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Deckoptimierung → Gut oder schlecht?

von Dolphin, 27.04.2010 - 16:51 – Allgemeines · Meinung

Im Laufe meiner Aktivitäten und Erlebnisse als Magic-Spieler ist mir immer wieder etwas ins Auge gestochen - es tat auch immer wieder weh. Ich möchte hier meine Erfahrungen und Erkenntnisse darstellen, auf dass sich der eine oder andere vielleicht (oder hoffentlich) einmal Gedanken darüber macht.

Es geht vorwiegend um die Folgen eines neuen Decks - ich denke, jeder hat beim Bau seine eigenen Methoden - nämlich wenn es darum geht, den Kartenstapel best möglichst zu optimieren. Jeder tut das, sei es, wenn er neue Karten erwarb oder wenn sich nach einigen Tests Karten als zu unwürdig entpuppt haben. Das ist natürlich in Ordnung - was sollte dagegen sprechen? - und doch hat dies wohl aus seine Grenzen. Spätestens dann, wenn der Zeitpunkt erreicht ist, in dem man loszuckelt, um ein weiteres Exemplar einer einzelnen Karte in die Finger zu bekommen. Akzeptabel ist das durchaus, ich tue es ja selbst auch des öfteren, jedoch wenn man genauer hin guckt, ist es nicht wirklich das Wahre. Was hat man? Ein besseres Deck, wohl möglich eines, was das berüchtigte Killerding des besten Freundes ausschalten kann, aber letztendlich kein anderes? Oder eines, welches nicht erst in der fünften, sondern schon in der vierten Runde die alles zerstörende Kombo liegen hat?

Das klingt auf den ersten Blick ziemlich gut. Doch nun die Nachteile, die meiner Meinung nach schwerwiegender sind. Karte xy, meine Schlüsselkarte, "wenn die liegt, ist es aus", füllt selbstverständlich ganze vier der sechzig Plätze. Dasselbe gilt für die ultimative Karte, die imstande ist, mir xy auf die Hand zu befördern. Keine Frage, vier mal, koste es, was es wolle. Man kann sich ja nicht mit den dreien oder gar nur zweien Exemplaren zufrieden geben, die man auf Lager hat. Es müssen vier sein, um auch auf alle Fälle die Wahrscheinlichkeit für sie zu erhöhen.
Jetzt mal nachrechnen: 60 / 4 = 15. Davon sind so um die 5 4er-Pakete Standardländer → es bleiben 10 übrig. Nur zehn verschiedene Karten. Was folgt daraus? Unflexibilität. Man kann sich nicht mehr so gut an andere Decks anpassen. Neben allen anderen Nachteilen wird das Deck doch wieder ein wenig schlechter. Nur was sind die anderen?


Langeweile - Das Deck wird eintönig. Immer dieselbe Routine. Immer derselbe Spielablauf. Halten dann noch beide Spieler so etwas in Händen, macht es einfach keinen Spaß mehr. Jede Runde dieselbe Frage. Habe ich dich überrannt, bevor meine Bibliothek auf dem Friedhof liegt, oder bist du diesmal der, der einen Zug vorher tötet?
Das Ganze gilt nicht für dich, sondern auch für deinen Gegner. Spielst du gegen ein solches Deck, vergeht dir unheimlich schnell die Lust, häufig sogar noch schneller als dessen Spieler selbst.

Geld - Häufig sind gute Schlüsselkarten teuer und kann man sie sich nicht zufällig ertauschen, muss der Geldbeutel darunter leiden. Das ist es nicht wert! Ich finde, der Reiz besteht darin, aus Boostern das Beste zu machen, sicher gibt es andere Meinungen, die sinnvoll sind, doch diese hier ist nun mal die meine.

Alles umsonst - Dieser Punkt setzt sich aus den ersten beiden zusammen. Hat man ein Superdeck, wird man es schnell wieder auflösen und sowohl die Mühe als auch die Zeit sowie das Geld, die investiert wurden, sind schlicht weg futsch. Das ist mir manchmal passiert und es ist traurig, doch es musste einfach sein. Selbst wenn die Decks nicht überragend gut sind, sie sind trotzdem öde. Für jedes Deck kommt einmal der Zeitpunkt, doch wenigstens sollte es vorher gute Dienste geleistet haben, nämlich in Form von Spaß - das ist doch einfach das Wichtigste.


Alles noch einmal zusammengefasst: Jedes Deck gehört verbessert, gepflegt und weiterentwickelt. Der erste Entwurf ist sicherlich nicht immer der Beste und Abwechslung braucht jedes hin und wieder. Jedes Deck darf und sollte besser werden! Hat man sich den dritten Erzdruiden erkämpft, kommt er hinein, na klar, warum auch nicht?
Was? Nur drei? Ich brauche vier! Unbedingt! Schließlich sollte er schnellst möglichst liegen, ohne ihn geht es nicht.
Und da liegt der Punkt! Ohne ihn geht es doch! Der Unterschied zwischen drei und vier ist nicht Spiel entscheidend. Die Optimierung hat ihre Grenzen!
"Wenn er liegt, ist es aus!" Da frage ich mich: Will ich, dass er liegt? Ist das nicht irgendwie blöd? Nicht nur für den Gegner, sondern auch für mich?
Fazit: Es ist nicht nur unnötig, sondern bringt auch Nachteile (s.o.) mit sich, alle guten Karten 4x zu spielen, vor allem, wenn man sie noch nicht vier mal besitzt!


Im diesem Sinne könnte ich noch lange weiter schreiben, doch ich denke, alles ist bereits gesagt. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und ich danke euch dafür.

Dolphin



12 Kommentare

#1Master Blaster of Desaster    ICQ kommentiert:  27.04.2010 - 17:10 Uhr

Signed.
Deswegen spiele ich Highlander.

#2Chandra   kommentiert:  27.04.2010 - 20:04 Uhr

In erster Linie stimme ich dir zu, aber ich finde diese Aussage kann man nicht zu 100% verallgemeinern.

Nicht jede Karte bringt einen Nachteil mit sich, wenn sie 4 mal im Deck ist (Zitat:" Es ist nicht nur unnötig, sondern bringt auch Nachteile (s.o.) mit sich, alle guten Karten 4x zu spielen"). Kommt auf die Deckstrategie und die Karte an.

Aber ansonsten denke ich da genau wie du!

#3TanzendeKadaver    ICQ Skype WLM kommentiert:  27.04.2010 - 20:30 Uhr

Mal eine sehr schöne Abwegung des "kommerziellen" Magic-spielens!
Konnte (fast) immer meine Situation wiedererkennen. (auch wenn es mich manchmal zu "4 Gewinnt" Decks verleitet ;-))

#4Patrick Schröder   Online-Magic kommentiert:  27.04.2010 - 20:40 Uhr

Also ich finde es schon am besten wenn man wichtige Karten 4x spielt. Allerdings ist das doof, wenn man gegen Magic-Anfänger spielt... macht dann nämlich keinen Spaß

#5Michael Künzli   Online-Magic kommentiert:  27.04.2010 - 20:42 Uhr

Für die Casual-Runde mag das natürlich so in Ordnung sein, im kompetitiven Turnierspiel verliert man eben leider Spiele, wenn der essentielle "4-of" doch nicht viermal im Deck ist. Gefallen tut mir das auch nicht, ist aber so.
Für maximale Varianz bzw. Abwechslung zocke ich wie #1 auch immer gerne Highlander. Aber auch da kann es sein, dass man sich im Power-Level so hoch schaukelt, dass auch da die Decks sehr konstant das gleiche machen.

#6MoritzD    kommentiert:  27.04.2010 - 21:24 Uhr

Bei mir gibt es nahezu Regeln, wie oft eine Karte im Deck sein darf:

Die Karte hat nichts spezifisch mit der Deckstrategie zu tun → 0 Exemplare gerechtfertigt (Klinge des Schicksals (Doom Blade) in einem schwarzen sacrifice-deck)
Die Karte ist ein Finisher → 1 Exemplar gerechtfertigt (garantiert Varianz im Abschluss. Mal gewinne ich so, mal so)
Die Karte ist flexibel und hat ein paar Synergien → 2 Exemplare gerechtfertigt
Die Karte macht mit sehr vielen Karten Synergien, ist aber keine eigentliche Schlüsselkarte → 3 Exemplare gerechtfertigt (Synergien machen meinen Spielstil aus...)
Die Karte ist die absolute Schlüsselkarte in diesem Deck → 4 Exemplare gerechtfertigt (eine oder zwei Karten im Deck)

So ist die Balance gefunden zwischen Konstanz im Aufbau und Varianz im Abschluss, sozusagen.

Toller Artikel btw.

#7Dolphin   kommentiert:  29.04.2010 - 17:34 Uhr

@Master Blaster of Disaster

Ich jetzt auch, nachdem ich meinen eigenen Text gelesen habe...:-P

@Chandra

Ich wollte keineswegs die Grenze von vier auf drei reduzieren.


Wer der Meinung ist, es geht nur mit 4er-Packs, der kann sich ja mal das hier anschauen...

#8cheonice    Online-Magic kommentiert:  04.05.2010 - 15:35 Uhr

Da verweise ich doch mal gerne auf diesen Artikel.

#9CarBla   kommentiert:  05.05.2010 - 22:18 Uhr

Interessant, dieser Text. Nun dann werde ich mal meinen Senf als halber Turnierspieler dazu geben.

Du hast mit der 4x Karte rein sowohl recht als auch Unrecht. Wenn man ein Deck optimiert, dann sollte man es auch optimieren. Für den Turnierbereich sogar so, dass es extrem stark ist. Und ein Deck soll stark sein. Ich gebe dir Recht, wenn du sagst, dass es öde ist mit so einem ultra mega Deck zu gewinnen und nur zu gewinnen. Aber genau so öde ist es jede Partie zu verlieren weil "diese verflixte letzte karte einfach nicht kommen will". Und dann kann man guten Gewissens in den Geldbeutel greifen wenn... und dazu komme ich jetzt:

Man merkt, zumindest nach jahrelanger Erfahrung, wann ein Deck rund läuft. Wann die Karten zueinander passen oder, wie ein Freund sic ausdrückt, wenn das alles wie Zahnrädchen ineinander greift. Und wenn mir in diesem Uhrwerk eine Karte fehlt, die auch 20€ das Exemplar kostet, die es aber besser macht, dann kommen die 60€ für die restlichen Karten auch auf den Tisch. Aber: Wenn man Karten einfach so reinnimmt, weil die gut aussehen oder auch noch dazu passen würden, kann es sehr leicht vorkommen, dass man ein Deck verschlimmbessert. Das es hinterher eigentlich laufen sollte, es aber nicht tut. Deswegen ist viel wichtiger als der Preis oder sonstiges zu erkennen, wo die individuellen Stärken des Decks liegen und wo es hakt. Und dann am besten mit umfangreichem Kartenwissen daran gehen, diese Lücken zu stopfen. Und dass kann so weit gehen, dass man zu dem Schluss kommt, dass man zwar 4 Zorn Gottes hat, aber mehr als 3 dem Deck nicht gut tun. Oder auch dass die kleine Krabbe in dem Mühldeck doch besser war als gedacht, weil sie konstanz in das Mühlen reinbringt. Oder dass die Common hier doch besser war als die Rare oder oder oder. Aber das wichtigst meiner Meinung nach ist. Selbst wenn man jetzt die 100€ für die Karten gazahlt hat. Und die passen nicht. Dann raus damit. Sonst hat man keine Freude mehr an dem Deck.

Und eine Anmerlung zum Schluss: Ich finde es gar nicht langweilig, wenn mein Deck häufiger gewinnt. Zeigt es doch, dass es mit gelungen ist ein Deck wie ein Uhrwerk zu bauen. Und das mach mir erst einmal jemand nach... Und wenn jetzt jemand anführt, ja da braucht man ja viel Geld, Irrtum, da braucht man Köpfchen. Beispiele? Eines meiner stärksten Decks hat umgerechnet 25€ gekostet. Und ich habe mir alle Karten so gekauft. Zwei andere, meine stärksten Freizeitspielerdecks kosteten etwa 50€ und zwar alles zusammen. Und meine Decks sind ziemlich stark, aber nicht weil die voller Rares sind (Ich habe meist nur 1-2 Playsets Rares drin) sondern weil sie gut gebastelt sind. (OK, das Eigenlob musste sein^^) Aber das ist das was ich meine. 1. Ein gutes Deck kostet beileibe nicht die Welt und 2. Wenn mein Deck (fast) nur gweinnt, möchte ich mit Recht stolz darauf sein dürfen.

So viel von mir...

CarBla

#10Sorin Markov    kommentiert:  16.05.2010 - 18:40 Uhr

Ich bin da voll der meinung von CarBla

Ich bin zwar derzeit nur freizeitspieler (meine Turnierzeit is lange vorbei), aber trotzdem bin ich immer wieder stolz drauf, wenn eins meiner Decks meine Freunde/Gegner so richtig wegputzt, weil ich dann weiß, das ich alles richtig gemacht habe.
Und wenn mal einer der anderen gewinnt, mein Gott, warum nicht?

Sorin

#11Dolphin   kommentiert:  17.05.2010 - 16:16 Uhr

Ich bin natürlich auch der Meinung von CarBla. Ich habe auch nicht geschrieben, dass man gute Decks und Siege vermeiden sollte! Ich habe auch nicht behauptet, dass jedes gute Deck viel kostet. Es ging mir nur um diese eine Einstellung, die ich (ich geb's ja zu) sehr übertrieben dargestellt habe. Natürlich muss in einem Deck das Verhältnis der Anzahl der einzelnen Karten stimmen, sonst läuft es nicht. Ich gebe mal ein Beispiel: Ich hatte einmal ein Elfendeck (mitunter auch hier verewigtlicht). Es war recht gut, obwohl es ab und zu verloren hat. Es war immer eins der besten in meinem Kreis. Und jetzt ganz offen: Nach einer Zeit, die einfach nicht lang genug für den Aufwand war, den ich dafür aufgebracht habe, wurde das Spiel mit diesem Deck dröge. Immer dieselben Karten, derselbe Ablauf, ganz gleich, wer mein Gegner war. Und was ist daraus geworden? Es wurde gut weiterverwertet → ein monogrünes Deck mit einem Freund und ein Elfen-Highlander. Meiner Meinung nach sind sie dort wesentlich besser aufgehoben!

#12Sorin Markov    kommentiert:  17.05.2010 - 22:56 Uhr

also ich spiele seit circa 7 jahren das selbe deck und wechsel nur je nach neuster edition mal ne karte aus.
aber im großen und ganzen ist es das deck geblieben was ich mir damals gebaut habe und es läuft und gefällt mir immer noch.
zwar gewinne ich häufig und der spielablauf is meist der gleiche, aber dadurch lernen auch meine freunde, die noch nicht so lange spielen stetig mit und können ihre eigenen fähigkeiten optimieren, und ihre decks.

was ich damit sagen will, ist eigentlich, das auch ein deck was nur noch routine ist immer noch spaß machen kann. vorallem wen man öfters gegen unerfahrene gegner spielt, damit man sieht was sie so für fortschritte machen.
aber wie gesagt. das ist nicht umsonst die plauder und lese und meinungsaustauschabteilung.
und ich find es echt cool wie hier jeder seine meinung vertritt.
im großen und ganzen haben wir doch alle irgendwie und irgendwo recht und gleichzeitig unrecht.

in diesem sinne
frohes schaffen und bis zum nächsten kommentar

LG Sorin



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