derzeit online: 149 Besucher und keine registrierten Benutzer
URL für diesen Beitrag

Die Phyrexianer im Kinderzimmer (Autorenvorstellung BigNerd)

von BigNerd, 09.04.2013 - 18:48 – Allgemeines

Jeder kennt das.

Als Kind das Gefühl zu haben, dass, trotz der tausendmal zerhörten Benjamin Blümchen-Kassette und der weichen, warmen Decke über dem Kopf, ein unsagbarer Schrecken in der anderen Ecke des Zimmers sitzt, darauf wartend, nachts an die Bettkante zu kriechen und einem die Träume auszusaugen.

Jeder kennt dieses Gefühl. Und trotzdem – unsere Kindheitsmonster haben mit ziemlicher Sicherheit völlig unterschiedlich ausgesehen.

Ich kann euch zeigen, wie das meine in etwa aussah.



Als Viertklässler hatte ich Angst vor erstaunlich vielen Dingen. Höhenangst, Angst vor Einbrechern, vor der Dunkelheit, vor Pilzen, vor Spinnen, vor Monstern, vor Fußbällen, vor Hunden und eine schreckliche Angst vor diesen verstörenden Bildern, die man eher zufällig aufschnappt, im Kino, im Fernsehen, oder vielleicht auf einem Plakat, die einen allerdings für den Rest des Lebens verfolgen.

Als Teenager war ich natürlich auch riesiger Fan der damals aufkommenden Pokemon-Welle. Wir sammelten die Karten, stritten darüber, wer als Erster Level 100 erreichen würde und dachten uns unsere eigenen Pokemon aus. Es war sicher eine Hysterie, aber meine Erinnerungen werden immer noch von einer warmen Nostalgie begleitet; Pokemon war DAS große Ding, es passte in die Zeit und zu unserer Generation.

Zu unserem Glück - und dem Pech unserer Eltern - wurde ein kleines Pokemon-Sammelkarten-Turnier in einer Mehrzweckhalle in Regensburg organisiert, auf das ich mit ein paar Freunden meiner damaligen Klasse hingehen durfte (natürlich unter der Aufsicht der Großen...). Ich freute mich natürlich riesig und trug an diesem Tag extra ein rotes Cappi, hatte einen Poke-Ball aus Plastik in meiner Tasche und gab mir selber den Spitznamen „Red“.

Das Turnier selbst habe ich nicht mehr in allzu guter Erinnerung, lediglich ein Moment prägte sich für mich ganz besonders ein.
Die erste Berührung mit dem Spiel.
Der Moment, an dem wir in der Pause voller Neugier an die Tische auf der anderen Seite der Halle liefen und sehen wollten, mit welchen Karten die „Großen“ dort spielten. Denn wie Pokemon sah das ganz und gar nicht aus...

Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich wohl um Karten aus Urzas Saga gehandelt haben musste, denn ich kann mich grob an ein paar der fremdartigen Artworks erinnern, welche die dort anwesenden Studenten auf die Tische legten.



Verbotenes wirkt ja bekanntlich anziehend. Bald traten ich und meine Freunde aus dem Pokemon-Alter heraus und dieses Kartenspiel für Erwachsene, von dem wir immer gehört hatten, entwickelte einen immer größeren Reiz auf uns. Eben jene Karten, die ich nun endlich als Magic the Gathering einordnen konnte, begegneten mir bei dem Sohn meines Taufpaten wieder, mit dem ich zu dieser Zeit fast regelmäßig Lego-Steine in dessen Zimmer zusammensteckte.
Ich war dermaßen fasziniert von der Ernsthaftigkeit des Spiels, dass ich mir von meinen Eltern das Starterpacket der 7. Edition wünschte, die zu dieser Zeit aktuell war. Dazu kaufte ich mir einen großen Haufen an Boosterpacks (überwiegend Prophecy und Invasion) und ließ mir von besagtem Kumpel das Spiel beibringen.

So leicht... war das dann aber nicht.
Der Einstieg erwies sich für mich als sehr frustrierend. Ich sah nicht ein, warum ich soviel Text auf einer Karte lesen, noch dazu verstehen musste. Warum sollte ich Karten abwerfen? Was hatte dieses Threshold zu bedeuten? Ich wollte doch nur einen roten 6/6er mit Flugfähigkeit - sonst nichts.

Avatar of Fury! Ich schicke dich in den Kampf! Mach ihn fertig... setze deine Tackle-Attacke ein... oder so... meh :(

Als meine Clique in der vierten bzw. fünften Klasse ebenfalls begann, Karten zu sammeln, war endgültig ein neuer Hype geboren – der Magic-Hype. Onslaught und Mirrodin waren zu dieser Zeit unglaublich beliebt, ließen sich doch damit coole Goblin- und Bestiendecks zocken, zudem konnten wir unsere besten Viecher mit Schwertern und Äxten ausrüsten.
Trotz der Begeisterung, die wir alle für die Bilder, für das Flair und für das Spiel an sich entwickelten, stiegen viele nach Kamigawa und Ravnica wieder ab; ich legte ebenfalls meine Karten zur Seite, denn obwohl wir eine Menge Spaß hatten, glaubte ich zu dieser Zeit, noch nicht Reif genug für ein dermaßen komplexes Spiel zu sein.



Drehen wir die Uhr vorwärts. Wir lassen die Zeit zwischen Kamigawa und Scars of Mirrodin hinter uns und machen wieder Stopp im Jahre 2012.

Angeregt von meinem Dominion-Fieber (und wer dieses Spiel nicht kennt, sollte es ohne Widerrede kaufen, spielen und vergöttern... das ist ein Befehl!) kramte ich in meiner alten Magic-Sammlung herum und erkundigte mich im Netz darüber, was sich denn so in der Welt meiner alten Kindheitshelden getan hätte. Ich las mich in die Hintergrundgeschichten von Time Spiral, Lorwyn und Alara ein, konnte ohne Schwierigkeiten wieder eintauchen und wurde von der Fülle an neuen Karten geradezu erschlagen.

Das Spiel allerdings wieder richtig in die Hand zu nehmen – und diesmal wirklich zu lernen – wurde angestoßen durch eine schreckliche Entdeckung, die ich machen musste.

Man hatte mein geliebtes Mirrodin zerstört!

Verseucht von diesen scheußlichen Phyrexianern, die damals in unserem Freundeskreis das ultimative Böse, die dunkle Seite der Magic-Welt, personifizierten.

Die Phyrexianer, die Magic tatsächlich aus dem Bereich von Kinderspielen in den +13 Bereich rückten.

Mein Vorhaben war klar: Denen müsste mal kräftig in ihr Hinterteil getreten werden...

Ich kniete mich tief, sehr tief in das Spiel hinein, lernte sämtliche neue Mechaniken kennen, erfuhr, wie man sie am effektivsten anwendet, was Begriffe wie Value, 2-for-1, Kartenvorteil und Board-Präsenz zu bedeuten haben, nahm Teil an den Avacyn-Restored-Drafts, analysierte die Aufzeichnungen der Pro Touren und durchforstete dutzende von Dech-Techs.

Ein guter Kumpel aus der Uni, mit dem ich heute immer noch zocke, probierte damals mit mir einige Kombos und Decks aus, wobei wir sehr schnell auf ein großes Hindernis stießen: das Geld. Viele gute Karten konnten (und können) wir uns nicht leisten; umso interessanter erschienen uns die Formate Peasant und Pauper, in denen Rares von vornherein ausgeschlossen sind, die aber trotz des niedrigeren Powerlevels Raum für Synergien und Strategien offenlassen.



Dieser Artikel war nicht nur eine Vorstellung meiner Wenigkeit, sondern auch eine Erinnerung daran, dass einige von euch sicher eine ähnliche Geschichte zu erzählen hätten. Und an dieser Stelle würde mich interessieren, welche (Um)-Wege ihr gegangen seid, wie aktiv ihr Magic spielt oder wie lange euch dieses Spiel schon begleitet hat.


In diesem Sinne... bis demnächst ;)

BigNerd



23 Kommentare

#1Tobias Klaus   kommentiert:  10.04.2013 - 08:27 Uhr

Ich finde es immer wieder witzig, wie sehr sich die Geschichten des Magic-Kennenlernens doch ähneln :D
Vielen Dank für den Text, dee mich an einigen Stellen zum Schmunzeln gebracht hat und an vielen anderen Stellen nostalgische Gefühle hervorgerufen hat :D
Besonders gefällt mir der Teil über die ersten Spiele mit den eigenen Decks - ich musste dabei ganz stark an die "Decks" denken, mit denen ich damals spielte :D Der Runde-Eins-Jungbrunnen (Fountain of Youth) wurde vom anderen Spieler neidisch beäugt, das Schleusentor (Floodgate) im Monoblau gehasst und der Anekdotentext gleichzeitig geliebt.

Aber zu deinen Fragen:

Meine Mutter kaufte damals ein Startpaket auf der Spielemesse in Essen (ich glaube es war Portal - jedenfalls waren zwei vorsortierte Decks drin, mit denen man an Beispielzügen das Spiel lernen konnte) - ich selber hatte damals unglaublich viel Angst vor dem Spiel (meine Mutter wird nicht müde zu erzählen, wie ich sie angebettelt habe es nicht zu kaufen..), weil ich gehört hatte das es süchtig macht. Und Süchtig war damals noch definiert mit: "Es ist böse, du kannst nicht aufhören, es macht dein Leben kaputt." Tja. Ich habe es dann also gespielt, meiner Mutter hat es nicht gefallen, und ich habe es nur in Grundzügen kapiert.
In der Umschulung hin zur 5. Klasse hatte ich dann den ersten anderen Magicspieler in meinem Umfeld, und wir wurden dadurch auch ziemlich schnell Freunde. Wir hatten nur einfarbige Decks, gebaut nach dem Motto "60 Karten? Na, 20 Länder, 20 Zauber, 20 Kreaturen", gespielt wurde nach dem kalten-Krieg-Schema (beide Seiten bauen sich ein paar dutzend Runden auf, keiner kommt auf die Idee anzugreifen..). Irgendwann wurde Magic dann durch das noch coolere DsA (P&P-Rollenspiel) ersetzt, das wir in etwa genauso ernsthaft spielten wie zuvor Magic.

Viele Jahre später entdeckte ich dann, dass die hinteren Räume meiner Stammkneipe von einem TradingCard-Verein genutzt wurden. "Gildenpakt" war zu dieser Zeit gerade erschienen, ich kaufte mir das Orzhov-Themendeck und kapierte erst da die Komplexität des Spiels. Ich meldete mich im Verein an und blieb dort bis er unterging.

Seitdem drafte ich fast nur noch mit Freunden bei mir zuhause am Wohnzimmertisch, vor allem wenn neue Editionen rausgekommen sind. Die Karten aus den Boostern landen dann zumeist in Freizeitspielerdecks oder werden bei meinen sehr seltenen FNM-Besuchen gegen Karten getauscht, die in Freizeitspielerdecks landen..

So, das hat jetzt aber was gedauert - die Arbeit ruft!

Tobs

#2Bieridiot   kommentiert:  10.04.2013 - 08:39 Uhr

Hat es etwas zu bedeuten, wieso so viele bei Mirrodin mitgespielt/angefangen haben, dann eine Pause eingelegt haben als Kamaigawa rauskahm, und dann 2011/2012 wieder eingestiegen sind?
Meine Meinung/Vermutung: Kamigawa ist ein ziemlicher Failblock, vor allem nach Mirrodin (eine der geilsten Editionen) ein rechter Rückschritt.

Ich hatte einen analogen Werdegang. Jedoch hatte ich in der Pause 2004 - 2011 eins oder zwei Jahe Yugiho statt Pokemon gespielt.. Und als ich wieder in Magic eingestiegen bin, hab ich mich nur gefragt, warum ich dieses scheiss Spiel Magic vorgezogen habe..
Die Antwort aber war klar: Es gab nur Yugiohspieler und keine Magicspieler.. Als ich aber im Herbst 2011 wieder eingestiegen bin, hat sich der Magicspieler-Anteil explosionsartig erweitert. nun spielen wir im mittleren zweistelligen Bereich regelmässig :)

Zur Frage wie aktiv wir spielen: sehr aktiv. Jedoch kein Billigmagic wie Pauper/Peasant, weil wir das Ganze Spektrum von Karten zocken wollen und uns nicht einschränken auf gewisse Formate.

Gruss
der Idiot mit Bier

#3atog28    kommentiert:  10.04.2013 - 14:07 Uhr

Schön geschrieben.

#4Aximand   kommentiert:  10.04.2013 - 16:51 Uhr

Also bei mir war es zuerst yugioh mit dem ich wie hätte es anders sein können über die wie ich heute finde läherliche tv-serie in berührung kam. Damals spielten wir es alle und dachten das wäre das ultimative TCG und magic irgend etwas änliches mit einen arsch voll länder. Wir waren mal mit der klasse auf einen ausflug und dort beobachteten wir zwei jungs wie sie magic zockten und dabei auf dem feld nur länder auspielten, also aus unserer sicht langweilig das geht bei yugioh viel schneller. Wenn ich jetzt daran zurück denke haten die ganz einfach schlechte decks voll teurer kreaturen die nicht vor den sechsten zug auf dem feld lagen. Das schreckte uns erstmal ab und wir blieben bei yugioh. Dann began die lehrzeit für mich und yugioh war geschichte und somit TCG. Später war ich mal in einen kaufhaus wegen irgend etwas und entdeckte dort bei der TCG vitrine magic packs von ravnica und dachte mir hmm der preis ist nicht höher als ein yugioh deck warum nicht mal ausprobieren, gedacht gekauft. Tja damit beganen auch schon die probleme mit angriff /blocken deklarieren, priorität, und die ganzen mechaniken. Doch mit der zeit begann ich es zu kapieren und war total magic verfallen. Wenn ich jetzt zurück an yugioh denke frage ich mich wie konnte ich diesen blödsinn spielen und so viel geld in so hässliche und kindische karten stecken wo magic einfach die unangefochte nr.1 in fast jedem punkt ist und bleiben wird.

Das witzige ist als ich mit magic anfing war mir garnicht klar wie alt das spiel ist, ich dachte nämlich es sei so ca. 3-4 jahre alt als ich dan rausfand das es schon seit 1993 magic gibt und es damals p9 karten gab wolte ich in die zeit zurück reisen um mir 4 displays zu holen :)

#5Jashin   ICQ kommentiert:  10.04.2013 - 19:48 Uhr

Also ich finde ja, dass Dominion eines der langweiligsten Spiele ist, die ich in den letzten Jahren kennen gelernt habe (und ich spiele verdammt oft viele verschiedenen Brett- und Kartenspiele.
Dominion ist dermaßen zäh und interaktionslos und wenig abwechslungsreich, dass ich es möglichst vermeide, wenn immer jemand es vorschlägt. Jeder spielt so vor sich hin, schaut den anderen bei ihren Zügen zu und die einzige Interaktion zwischend den Spielern sind Karten, die manchmal gespielt werden und dann alle Gegner irgendwie dissen, aber auch nicht beantwortet werden können.
Für die Nicht-Dominion-Kenner: In meinen Augen ist Domion in etwas so, wie wenn eine Viererrunde Magicspieler alle Stormdecks spielen und zwischendurch das ein oder andere Zermürbung (Unnerve) oder Seelenfang (Syphon Soul) ausgezockt wird - langweilig eben...

#6Nik aus Otaria   kommentiert:  10.04.2013 - 21:50 Uhr

Ich bin zum Glück von dem ganzen Pokemon-Scheißrott verschont geblieben. Ich wurde damals (noch Grundschulzeit) von ein paar Kindern ausgelacht, weil ich nichts mit den Pokemon-Karten anzufangen wusste. Das hat als Therapie gereicht, so dass ich nie das Bedürfnis hatte, da mitzumachen. Über alles Weitere – in Bezug auf Magic – habe ich auch einen eigenen Artikel geschrieben. (Und wo ich gerade schon dabei bin, mit Links um mich zu schmeißen: Wem es mit seiner Abneigung gegen Pokemon genauso ging, dem sei folgender Artikel empfohlen.)

Ich stimme Dir übrigens völlig darin zu, dass man Phyrexianern kräftig in den Hintern treten muss. Und ihr scheußliches Phyrexia sollte man am besten gleich mit vernichten. Aber irgendwie braucht wohl jede Welt ihre Phyrexianer / Daleks / Zerg / was auch immer...

Dein Schreibstil wie auch der gesamte Artikel haben mir gut gefallen und ich konnte auch vieles von dem, was Du geschrieben hast, sehr gut nachvollziehen. Es würde mich freuen, mehr von Dir hier zu lesen.

#7sinus   kommentiert:  10.04.2013 - 23:41 Uhr

@Nik: ein selten schlechter Artikel, den du da verlinkt hast. Das Gegenteil von gutem Text - und weitgehend aussagelos. Abgesehen davon, dass man (so man will) das Wort Pokemon mit Magic ersetzen kann, zum Alter der Kinder eine Dekade addiert und das gleiche behauptet. Ich habe Pokemon als Kartenspiel nie gespielt. Werde ich auch nicht. Ist nicht interessant, zu simpel gestrickt, das Artwork fasziniert nicht etc. Aber auf einer Seite eines Sammelkartenspieles über ein anderes zu wettern, das potenziell den gleichen oder einen ähnlichen Konsumwahnsinn verursacht, der zu Recht kritisiert gehört, halte ich für (entschuldige!) sinnfrei.

#8severin    Online-Magic kommentiert:  11.04.2013 - 10:18 Uhr

Ein sehr kurzweiliger Artikel!

Deine Ansicht zu Pauper/Peasant Magic teile ich seit meinem Wiedereinstieg vor zwei Jahren haargenau, sind ausgesprochen gut funktionierende Formate für den kleinen Geldbeutel.

@Jashin:
Ich spiele Dominion gerne! Und zwar ohne es mit Magic zu vergleichen... Andere Kartenspiele (Gut, Dominion tarnt sich als Gesellschaftsspiel ;-)) haben eben ein anderes Konzept und damit auch andere Spielmechanismen und Eigenschaften, eben andere Reize. Nur weil ein Spiel das, was Magic ausmacht, nicht genau so gut imitiert, macht es noch lange nicht zu einem schlechten Spiel!

@Nik aus Otaria:
Was der Typ genommen hat, bevor er den Artikel geschrieben hat, bekommt man nicht in der Apotheke.
Dass man dagegen ist, dass Kinder den ganzen Tag fernsehen oder in eine Art Spielsucht verfallen, ist nachvollziehbar. Dass er derjenige ist, der das ganze Zeug verkauft, scheint ihn nicht zu stören. Passt nicht.
Aber wer ein Sammelkartenspiel für Kinder mit dem Holocaust vergleicht, verdient unsere Aufmerksamtkeit hier nicht.

#9Nik aus Otaria   kommentiert:  11.04.2013 - 12:07 Uhr

@sinus:
Der Unterschied von zehn Jahren ist – bezogen auf das Alter, um das es geht – enorm. Vor allem, was die Fähigkeit, eigenständige und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, anbelangt. Ich denke, dass das niemand ernsthaft bestreiten will. Und der Punkt der Werbestrategie, auf den Pischner abzielt, ist durchaus relevant und unterscheidet in seiner Art und Weise sowie der Zielgruppe auch wesentlich Magic von Pokemon. Ich habe jedenfalls noch kein Magic-Kuscheltier, Magic-Bettwäsche oder eine Magic-Zeichentrickserie gesehen, die offensichtlich auf unselbstständige Kinder im Vorschulalter abzielt.

@severin:
Pischner hat an keiner Stelle Pokemon mit dem Holocaust verglichen! Ich weiß auch nicht, wie Du darauf kommst. Hätte er es getan, hätte ich diesen Artikel niemals verlinkt oder empfohlen!

Allgemein:
Dass der Artikel nicht höflich oder objektiv ist, ist eindeutig. Eine Warnung gab es auch in der Überschrift. Man muss Pischners Art, die in diesem Artikel extrem polemisch ausfällt, auch nicht mögen. Und dass er dasselbe Kartenspiel, das er kritisiert, verkauft, kann man sicher als scheinheilig bezeichnen. Ich finde nur, dass er durchaus ein paar treffende und wichtige Punkte aufzeigt, die die Kritik an Pokemon gut – wenn auch unsachlich – zusammenfassen.

Die Empfehlung dieses Artikels sollte keine Kritik an irgendjemandem sein, der Pokemon gespielt hat. Sollte das so rüber gekommen sein, entschuldige ich mich dafür. Ich stimme auch nicht in allen Punkten mit dem Autor überein; fand aber, dass man in diesem Kontext durchaus mal auf so einen Artikel hinweisen kann. Wenn das (vor allem von BigNerd, unter dessen Artikel ich den Link gesetzt habe) als unpassend empfunden wird, werde ich das in Zukunft nicht mehr machen.

#10Teferi   Online-Magic kommentiert:  11.04.2013 - 18:13 Uhr

Ich habe relativ spät überhaupt mit TCGs angefangen.
Als ich studiert habe, und mit einem Mitstudenten gelernt hatte, hatte ich die alte Yugioh-Fernsehserie gesehen und wir wollten sowas auch bei uns einführen. Bei mir ist das wohl stärker eingeschlagen, denn ich habe mir schon bald zwei Starterdecks gekauft. Da mein Mitstudent nicht so heiß drauf war, wie ich, habe ich in einem Laden gespielt und dort auch meine Sammlung vergrößert.
Irgendwann hat mir jemand von da ein Magic-Deck gebraucht verkauft. Und das war gar nicht schlecht. (Wen es interessiert: Es war blau-weiß.)
Ich habe noch ein wenig Yugioh weitergespielt, allerdings hat mein Interesse recht schnell nachgelassen, als einige sehr aktuelle Karten Karten aus dem "Exil" holen konnten, die doch für den Rest des Spiels dort bleiben sollten.
Allerdings habe ich nebenbei mit meiner damaligen Rollenspiel-Runde Magic einigermaßen kennen gelernt. Das hat dann dazu geführt, dass ich in einem Laden dem Chef meine gesamten Yugioh-Karten für 21 uncommon-Karten gegeben habe. (Ein paar von denen sind immer noch in meinen Decks.)
Ich hatte dann auch schon Booster gekauft und alle blauen und weißen Karten sind in das bestehende Deck gewandert. Was ich mit den anderen machen sollte, wusste ich nicht wirklich. Als mir dann aber jemand den Unlebender Psychopath (Unliving Psychopath) abtauschen wollte, habe ich schnell ein {s}{r}{g}-Deck gebaut. Und der war drin. Den wollte ich nicht hergeben.
Dann bei Zeitspirale bin ich so langsam aktiv geworden mit dem ersten Prerelease, wobei ich auch gleich beim Ersten mal Akroma, Engel des Zorns (Akroma, Angel of Wrath) gezogen hatte.
Nach Weltenchaos musste ich aus gesundheitlichen Gründen pausieren und bin erst wieder mit Zendikar eingestiegen.
Nun ist es keine Seltenheit mehr, dass ich mir von einem neuen Set erstmal zwei Displays hole.

#11Falco   kommentiert:  11.04.2013 - 19:37 Uhr

So, ein Hallo an alle,
nachdem ich schon einige Decks von mir hier online gestellt habe, wollte ich mich auch mal vorstellen, damit Ihr wisst, mit wem Ihr es zu tun habt. Und auch mein Werdegang mit Magic;
Ich bin 38 Jahre alt, also vermutlich um einiges älter als viele hier. Habe eine kleine 2Monatige Tochter. Wohne schon sehr lange in der Schweiz, bin aber - noch - Deutscher.
Spiele liebte ich schon immer. Bevor ich recht spät zu Magic kam, fing ich an mit dem Commodore 64 und spielte mich durch über 13 Konsolen plus Handhelds und mit geschätzten mind. 400 durchgespielten Konsolen/PC-Games darf ich mich wohl zu den Dinosauriern der Videospielwelt zählen. Habe dieses Hobby sehr exzessiv gespielt - Tunierniveau. Zum Schluss war es allerdings nur noch mehr Arbeit, als Spielspass. Zu Zeiten von Ravnica verkaufte mein Gameladen auch Magic und ich habe mir dann eine Demo-CD für den PC aufschwatzen lassen. Tja, hat mich voll gepackt und meinen besten Freund habe ich auch angesteckt. Da wir beide voll arbeiteten, viel Freizeit hatten und keine Freundin, haben wir viel gekauft und viel ausprobiert. Ich muss sagen, viel Schrott wie Themendecks und Booster wie blöd. Habe dann zu Llorwyn´s Zeiten mit FNM angefangen und ging dann rasch auch zu Standart über. Dieses gab ich dann aber nach 2 Jahren gefrustet auf. Geld und viel Zeit in Decks stecken und Fortuna, die verdammte &%$(*§"% war bei Standart-Tunieren nie auf meiner Seite. Release, FNM und so habe ich einige gewonnen, aber sobald es um ein Qualifier ging, hatte ich nur lausige Draw´s. 10 Mulligans in 4 Matches waren an der Tagesordnung. Habe dann mein Regal mit Magic-Karten verkauft - für weit unterm Preis. Nur etwa 35 Deck´s und alle Länder (Dual´s und co) habe ich behalten. An Pre- und Releases gehe ich immer noch, FNM nur noch selten. Letztends mal ausnahmsweise wieder an ein Qualifier (Sealed und Standart) und Fortuna kann mich immer noch nicht leiden. Super Pool, aber lausige Draw´s. Egal.
Spielen tu ich seit Jahren regelmässig, aber nur am Küchentisch mit Hausregeln: Ein freier Mulligan, wenn man dann 1 oder weniger oder 5 oder mehr Länder auf der Hand hat, vorzeigen und ein weiterer Gratismulligan. Natürlich nur mit Decks, welche min. 20 Länder beinhalten, versteht sich. So macht Magic nämlich Spass und ist nicht so ein Glücksspiel. Poker (Texas Hold´em) zum Beispiel ist dagegen kaum ein Glücksspiel, wenn man es mehr als nur einmal alle paar Monate spielt.
Mittlerweile habe ich 5 Commander-Decks und etwa 47 fertige Decks, die etwa T2-Niveau betragen. Plus etwa noch 5 - 7 Decks, an denen ich arbeite. Ich habe mir 5 einfarbige Decks gebaut, die sehr stabil laufen und als Referenz herhalten, bzw. als Testdecks herhalten müssen, wenn ein neues Deck fertig zu sein scheint. Erst wenn es gegen diese im Grossen und Ganzen bestehen kann, wird es als fertiges Deck bezeichnet.
Spielen tue ich ausserdem noch einige Brett- und Tisch-Spiele, wie Dominion (seltener), Siedler von Catan, 7Wonders(grossartiges Spiel), Targi etc.
Leider ist die Site, auf der ich früher war, geschlossen und meine Decklisten futsch. Da ich mehr als ein Jahr nicht mehr online nach Decklisten schaute, habe ich es zu spät bemerkt. ;-(
Tja, und vor einiger Zeit merkte ich, das einige Decks nicht so gut waren und fing wieder an, online rumzuschauen, nach Ideen etc. und stiess auf diese Site. Und ohne zu schleimen, kann ich sagen, ist ne schöne Site. Und so, da bin ich.

#12Jashin   ICQ kommentiert:  12.04.2013 - 00:53 Uhr

Ach ja, der Herr Pischner...
Er ist zwar manchmal ein wenig extrem und oft auch sehr negativ, aber in vielen Kernfragen muss ich ihm zustimmen - wäre schön, wenn innerhalb von Wizards auch ein Pischner existieren würde...

#13sinus   kommentiert:  12.04.2013 - 02:56 Uhr

Ich sitze hier mit severin, den die meisten Leser ja aus diversen Kommentaren zu Decklisten, Kombos und Fragen durchaus gut kennen sollten.

1. "Der Unterschied von zehn Jahren ist – bezogen auf das Alter, um das es geht – enorm. Vor allem, was die Fähigkeit, eigenständige und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, anbelangt. Ich denke, dass das niemand ernsthaft bestreiten will. (...) Ich habe jedenfalls noch kein Magic-Kuscheltier, Magic-Bettwäsche oder eine Magic-Zeichentrickserie gesehen, die offensichtlich auf unselbstständige Kinder im Vorschulalter abzielt."

Doch. Das muss bestritten werden. Trifft ein unmündiger Minderjähriger seine Entscheidungen nicht selbst, müssen diese (als logische Konsequenz) von anderer Seite kommen. Im Regelfall daher von Seiten der Eltern. Der Mutter, die verzweifelt im Laden steht, um ein limitiertes Glurak bettelt und dabei scheinbar Tränen in den Augen hat, ist schwer zu helfen. Mit gesunder Erziehung, Eigenständigkeit und Verantwortung hat das allerdings verdammt wenig zu tun. Der Unterschied liegt einzig und allein darin, welche Menge an eigenem Kapital dem Kind oder Erwachsenen zur Verfügung steht - sei es überantwortet oder selbst verdient. Der Wirtschaft ist die mangelnde Vermittlung von Werten, des Haushaltens mit dem eigenen Budget und des verantwortungsvollen Umgangs mit Konsumgütern aber sicherlich nicht vorzuwerfen.

2. "Und der Punkt der Werbestrategie, auf den Pischner abzielt, ist durchaus relevant und unterscheidet in seiner Art und Weise sowie der Zielgruppe auch wesentlich Magic von Pokemon."

Das ist kein legitimes Argument. Viel zu oft hat man gehört, dass hier Äpfel und Birnen verglichen werden. Dennoch gibt es in der Welt von Wizards Of The Coast viele Beispiele, die eine derartige Abwertung von Pokemon gegenüber Magic scheitern lassen. Planeswalker-Points und Draft-Startgelder sprechen eine sehr ähnliche Sprache.

3. "Pischner hat an keiner Stelle Pokemon mit dem Holocaust verglichen!"

Pischner vergleicht in seinem Artikel "Sammle sie alle!" mit "Töte sie alle. Gott will, dass du tötest!", "Schwarze sind keine Menschen" und "Frauen sind von Geburt an schlecht und schuldig." Das ist Wahnsinn. Und abgrundtiefer, aber jeglicher Begründung entbehrender Hass gegenüber einem Kartenspiel (sic!). Und lange nicht mehr nur polemisch, sondern potenziell gefährlich.

btw: das Zitat "Gott will, dass du tötest" entbehrt jeder Grundlage und ist offensichtlich vom Autor so entworfen - was auch immer damit gemeint sein mag, bleibt unersichtlich.

Wir wollen eines nicht vergessen: Pokemon war von Anfang an als Konsolenspiel konzipiert. Mit einer einmaligen Investition, und Freunden, die eine komplementäre Edition erworben hatten, ging es darum, ein virtuelles Lexikon zu vervollständigen (gotta catch 'em all). Ein sich aus dieser Schiene erfolgreich entwickelter Hype hat (aus logischer wirtschaftlicher Konsequenz) zu vielen anderen Produkten geführt und weitere Märkte erschlossen - darunter auch das Sammelkartenspiel.

Der Slogan war also in erster Linie nicht auf das Kartenspiel bezogen und zielte nie darauf ab, tatsächlich alle Karten zu besitzen. Kinder und vor allem Eltern, die dies so interpretiert haben, ist vor allem Unwissenheit zu unterstellen - jedenfalls kann daraus keine berechtigte Kritik an der Werbemaschinerie von Pokemon abgeleitet werden.

4. "In den letzten Jahren tendiert Werbung immer mehr dazu, über mehr oder weniger versteckte Drohungen zu funktionieren. Ich verabscheue auch diese Art Werbung."

Bullshit. Die Art der drohenden Werbung war nicht nur in Zeiten des Nationalsozialismus schon hoch im Kurs, sie hat auch davor schon (mehr oder weniger) funktioniert. Und sie funktioniert (im Vergleich mit humorvoller, emotionaler, narrativer und schockierender Werbung) erstaunlich schlecht. Ehrlich.
Der Autor schimpft hier über etwas, wovon er offensichtlich nur am Rande etwas versteht, aber eine sehr tief verwurzelte Abneigung hat. Ob aus Hass oder Größenwahn ist nicht ersichtlich.

#14BigNerd   kommentiert:  12.04.2013 - 10:15 Uhr

So, jetzt melde ich mich mal zu Wort:

Ein paar Worte zum oben verlinkten Artikel.

Ich habe ihn mir durchgelesen und fand es tatsächlich interessant, WAS ich lesen musste. Das ist die Meinung des Verkäufers. Schön. Als ich aber auf das Veröffentlichungsdatum sah, klickte es bei mir. Vielleicht werde ich einen ausführlicheren Artikel hier zu verfassen, möchte aber in Kurzform beschreiben, was meine Gedanken und Erinnerungen dazu sind.
Um 2002 herum (dem Veröffentlichungsdatum dieser "Hasstyrade") gab es an unserer Schule (Gymnasium irgendwo in der bayrischen Provinz) Ärger mit Sammelkartenspielen, die zu dieser Zeit grasierten. Dazu gehörten nicht nur Pokemon oder Yu-Gi-Oh, sondern auch Magic fiel in dieses Raster, wurde glücklicherweise von den Lehrern kaum bemerkt. Eine Allergie gegen die ersteren zwei hatten allerdings so ziemlich ALLE Erwachsene zu dieser Zeit.
Falsch. Allergie sagte ich...? Nein, Panik, Hysterie... Der Direktor setzte an unserer Schule ein Verbot von "Glücksspielen" an, sprich Sammelkartenspielen; wer in der Pause erwischt wurde, musste seine Sammlung abgeben und konnte das konfiszierte Material erst am Ende des Schuljahres wieder abholen. Wow... was war das damals für eine Angst. Dass wir alle verblöden und zu hirnlosen Zombies heranwachsen.
So, und 10 Jahre danach kräht kein Hahn mehr nach Sammelkartenspielen. Jetzt ist Facebook der Elternschreck...

Kleiner Denkanstoß hierzu. Werde da wahrscheinlich auch etwas längeres dazu schreiben, da dies ein wichtiges, interessantes und oft fehlinterpretiertes Thema ist.

Zu Dominion:

Ich denke auch, dass jeglicher Vergleich mit Magic natürlich hinkt. Dominion ist natürlich wesentlich leichter zu erlernen, schneller, einfacher und besser für "Zwischendurch". Ich spiele mit meinen Freunden gerne 2 - 3 Partien nach einer langen Runde Magic, um uns "abzukühlen". Munchkin fällt z.b. in eine ähnliche Kategorie.

@Jashin: Versuch mal, nicht mit dem Basis-Spiel zu zocken, sondern nimm Karten aus den Erweiterungen Intrige, Seaside oder Blütezeit hinzu... dann wird es wirklich interessant und auch wesentlich interaktiver!

An Alle:

Und schließlich möchte ich euch allen für euer nettes und konstruktives Feedback danken! Es freut mich, dass mein Artikel so gut bei euch ankommt und versuche natürlich, wieder mal etwas von mir hören zu lassen. Schreiben ist meine große Leidenschaft und ich verbinde sie gerne mit anderen Hobbies, sei es Musik oder eben Gesellschaftsspiele.

Vielen Dank fürs Lesen an euch! :-)

#15Jashin   ICQ kommentiert:  12.04.2013 - 22:56 Uhr

@BigNerd: Oh, ich habe Dominion durchaus schon mit Erweiterungen gespielt. Trotzdem finde ich das Spiel weiterhin langweilig. Es gibt so viele interessante Brett- und Kartenspiele, die ich lieber spiele, dass für mich einfach kein Bedarf besteht.
Ein paar meiner Favoriten: Stichmeister, Stratego, Doppelkopf, Bang (mit 6+ Leuten), RoboRally, Jäger der Nacht (mit 7 oder 8 Leuten), Bezzerwizzer, Malefiz, Cartagena, und, und, und...
Spiele, die mich langweilen: Dominion, 7 Wonders, Äpfel zu Äpfeln (haben wir eine Weile lang einfach zu oft gespielt), Reaktionsspiele wie Ligretto, Dubble, Geistesblitz und Jungle Speed

#16Käsekosmonaut    kommentiert:  13.04.2013 - 00:38 Uhr

Dominion ist vielleicht nicht so interaktiv wie andere Spiele, dafür erfordert es trotzdem Kreativität und Verständnis für eine gute Deckzusammensetzung. Wir spielen immer mit zufälligen Aktionskarten, sodass bei der großen Auswahl immer andere Kombinationen auf einen zukommen, mit denen man eine Strategie entwerfen muss. Ist es mehr wie Mario Kart, wo ja auch viele dran Spaß haben soll, mit Denken. Jeder fährt sein "Rennen" und hat ab und zu Gelegenheit, die Gegner ein wenig zu stören. Spiele müssen nicht immer komplett interaktiv sein, um Spaß zu machen.

Munchkin wiederum finde ich völlig bescheuert. Das blöde an dem Spiel ist, dass meistens alle Spieler ihre Pumpsprüche auf der Hand horten und den ersten Spieler, der gewinnen würde, gemeinschaftlich von vorne anfangen lassen. Je nach Größe der Runde gewinnt dann der, der als 2., 3. oder 4. Level 10 erreicht hätte.

#17Jashin   ICQ kommentiert:  13.04.2013 - 00:53 Uhr

@Käsekosmonaut: Ist das nicht genau wie in jeder Magic-Mehrspielerrunde?
Es ist doch immer besser, nur der zweitgefährlichste Spieler zu sein als die primäre Bedrohung...
Ich finde halt irgendwie, dass bei Dominion zu wenig passiert. Wenn man dann noch mit recht langsamen Leuten spielt, die ewig überlegen müssen, was sie nun mit ihren fünf Handkarten machen, dann hat man halt doch recht viel Leerlauf...
Ich bevorzuge Spiele, bei denen entweder alle gleichzeitig aktiv sind (weil man beispielsweise auch im gegnerischen Zug Karten spielen kann) oder zumindest keine ewig langen Züge entstehen (entweder weil die Züge einer Runde kurz sind oder weil sie aus mehreren Phasen bestehen, so dass man in einer Runde öfter etwas machen muss...

#18Käsekosmonaut    kommentiert:  13.04.2013 - 12:03 Uhr

Ja, bei Magic ist das vielleicht ähnlich, aber da ist es mehr ein kontinuierlicher Kampf zwischen dem starken Spieler und den anderen und auch selten so fokussiert, da die verschiedenen Spieler vielleicht eine unterschiedliche Ansicht darüber haben, wer denn nun die größte Gefahr darstellt und sich dies vielleicht auch von Runde zu Runde ändert.
Bei Munchkin spielen die Spieler allerdings nicht direkt gegeneinander, sondern eher wieder jeder für sich. Wer zuerst Level 10 erreicht, gewinnt. Wer sich jetzt in seinem entscheidenden Zug einem riesigen Monster gegenübersieht, dass er noch gerade so besiegen würde, wird das Monster von allen Gegnern sofort so verstärkt, dass man keine Chance mehr hat. Wenn das Monster selbst noch nicht genug schlimme Dinge hat, wird einfach noch ein Monster per Zauber dazugelegt, dass dieser Spieler auch auf jeden Fall wieder bei Level 1 startet. Dem nächsten geht es vielleicht genauso, der dritte gewinnt dann, weil alle ihre Mittel verschossen haben. Ein Vergleich mit Magic ist aufgrund der mangelnden Komplexität auch mehr als unangebracht. Dass der Spieler, der gewinnen würde, meistens verliert, ist leider bei vielen Gesellschaftsspielen, wo sich die Spieler verbünden können, der Fall. Wenn bei Risiko ein Spieler die überhand gewinnt, werden einfach alle drei Gegenspieler eine Kamikazeaktion starten: Alle Truppen auf einen Fleck und losmarschieren. Vorher noch kurz abstimmen, wer welchen Weg nimmt, damit es auch genau aufgeht und schon ist der stärkste Spieler häufig ausgeschaltet, auch wenn die anderen Spieler nun eigentlich nichts mehr haben.

#19Nik aus Otaria   kommentiert:  13.04.2013 - 17:34 Uhr

@sinus & severin:
[Da ich nicht weiß, wer zu welchen Teilen den Kommentar geschrieben hat und die Einwände inhaltlich zusammenhängen, schreibe ich jetzt einfach mal an euch beide und werde das im Folgenden auch entsprechend formulieren.]

Also; ich habe längere Zeit überlegt, ob ich in Bezug auf eure Entgegnungen zurückschreiben soll oder nicht. Ich möchte nämlich wirklich nicht, dass das irgendwie unter einem Artikel ausufert, der mit dem Inhalt dieser Diskussion nur bedingt zu tun hat. (Würde diese Diskussion in der Plauderecke stattfinden, wäre das etwas anderes.) Ich habe mich dann aber doch dazu entschieden, euch zu antworten.

Grundsätzlich habe ich nicht die Absicht, die persönlichen Ansichten Andreas Pischners zu verteidigen. Ich wollte jetzt aber auch nicht einfach den Artikel verlinken und dann nach dem Motto „Das habe ICH nie behauptet.“ alle Verantwortung von mir weisen. Insofern gebe ich jetzt nur meine Meinung wieder beziehungsweise schreibe, wie ich Pischner verstanden habe.

1.“Trifft ein unmündiger Minderjähriger seine Entscheidungen nicht selbst, müssen diese (als logische Konsequenz) von anderer Seite kommen. Im Regelfall daher von Seiten der Eltern.“ Das stimmt soweit. Allerdings zeigen die von Pischner angeführten Beispiele (neben der Tatsache, dass der Mutter hinsichtlich der Erziehung ihres Kindes wirklich nicht zu helfen ist), dass von Seiten der Werbestrategen über die Kinder auch auf die Eltern ein enormer Druck ausgeübt wird. Entscheidend ist natürlich, wie man damit umgeht und solch ein Druck kommt nun wirklich nicht nur von der Pokemon-Werbung. Aber ihr wollt doch nicht ernsthaft behaupten, dass der Entscheidungsfindungsprozess, der von der kognitiven Entwicklung abhängt, eines 6-Jährigen der Gleiche wie der eines 16-Jährigen ist? Das entspricht aus entwicklungspsychologischer Perspektive einfach nicht den Tatsachen.

2. Ich sehe nicht ganz, warum das kein legitimes Argument sein soll. Sicher lässt sich über die Art und Weise der verschiedenen Werbestrategien diskutieren. Allerdings solle festgehalten werden, dass sich die Zielgruppen für Magic und Pokemon und von daher auch die Werbestrategien und ihre Wirkung in Bezug auf die Zielgruppen unterscheiden. Was die Idee und Strategie der Werbung angeht, stimme ich euch zu, dass Magic und Pokemon vergleichbar sind. Der entscheidende Unterschied ist jedoch die Zielgruppe, aus dem auch eine andere Art der Werbekampagne folgt.

3. „Pischner vergleicht in seinem Artikel "Sammle sie alle!" mit "Töte sie alle." [...]“ Pischner vergleicht – soweit ich das sehe – nicht den Inhalt irgendwelcher extremistischen / fundamentalistischen Ideologien mit Pokemon, sondern die Art und Weise, wie solche (völlig verschiedenen!) Inhalte unmündigen Kindern vermittelt und verinnerlicht werden. Und da hat er nicht Unrecht, dass so etwas – seien es Ideologien oder Werbekampagnen – am effizientesten über das dauernde und omnipräsente Wiederholen der wie auch immer gearteten Inhalte sowie den Einfluss durch Gleichaltrige geschieht. Es ist hart und erschütternd, aber ob man einem Kind, das noch nicht über ein gefestigtes Weltbild verfügt, eintrichtert, ein Spiel zu kaufen oder eine spezifische Menschengruppe als minderwertig zu betrachten, ist vom Prinzip des Verinnerlichens her das gleiche. Und da ist Pokemon mit seiner omnipräsenten, auf vielen alltäglichen Ebenen stattfindenden Werbekampagne in Kombination mit der Zielgruppe schon ein besonders krasser und meiner Meinung nach bedenklicher Fall gewesen. (Wenn er auch – ich betone es nochmal – inhaltlich nichts mit solchen Ideologien zu tun hat.)

4. Hier stimme ich – bis auf das angeführte Beispiel mit dem Nationalsozialismus (s.u.) – vollkommen mit euch überein. Ich bin kein Experte für Werbung; finde aber auch, dass drohende Werbung ziemlicher Blödsinn ist und dass Pischner an diesem Punkt Unrecht hat.

Zu 3. und 4.: Ich habe wirklich keine Ahnung, wo eure wiederholten Bezüge zur NS-Zeit (Holocaust, „Werbung [...] in Zeiten des Nationalsozialismus“) herkommen. {?} Pischner geht mit keinem Satz darauf ein. Als der Vorwurf das erste mal aufkam, war ich sehr verwundert und bin den Artikel nochmal durchgegangen, weil ich (wie geschrieben) diesen sonst niemals verlinkt hätte. Es hätte ja sein können, dass ich damals etwas übersehen oder in der Zwischenzeit vergessen hätte. Ich habe aber nichts gefunden und kann mir die Assoziationen / Bezüge einfach nicht erklären.

Generell vermute ich, dass wir Pischner völlig unterschiedlich verstanden haben. Ich persönlich glaube, dass ihr Pischner an einigen Punkten Unrecht tut, wenn ihr ihm – so habe ich euch jedenfalls verstanden – die Gleichstellung von Werbeslogans wie „Sammle sie alle!“ mit Parolen wie „Töte sie alle. Gott will, dass du tötest!“ unterstellt. Aber er muss natürlich so etwas potenziell in Kauf nehmen, wenn er einen solch polemischen Artikel schreibt. Es ist in diesem Fall schwierig, die Meinung eines anderen zu rechtfertigen und vielleicht war es auch einfach ein Fehler von mir, den Artikel hier zu verlinken. Ich hätte aber niemals gedacht, dass er solche Reaktionen oder gar den Vorwurf des Vergleichs von Pokemon mit dem Holocaust hervorrufen würde. Wenn ihr Pischner das unterstellt, lasse ich das jetzt einfach mal so stehen; möchte aber noch mal betonen, dass ich das nicht so verstanden und eine solche Meinung nie vertreten habe.

Es tut mir leid, wenn der Eindruck entstanden ist, dass ich solche Ansichten oder Vergleiche hier verteidigt hätte. Ich glaube, dass es sich in Bezug auf die angeblich radikale und „potenziell gefährliche“ Meinung Pischners um ein Missverständnis handelt. Ich habe versucht, meinen eigenen Standpunkt zur Werbekampagne Pokemons unabhängig von den (angenommenen) Ansichten Pischners darzulegen. Falls ihr solche Ansichten bei mir vermutet habt und / oder meine Argumentation in Folge dessen so negativ rüber kam, tut mir das leid und ich entschuldige mich dafür.



@BigNerd:
Ich habe ähnliche Erfahrungen in Bezug auf ein Verbot von Seiten der Schulleitung wie Du gemacht. Bei uns ging das aber auch so weit, dass einzelne Kinder ihre Eltern beklaut haben (und es ging um mehr als hundert Mark), um sich teure Pokemon-Karten kaufen zu können... Ich fände es sehr gut, wenn Du einen ganzen Artikel zu dem Themenfeld schreiben würdest.

#20severin    Online-Magic kommentiert:  15.04.2013 - 15:21 Uhr

@Nik:
Ich habe in keinster Weise den Eindruck, dass du derartige Vergleiche verteidigt hast oder selbst vertrittst. Was ich geschrieben habe hat sich nie auf dich, sondern ausschließlich auf den Artikel bezogen! Es ist mir wichtig, dass du das weißt, denn ich schätze deine Aktivität und Kommentare auf dieser Seite sehr! ;-)

Dass Pischner Pokemon mit dem Holocaust vergleicht war in meinem ersten Statement etwas salopp formuliert und ist so natürlich auch nicht richtig. Ich habe auch nicht geahnt, dass die Diskussion hierzu derart ausarten würde!
Im Hinblick auf das "Prinzip des Verinnerlichens" sehe ich schon die Gemeinsamkeiten der Pokemon Marketingstrategie und der NS Propaganda (schließlich ist Propaganda ja nichts anderes als eine Art der Werbung). Ich finde es trotzdem schwer unpassend. Aber wie du richtig sagst, hat Herr Pischner sicher mit solchen Reaktionen gerechnet. Man sieht eben nicht oft, dass bei einem doch ziemlich belanglosen Thema so locker mit sehr sensiblen Aussagen herumgeworfen wird.
Ich kenne auch sonst keine Artikel von ihm, vielleicht tue ich ihm wirklich Unrecht, aber der Stil dieses speziellen ist doch besonders auffallend.

Ich wusste natürlich auch nichts von den Dingen, die BigNerd angesprochen hat, das erklärt zumindest wieso ein Artikel zu dem Thema geschrieben wurde.

Der Artikel hat selbst über zehn Jahre nach seinem Erscheinen immer noch das Ziel, das solche extremen Äußerungen verfolgen, erreicht. Er erregt unsere Aufmerksamkeit.
Von meiner Seite ist jetzt allerdings alles gesagt, deshalb werde ich meine Zeit hier wieder in Magic spezifische Themen investieren. :-D

#21sinus   kommentiert:  15.04.2013 - 16:56 Uhr

Einige wenige letzte Zeilen von meiner Seite: Was Pischner (so unterstelle ich ein weiteres Mal) primär ausdrücken wollte, ist seine Abneigung gegenüber der Werbestrategie hinter einem Sammelkartenspiel wie Pokemon - die explizit auf Kinder abzielt. Das hat er drastisch gezeichnet, ihm ist ein wirklich authentischer Hass in Form der geschriebenen Sprache gelungen.

Die Vergleiche, deren er sich bedient, gehen meiner Ansicht nach aber weit über Polemik hinaus. Und tatsächlich vergleicht er "Sammle sie alle!" mit "Töten ist gut." oder "Schwarze sind keine Menschen". Dabei will er freilich nur auf den Aspekt hinaus, dass wiederholtes Einimpfen zu unreflektiertem Wiederholen und tatsächlichem Glauben führen kann (propagandaartige Werbung also). Nicht vergessen darf man aber, dass nicht alle Menschen derartige Texte mit der dafür notwendige Aufmerksamkeit lesen bzw. auch die kognitiven Kapazitäten haben, derartige Vergleiche sinnerfassend zu deuten.

Ich bin ein großer Freund des schwarzen Humors, der direkten Ausdrücke und teilweise sicherlich selbst eine Spur zu zynisch. Pischners Artikel empfinde ich als einen Schritt zu viel. In der unangenehmen Richtung.

#22Komodowaran   kommentiert:  16.04.2013 - 18:06 Uhr

Super Artikel


@diskusion zu magic ändlichen spielen
Es giebt mehrere spiele die das prinzip von magic kopiert haben und abgeändert
Erstaundlicher weise ist man in diesen spielen überdurchschnitlich gut wen alle es zum ersten mal spielen

Als beispiel "City" entspricht von den mechaniken einem magic ohne interreaktionen

#23Grizzly    Online-Magic Skype kommentiert:  25.04.2013 - 18:30 Uhr

Bei mir war das so damals:

In der vierten Klasse (Mirrodin) hatte mein Bruder einen Kumpel, der spielte Magic. Mein Bruder brachte dieses Spiel nach hause, wo wir dann begannen dieses Spiel zu spielen. Spontanzauber wurden gewirkt, und Runden später aktiviert. Kreaturen griffen nacheinander an usw.
Ich hatte damals das Übertragung Deck. Ich muss beifügen, dass damals die Starterdecks viel, viel besser waren als heute.
Nun, blau war jedoch nicht meine Farbe, und ich tauschte diese gegen weiss aus.
Mit Time Spiral, welches ich persönlich Mist finde, hörte ich auf zu spielen. Lorwyn, Shadowmoor, und Alara gingen leider(!) verloren für mich, und erst mit Zendikar stieg ich wieder ein, als ich in Mexiko wieder solche Booster sah. Es waren nicht viele, und ein richtiges Feeling kam auch nicht auf. Erst mit Scars of Mirrodin fühlte ich mich verplichtet den Mirranern beistand zu leisten. Um diese Zeit herum brachte ich das Spiel Komodowaran bei. :-P
So entwickelte sich eine Spielgruppe, nicht nur mit meinem Bruder, und wir begannen das Spiel in seiner Tiefe zu erahnen. Als dann die Commander Decks heraus kamen, konnte ich mich schliesslich so fest dafür begeistern, dass ich nun fast nur noch EDH spiele. (Falls jemand n Vorschlag hätte, was für ein neues ich bauen könnte, nur zu. ;-))


Es können keine weiteren Kommentare mehr abgegeben werden.
(Die Kommentarmöglichkeit ist abgelaufen.)

zurück zur Lese-Ecken-Übersicht
 / zurück zur Startseite
Werbung *** Ravnica Remastered - Jetzt bei www.miraclegames.de ***