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Alles Nebensache? Oder: Da war ein Artefakt...

von Mario Haßler, 02.06.2016 - 18:30 – Allgemeines · Meinung · Karten+Editionen · Strategie

Bei unserem letzten Multiplayer-Abend hat Sabine im dritten Spiel mit Zersplittern ein Artefakt von mir zerstört. So weit, so unspektakulär. Aber mich hat das zum Nachdenken angeregt. Denn eigentlich ist das ja eine Karte, die für uns Freizeitspieler überflüssig geworden ist, weil es bessere Alternativen gibt: Auch in einem rein roten Deck bekommt man für die gleichen Manakosten ein Amulett des Zorns, eine Pulsierende Zersplitterung oder In Stückchen zerschmettern, die allesamt einen Mehrwert bieten. Wenn es nur um die Grundfunktionalität geht, ist Schmelzen ein Mana billiger zu haben, kostet also nur die Hälfte. Es gibt aber noch andere reizvolle Varianten, auch wenn sie zunächst unwirtschaftlicher erscheinen, weil sie mehr Mana kosten: zum Beispiel Bergung durch Moggs (möglicherweise kostenlos spielbar), Entrümpelung (kann umgewandelt werden, falls kein Artefakt zerstört werden muss), Schmetterschlag (lässt zusätzlich eine Karte ziehen), Trümmer und Scherben (zerstört zwei auf einmal), In Stücke schlagen (kann im späteren Spiel ein zweites Artefakt zerstören) oder Rostregen (kann wahlweise auch ein Land zerstören oder für viel Mana sogar beides).

Wenn man auch Hexereien in Betracht zieht, kämen beispielsweise Trümmerorgie, Vandalenrandale, Widerhallendes Verderben, Plünderung, Eisrutsch, Strukturelle Verzerrung, In den Kern hinein, Zerschmetternder Sturm, Feurige Konfluenz, Randalieren, Eintauchen in den Vulkan, Dahinschmelzen oder Erfinders Stolz in Frage. Und dann gibt es ja auch noch Kreaturen, die Artefakte entsorgen können, zum Beispiel Goblin-Kesselflicker, Hammerhexer, Rücksichtsloser Hedonist, Fackelunhold, Viashino-Ketzer, Goblin-Ebenbild, Manischer Vandale, Oxidda-Schrottschmelzer, Stachelmieze, Rammhorn, Gussblock-Zerkauer, Ausschweifende Zelebranten, Trotzender Oger, Rostmaul-Oger oder natürlich der von Sabine ebenfalls gespielte Hortschmelzende Drache.

Da stellt sich natürlich die Frage: Was nehmen? Zugegeben, eine Luxusfrage, denn das Angebot ist riesig, und die Unterschiede sind oft sehr situationsabhängig – mal wäre die Entrümpelung besser gewesen, dann hätte man lieber Trümmer und Scherben gehabt, und hin und wieder wäre ein Zerschmetternder Sturm die beste Karte gewesen. In meinen Decks findet sich eine entsprechend große Vielfalt an solchen Sprüchen und Kreaturen, wobei je nach Ausrichtung des Decks auch Karten wie Goblinvandale, Auseinandernehmen, Nachbeben oder Jokulhaups zum Einsatz kommen. Manchmal unterscheide ich diesbezüglich auch zwischen Einzel und Mehrspieler, beispielsweise tausche ich in "Jeskas Rasselbande" zweimal Schmetterschlag gegen zweimal Trümmer und Scherben aus, wenn es mehr als einen Gegner gibt. (Allerdings gab es bislang noch kein einziges Mal die Situation, in der ich innerlich jauchzte, weil genau das den entscheidenden Vorteil gebracht hat.) Dann wiederum kann es sein, dass es wichtig ist, viele Kreaturen zu haben oder lieber wenige, oder dass jeder Spruch auch Schaden macht oder eine Karte zieht oder oder oder.

Angesichts der Tatsache, dass Artefaktzerstörung in der Regel eine Nebensächlichkeit ist, oft genug nicht mal spielentscheidend und mitunter sogar völlig unnötig, mögen solche Überlegungen auf den ersten Blick müßig erscheinen. Aber ich finde, auch die Auseinandersetzung mit solchen Randthemen macht den Spaß beim Deckbau aus.

Daher die Frage an euch: Wie wählt ihr die Karten aus, am Beispiel Artefaktzerstörung für ein rotes Deck? Macht ihr euch dazu ebenfalls Gedanken – oder nehmt ihr einfach, was auch immer euch gerade in die Hände fällt, und sei es ein Zersplittern?



8 Kommentare

#1cheonice    Online-Magic kommentiert:  02.06.2016 - 19:18 Uhr

Eine spannende Frage. Da ich meistens EDH/Commander spiele, fällt die Wahl in der Regel auf Kreaturen (Manischer Vandale (Manic Vandal)), wiederholbare Sprüche (Pulsierende Zersplitterung (Shattering Pulse)), Sprüche mit mehreren Modi (Rakdos-Amulett (Rakdos Charm)) oder möglichst einseitige Allesbeseitiger (Vandalenrandale (Vandalblast)).
Der Zusatznutzen der genannten Karten ist einfach notwendig, um in einer Mehrspielerpartie mitzuhalten.

Im "normalen" Casual hingegen greife ich gerne zu Sprüchen mit Cycling (Entrümpelung (Scrap)). Diese Karten sind niemals tot. Vor allem, da ich kein Fan von Sideboards oder ähnlichem im Casual bin und auch keine Karten für Mehrspielerpartien austausche.

#2Jashin   ICQ kommentiert:  03.06.2016 - 00:58 Uhr

Ich glaube ich würde mich einfach doof fühlen, wenn ich genau wüsste, dass es eine flexiblere/kostengünstigere/stärkere Karte gibt, als die, die ich gerade im Deck habe.
Einzige Ausnahme: Der Preis der besseren Karte ist übertrieben. Dann greife ich natürlich zur suboptimalen Variante...

#3Mario Haßler     Online-Magic Skype kommentiert:  03.06.2016 - 17:24 Uhr

@cheonice: Sideboards gibt's bei uns auch nicht – im Multiplayer wechseln wir ohnehin nach jedem Spiel die Decks. Aber die Austauschkarten für Einzel oder Multiplayer möchte ich nicht mehr missen, denn ansonsten würde ich viele Karten nie spielen, die nur in dem einen oder anderen Format sinnvoll sind, z. B. Sengendes Brennen (Sizzle), Gedankenfang (Syphon Mind) oder Fleischansauger (Syphon Flesh). (Das hat mich ja seinerzeit dazu bewogen, Multiplayer-Karten gesammelt aufzulisten.) Kann ich dir nur empfehlen: Einfach ein paar mehr Karten mitsamt Hüllen in die Deckschachtel, dazu ein Zettelchen, welche Karte in welches Format gehören, mehr braucht's nicht!

@Jashin: Ja genau, darum geht's ja. Irgendwann war Zersplittern (Shatter) gut und entsprechend auch in den Decks drin. Dann kamen Karten heraus, die besser waren, und mittlerweile gibt es so viele Alternativen, dass es nicht darum geht, ob man Zersplittern (Shatter) ersetzt, sondern was man stattdessen nimmt. Leider hast du keine Antwort auf die Frage gegeben, worauf du dabei achtest, oder ob du einfach irgendeine andere Karte nimmst.

Was das Preisargument angeht, so ist das bei mir genauso (gilt vor allem für Länder*). Aber das ist beim Thema Artefaktzerstörung ja zum Glück nicht zutreffend (außer vielleicht bei Feurige Konfluenz (Fiery Confluence), ist aber auch eine wirklich tolle Karte).

* Klar hätte ich eine Himmlische Säulenreihe (Celestial Colonnade) lieber als einen Azorius-Gildeneingang (Azorius Guildgate) (von einer Tundra (Tundra) will ich gar nicht erst reden), aber meist sind mir auch schon Gletscherfestung (Glacial Fortress), Hafenstadt (Port Town), Himmelswolken-Weite (Skycloud Expanse), Küste der Chromsee (Seachrome Coast), Mystisches Tor (Mystic Gate), Präriefluss (Prairie Stream) oder Tempel der Erleuchtung (Temple of Enlightenment) zu hoch gegriffen, und ich begnüge mich lieber mit Friedliche Bucht (Tranquil Cove) und Sejiri-Refugium (Sejiri Refuge). (Aber in einem blau-weißen Meervolk-Deck muss es dann schon der Handelsplatz am Wanderweinfluss (Wanderwine Hub) sein...)

#4cheonice    Online-Magic kommentiert:  04.06.2016 - 09:26 Uhr

@Mario: Ich kann das mit den Multiplayerkarten durchaus verstehen. Leider komme ich zu selten zum spielen, dass das wirklich relevant wäre. Meistens versuche ich, meine Decks so auszulegen, dass sie in beiden Formaten (Einzel- und Mehrspieler) mithalten können.
Zum Thema Länder: Ich bin auch kein Fan von überteuerten Exemplaren. Meistens starte ich mit Dingen wie Sejiri-Refugium (Sejiri Refuge), um dann nach und nach die besseren Ländern anzutauschen. Zumindest, wenn es sich ergibt. Eine Ausnahme gibt es aber: Die Länder haben einen bestimmten Zweck im Deck neben dem Manafixing. Zum Beispiel das Zusammenspiel zwischen Feldschmiede (Battlefield Forge) und Sonnentröpfchen (Sun Droplet) in meinem Deck Brandheiße Meditation

#5Kai Steiner    kommentiert:  05.06.2016 - 22:17 Uhr

Ich versuche die, zum Deck passendste, Karte zu nehmen. Bei einem Burndeck wäre das z.B. In Stückchen zerschmettern (Smash to Smithereens). Für ein Kreaturenbezogenes Deck der Manischer Vandale (Manic Vandal), Im Opferdeck Gussblock-Zerkauer (Ingot Chewer) usw. Generell am liebsten mag ich jedoch die Trümmerorgie (Shattering Spree). Zersplittern (Shatter) spiele ich gar nicht mehr, da es ja, wie du bereits sagtest, Alternativen mit Mehrwert usw gibt. Genau so ist es übrigens auch bei Kreaturenzerstörern. Heute haben die wenigsten noch einen Terror (Terror) im Deck weil die Klinge des Schicksals (Doom Blade) und andere einfach besser sind.

#6Stephan Luther   kommentiert:  08.06.2016 - 19:47 Uhr

Ich kann Kai Steiner nur Recht geben. Es gibt nicht die eine Lösung für ein Problem. Wäre dem so bräuchte es in Magic nur gefühlt vlt 500-600 Karten und alles andere wäre nur unsinniger Ballast. Die Deckidee und Strategie entscheidet welche Karte gerade am besten nicht nur mein Problem entsorgt sondern auch im Gesamtbild des Decks eine gute Figur macht. Warum spiele ich In Stückchen zerschmettern (Smash to Smithereens)? Nun das Deck is ein UR-Delver..... es will keine weiteren Kreaturen spielen als Delver, Young Pyromancer und die anderen Bekannten. Manische Vandalen und Konsorten würden sich zwar gegen Affinity um Artefakte kümmern unterstützen aber den Rest des Deck in keinster Weise. Auch Artefakt-Entsorgung in Form von Hexereien ist blöd da Delver gerne reagiert und damit bleiben Spontanzauber übrig. In Stückchen zerschmettern (Smash to Smithereens) bietet neben der Instant-Speed auch noch Schaden, Burn, daher gibts nicht nur Problemlöser sondern auch noch das Sahnehäubchen den Burn-Plan zu unterstützen. Aber was wenn ich kein agressives Deck spiele? Dann werden die Vandalen auf einmal wieder besser. Sie entsorgen ein Problem und bleiben danach als mögliche Blocker liegen die Schaden abfangen während ich meinen weiteren Plan verfolge.

Und zum Schluss ist es auch manchmal einfach eine Frage des Kartenpools. Warum spiele ich 3 Kloster-Flinkspeer (Monastery Swiftspear) und Goblin-Wegefinder (Goblin Guide) statt den bekannten und deutlich besseren 2 weiteren Junger Pyromagier (Young Pyromancer) und Schnellzauberer (Snapcaster Mage)? Nun ich besitze letztere nicht bzw. nicht oft genug und bin auch nicht (immer) in der Lage mir sofort Exemplare der benötigten Karte zu besorgen. Also bleibt mir die Wahl ein anderes Deck zu spielen oder mich mit dem zufrieden zu geben was ich besitze. Ich denke jeder wird mir zustimmen das die letzte Option die bessere ist. Is vlt etwas weit hergeholt da gerade die Artefakt-Entsorgungs-Karten in rot auch nicht unbedingt der größte monetäre Aufwand in Magic sind aber vom Prinzip her ist es dasselbe ob es eine 10 ct oder 10-Euro-Karte betrifft.

#7Mario Haßler     Online-Magic Skype kommentiert:  20.06.2016 - 12:50 Uhr

Ok, es gibt Karten, deren Extra sich klar dem sonstigen Deck zuordnen lässt (wie eben In Stückchen zerschmettern (Smash to Smithereens) im Direktschaden-Deck oder Gussblock-Zerkauer (Ingot Chewer) in einem Opfer-Deck). Hier fällt die Auswahl nicht schwer.

Aber nehmen wir doch mal die von Kai Steiner favoristierte Trümmerorgie (Shattering Spree). Sie ist so gesehen ja neutral, weil es wohl kaum ein Deck gibt, das irgendetwas mit der Reproduktion oder den dadurch erzeugten Kopien anstellt. Also passt sie genauso gut in ein x-beliebiges mono-rotes Deck wie beispielsweise die Pulsierende Zersplitterung (Shattering Pulse). Das eine ist eine Hexerei, mit der man einmalig beliebig viele Artefakte zerstören kann, indem man entsprechend viel {r} bezahlt. Das andere ist ein Spontanzauber, mit dem man entweder für {1}{r} ein Artefakt zerstören kann, oder man bezahlt {4}{r} und bekommt zusätzlich den Spruch zurück auf die Hand, um später ein weiteres Artefakt zerstören zu können.

Was gibt dann letztlich den Ausschlag für die Trümmerorgie (Shattering Spree)? Oder hängt das von ganz anderen Faktoren ab, z. B. ob man beim Gegner mit viel Neutralisierung rechnen muss, wo die Trümmerorgie (Shattering Spree) doch einen deutlichen Vorteil hat?

#8Stephan Luther   kommentiert:  20.06.2016 - 18:47 Uhr

Ich denke hier ist die Antwort entweder

a) Geschmackssache. Man entscheidet also aus dem Bauch heraus, welche Karte gefällt mir gerade besser. Wenn ich nur mal EINE Artefaktzerstörung brauche weil ich mit störenden Artefakten rechnen muss, tun beide ihr Pflicht und es ist letztlich egal für welche ich mich entscheide.

b) Ich rechne entweder mit vielen Artefakten die gleichzeitig entsorgt werden müssen weshalb Trümmerorgie (Shattering Spree) den Vorzug bekommt oder ich rechne mit vereinzelten aber dafür starken Artefakten, weshalb ich eine Pulsierende Zersplitterung (Shattering Pulse) nehme. Letztere wäre gegen viele Artefakte harmlos da niemand genügend Mana haben wird um sie öfters mit Buyback-Kosten zu wirken.

Ich denke daher aber in den meisten Matches, wo diese Karten vlt auch eher Sideboard-Potential haben, tun beide ihre Pflicht und sind deshalb gleichwertig, womit es auch egal wäre für welche man sich entscheidet.


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