzen Welt. Von Zeitzonen abgesehen also nahezu zeitgleich. Aber was passiert hier eigentlich?

Erfahrene Limited-Spieler können die folgenden Absätze getrost überspringen, ich möchte an dieser Stelle dennoch einen kurzen Einblick in das Format und die Grundlagen geben. Mit dem Fokus auf dem Draft-Format. Daneben existiert mit Sealed ein weiteres Limited-Format, welches vielleicht später einmal im Detail vorgestellt wird. Ich konzentriere mich vor allem deshalb auf das Draften, weil es in meinen Augen die spannendere und herausforderndere Art ist, Limited zu spielen.

Die Regeln sind schnell erklärt. Jeder Spieler erhält drei Booster. Im Regelfall aus dem aktuellen Set, beziehungsweise je ein Päckchen aus jedem Set eines Blocks. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wie immer. An einem Tisch, an dem im Optimalfall acht Personen Platz genommen haben, öffnet nun jeder Spieler sein erstes Booster, entscheidet sich für eine Karte und gibt den Rest im Uhrzeigersinn weiter. Das geht so lange, bis keine Karten mehr übrig sind. Dann wird das zweite Booster geöffnet und läuft gegen den Uhrzeigersinn den Tisch entlang. Beim dritten Booster geht es wieder nach der Uhr. Wer alles richtig gemacht hat, steht am Ende dieses Prozesses also mit 42 handverlesenen Karten da.

Aus diesen gedrafteten Karten baut im Anschluss jeder Spieler ein Deck mit mindestens 40 Karten. Standardländer werden vom Veranstalter zur Verfügung gestellt, im Durchschnitt liegt das richtige Spruch zu Land Verhältnis bei 23 Sprüchen zu 17 Ländern, wobei dies nicht unerheblich von den Faktoren der "Kurve" und der Ausrichtung des Decks abhängig ist.

Mit diesen 40 Karten Decks werden bei acht Spielern drei Runden gespielt, ein kleines Turnier sozusagen. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Varianten beim Draft: "Behalten" (ohne Rarepick) oder "Auflegen" (ausdraften, mit Rarepick). Beim Behalten darf jeder Spieler alle gedrafteten Karten nach dem Turnier mit nach Hause nehmen. Beim Auflegen werden nach den Spielen sämtliche Rares (und nicht selten auch alle Foil-Karten) auf einem Tisch aufgelegt. Dann fängt der Sieger an, eine Karte zu wählen, die er mit nach Hause nehmen möchte. So geht es bis zum Letztplatzierten, dann fängt es mit dem Sieger von vorne an. Leichte Abweichungen von diesem Prozedere sind völlig normal.

Warum macht sich hier eigentlich jemand die Mühe, über Limited zu schreiben?
Ich halte das Draft-Format für eine der ursprünglichsten und fairsten Formen, an das Spiel heranzugehen. Fest steht, dass der Draft-Prozess selbst eine gewisse Erfahrung voraussetzt. Im Vorteil sind jene Spieler, die viele Karten des Sets kennen und gängige sowie erfolgreiche Draft-Archetypen von weniger erfolgreichen Kombinationen unterscheiden können.

Persönlich bin ich ein großer Freund davon, eine faire Ausgangsbasis zu schaffen. Natürlich ist nicht jede geöffnete Rare an einem Tisch gleich gut, dennoch stehen die Chancen nicht schlecht, ebenbürtige Decks zusammen stellen zu können. Jeder Draft läuft anders und das Ergebnis ist nie gleich. Auch wenn Limited als Turnierformat etabliert ist, kann man lediglich erfolgreiche Farbkombinationen und Decktypen kennen und benennen. Diese ändern sich von Edition zu Edition, mit jedem neuen Set ist die "Limited-Umgebung" also völlig neu zu entdecken. Durch die starke Limitierung der Ressourcen wird das Gegenteil vom "Netdecking" erreicht, also das Kopieren bestehender, erfolgreicher Decklisten.

Ich kann es nur jedem Magic-Spieler ans Herz legen, Limited einmal auszuprobieren. Ein Abend kostet unwesentlich mehr, als die einzelnen Booster, die man öffnet. Und zusätzlich ist man für einige Stunden wirklich gut unterhalten. "Friday Night Magic" ist der nahezu perfekte Ort, um es selbst einmal auszuprobieren. Eine lockere und entspannte Umgebung und Atmosphäre, bei dem der Spaß am Spiel im Vordergrund steht. Neue Spieler bekommen Hilfe, Tipps und Tricks, wie es sein soll. Und das vielleicht Beste daran ist, dass man es weltweit immer und immer wieder tun kann...

Natürlich ist der Draft selbst schon unglaublich facettenreich. Von der richtigen Menge an Bomben und Zerstörungszaubern hin zu Besonderheiten einzelner Sets, von einer passenden Kurve bis hin zum richtigen Lesen der Signale. Aber man lernt schnell dazu. Falls gewünscht, wird es natürlich weitere Teile dieser hiermit begonnenen Limited-Serie geben.

Über den Autor:
Mein Name ist Christoph, die meisten werden von mir auf dieser Seite unter dem Namen sinus gelesen haben. Ich lebe, arbeite und studiere in Wien. Aktiv Magic spiele ich erst seit wenigen Jahren wieder. Besonders angetan haben es mir das Peasant-Format, bei dem neben häufigen Karten (Commons) maximal 5 Uncommons pro Deck gespielt werden dürfen und die Limited-Umgebung. Von Zeit zu Zeit altere ich Karten.



6 Kommentare

#1Kai Steiner    kommentiert:  20.08.2014 - 08:25 Uhr

Irgendwie fehlt hier das Sealed, denn Limitid ist schließlich ja nicht nur Draft. Ich persönlich mag Sealed sogar lieber, da ich dort meinen Kartenpool übersichtlich habe und beim Draft, mit Pech, von meinen Mitspielern die Karten weggepickt bekomme die ich benötige, weil ich und mehrere andere z.B. auf blau gehn, während ein anderer, der als einziger auf grün geht, ein brutales Stompy auf die Beine stellen kann welches alle anderen mit leichtigkeit schlägt.

#2Jashin   ICQ kommentiert:  22.08.2014 - 21:33 Uhr

@Kai: Ich hasse Sealed.
Sealed ist zu 90% Glück, während ich im Draft Signale lesen und geben kann und (in einem gewissen Rahmen) meines eigenen Glückes Schmied bin.
Meiner Erfahrung nach korreliert die Erfahrung mit dem Spiel mit der Bevorzugung von Draft gegenüber Sealed...

#3Lukas Gigler    Skype kommentiert:  22.08.2014 - 22:32 Uhr

Ich finde das Draften an sich wahnsinnig lustig obwohl ich nicht sonderlich gut darin bin. Leider gehen die Spiele mit dem Limited Decks je nach Edition von richtung OK (RTR, ISD) über meh (THS, M14) bis hin zu stinklangweilig (AVR, der komplette RAV-Block). Da es zusätzich noch teuer ist und mit meinen Skills wohl wenig Zählbares dabei rausschaut hab ichs aufgegeben.

#4sinus   kommentiert:  01.09.2014 - 16:49 Uhr

@kai steiner: Wenn du und mehrere andere in einem Draft auf blau gehen läuft etwas falsch. Das ist tatsächlich so einfach, wie es klingt. Wenn sich mehrere Spieler um eine Farbe (meist die stärkste Farbe des Sets) streiten, werden die Decks naturgemäß schwächer. Das hat aber weitgehend mit Erfahrung zu tun. Die führt nämlich zur richtigen Beurteilung, ob eine Farbe "offen" ist - oder nicht. Im Endeffekt läuft es auf das Lesen von Signalen hinaus. Das kommt in einem weiteren Teil.

@Jashin: Ich bin auch kein großer Fan von Sealed. Und noch weniger vom klassischen Prerelease-Sealed mit vorgefertigten Packs, die Spieler förmlich in eine Farbe hineindrängen.

@Lukas: Klar gibt es Sets, bei denen immer nur die gleichen Decks rausschauen und Synergien keine großen Rollen spielen. Mir persönlich hat der Theros-Block gut gefallen. Aber das ist sicherlich auch Geschmackssache. Klar kostet es Geld. Aber wenig mehr, als ins Kino zu gehen. Und deutlich weniger, als viele andere abendfüllende, unterhaltende Veranstaltungen. In Wien schaffen wir es mittlerweile zumindest gelegentlich, Tische mit Auflegen zusammen zu bekommen (was anderorts völlig normal ist, ist in Wien in den letzten Jahren zur Ausnahme geworden). Da steigt man wenigstens gut aus, wenn man den Draft gewinnt ;-)

#5Lukas Gigler    Skype kommentiert:  01.09.2014 - 17:53 Uhr

Ja vielleicht gehe ich mit Khans wieder mehr draften. Alleine schon wegen den Fetchländern. Bin aber generelle nicht so ein Freund vom auflegen, da wirklich immer die gleichen 3-4 Leute gewinnen, und der Neueinsteiger, der sich gefreut hat, dass er eine Foil-Moneyrare aufgemacht hta, geht wieder frustriert mit crap nach hause.
Deshalb würde ich zu Auflege-Drafts erst gehen, wenn ich schon fortgeschrittener wäre. Wusste nicht, dass du auch Wiener bist. Dann werden wir uns vielleicht eh Treffen beim Zocken ;-)

#6sinus   kommentiert:  01.09.2014 - 20:23 Uhr

@Lukas: Glaube ich habe mal einen Deck-Check mit dir gesehen. Ich bin regelmäßig bei FNM Drafts im Spielraum. Natürlich führt Auflegen dazu, dass man nur mehr mit den klassischen Leuten am Tisch sitzt ;-). Da gewinnen aber auch nicht immer die gleichen. Natürlich wird kaum ein Anfänger gerne sofort mit den ganzen erfahreneren Spielern am Tisch sitzen wollen. Das ist völlig verständlich. Deshalb kommt der Tisch ja auch immer nur dann zu Stande, wenn es mehrere Tische sind.


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