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Der Donnerpfad 5 - Das Erwachen

von Remasurigott, 18.04.2011 - 14:15 – Fiktion

Es war Nacht als er wieder zu Bewusstsein kam. Verwundert schlug das reptilienartige Wesen mit der roten Panzerhaut, es war ein Kavu von mehr als zwei Metern Länge, die Augen auf. Er hätte tot sein müssen, er wusste nur nicht mehr, wieso. Da war ein Kampf gewesen, ein Kampf mit einem Erzdämon. Eben dieser Erzdämon hatte ihn dann zerschmettert. An soviel konnte er sich bereits wieder erinnern. Aber was hatte er mit diesem Dämon zu schaffen gehabt? Was machte er eigentlich in diesem Wald, zwischen dessen verkohlten toten Baumstämmen sich gelblicher Nebel sammelte? Das würde Corus eben später herausfinden müssen, denn vor sich hörte er mehrere eigenartige Grunz- und Quitschlaute. Langsam schälten sich mehrere Silhouetten aus dem giftgelben Nebel. Zuerst nur einer dann waren es drei, vier und schließlich ein halbes Dutzend Waldschweine. Die Muskeln des großen Kavus entspannten sich. Diese Schweine gab es auch im Yavimaya. Sie waren extrem blutrünstig, aber sie hatten auch schlechte Augen und in diesem Nebel konnten sie ihn unmöglich sehen. Corus hätte sich unbemerkt davon stehlen können, aber er war gerade aus, wer weiß welchen, Gründen von den Toten auferstanden, war verwirrt und hatte einen unbezähmbaren Hunger, den er nun zu stillen gedachte. In diesem Augenblick entdeckte ihn der Leitbulle des Rudels, der fast so groß war wie Corus, und machte sein übriges Rudel mit schrillem Grunzen auf den Kavu aufmerksam. Als das erste Waldwildschwein auf ihn zu gerannt kam, spürte er wie sich sein Bewusstsein drastisch erweiterte und sich seine Sinne enorm schärften. Jeder mit normalem Seh- und Hörvermögen hätte den wild schnaufenden Atem der Bestien gehört, jeder hätte ihre weit abstehenden Eckhauer und ihre hässlichen Warzen gesehen, jeder hätte den trommelnden Hufschlag auf dem kargen Boden gehört. Aber Corus nahm mehr als das war: Er konnte jedes einzelne Haar, jede Warze und sogar jeden gewölbten Muskel unter ihre Borsten sehen und er konnte ihr Blut durch ihre Adern rauschen hören, angetrieben von einem wild schlagenden Herzen, das er eigenhändig herausreißen würde. Doch er verdrängte seine Verwunderung über diese plötzlichen Veränderungen und machte sich zum Kampf bereit.

Die ersten Strahlen der aufgehen Sonne erblickten ein grün geschupptes Echsenwesen, das auf einem Felsen stand und einen nicht allzu weit entfernten Gebirgszug beobachtete. Die Echse war nicht groß, gerade einmal anderthalb Meter maß sie von der Schnauze bis zur Schwanzspitze. Obwohl die Echse nicht sonderlich groß war, sah sie trotzdem beeindruckend aus mit ihren gelben Schlitzaugen, ihrem Maul in dem sich vier Reihen gefährlich blitzender Zähne befanden und ihren kräftigen Muskeln, die von jahrelangem Training stammten. Von hinten näherte sich mit einem geschmeidigen Gang, der einen erfahrenen Kämpfer vermuten ließ, ein Mann und stellte sich neben die Echse. Die beiden blicken eine Weile die Berge an bevor Baryu das Wort an das Echsenwesen richtete: „Was meinst du wie lange wir noch brauchen bis wir in Pardia sind, Skive?“ „Wenn wir sofort Aufbrechen, Morgen früh schätze ich. Aber wonach sollen wir Ausschau halten? Wo halten sich diese verdammten Remasuris versteckt?“ „Ich habe keinen blassen Schimmer. Mit Corus wäre alles viel einfacher gewesen. Eine verdammte Schande das er tot ist.“ Skive konnte als Viashino keine Tränen vergießen, trotzdem musste er die aufsteigende Trauer über den Tod seines Freundes mühsam niederkämpfen. „Sag den anderen sie sollen aufbrechen. Ich gehe voraus und kundschafte die Lage aus. Ich erwarte euch morgen bei Sonnenaufgang am Fuß des Pardischen Gebirges.“

Corus lehnte an einem verkohlten Baumstumpf des Krosa-Waldes und pulte sich mit einem Knochen etwas Schweinefleisch zwischen den Hauern hervor. Er blickte den Fleischfaden der an dem Knochen klebte gelangweilt an und schnippte ihn mit einer beiläufigen Bewegung auf den Waldboden. Irgendwo hinter ihm quickte eines der Waldwildschweine die ihn heute angegriffen hatten. War das heute Morgen gewesen oder nachmittags? Oder mitten in der Nacht? Auf diesem verrückten Kontinent kam so gut wie nie die Sonne hinter den ewig dichten Wolken hervor und da war dieser schwefelige gelbe Nebel der alles einhüllte und leicht glühte. In dieser wahnwitzigen Umgebung und durch seinen Tod hatte er jedes Gefühl für Zeit und Orientierung verloren. Er wusste das er mit fünf andren Gefährten in dieses trostlose Land geschickt damit er etwas erledigte. Aber was? Und dann war da noch dieses merkwürdige Gefühl das Etwas in ihm erwacht war. Seit heute morgen – Corus nahm einfach an das es heute Morgen geschehen war – waren seine Sinne auf das unnatürlichste geschärft worden. Er konnte jetzt die wenigen Insekten hören, wie sich ihren Weg durch den harten Boden gruben, konnte ihre kleinen Organe in ihrem Chitinpanzer pochen hören und er konnte einzelne Staubkörner sehen, die der Wind über den Boden wehte und den Dunst in Wallung brachte. Zudem war er um einiges stärker geworden: Er hatte die großen massigen Schweine, die sogar ihm bis zur Brust reichten, einfach packen und durch die Luft schleudern können. Als wären sie nur mit Federn gefüllte Kissen gewesen.
Außerdem hatte er in den Verstand dieser Tiere, der sich weniger aus Gedanken, sondern vielmehr aus rohen, tierischen Emotionen zusammensetze eindringen können. Zuerst waren sie wütend gewesen, dann, als er sie wie Federsäcke herumgewirbelt hatte, überrascht und schließlich sogar unterwürfig. Doch zu diesem Zeitpunkt war es fast schon zu spät, denn Corus hatte alle, bis auf eines, buchstäblich in der Luft zerrissen. Anscheinend hatte es gespürt, dass irgendetwas in seinem Verstand war, dass ihm an Macht überlegen war. Diese Waldschildschweine waren wild und brutal, aber sie waren Raubtiere, genau wie Corus und so konnte er mit ihnen kommunizieren. Jetzt wartete das Wildschwein irgendwo hinter ihm auf seine weiteren Reaktionen, aber warum es nicht einfach weglief war ihm schleierhaft. „Mal sehen wie weit diese Fähigkeit reicht“, dachte Corus bei sich, „und ob ich sie mir nutzbar machen kann.“ Er stand auf, drehte sich um und blickte der Bestie fest in die Augen, während sein Verstand wie ein Fühler nach dem Geist des Schweins tastete. Er fand ihn und befahl dem Tier näher zu kommen. Corus spürte das wilde Durcheinander der Gefühle des Tieres, wie der Drang ihn zu töten mit dem Wille rang, ihm zu dienen. Offenbar Hielt ihn das Tier für einen Gott oder so was. „Alles schön und gut, aber was fange ich mit dir und meiner Gabe an…?“, murmelte er halb zu sich, halb zu dem Wildschwein. Er schloss verzweifelt die Augen und rief sich ins Gedächtnis, was in den letzten Tagen und Wochen alles passiert war. Als er die Augen wieder öffnete, loderte in ihnen feste Entschlossenheit. Er sezte sich auf den Rücken des krosanischen Waldwildschweins und befahl ihm mit fester Stimme: „Bring mich zum Pardischen Gebirge!“



4 Kommentare

#1Remasurigott   kommentiert:  18.04.2011 - 14:16 Uhr

Das ist mein erster Beitag seit längerem, wenn ihr vergessen habt, was in den Beiträgen davor passiert ist, könnt ihr sie einfach nochmal lesen.

Viel Spaß!:-)

#2Artefaktfreak   kommentiert:  18.04.2011 - 18:04 Uhr

Sehr gute Geschichte. Wie die anderen 4 davor auch...:-)
Aber wie stellst du dir einen Kavu vor, der auf einem Wildschwein reitet...
;-) Ich stelle mir das sehr sehr lustig vor.

#3Remasurigott   kommentiert:  19.04.2011 - 14:06 Uhr

Den stelkl ich mir in etwa wie einen Vasall des Gewaffs (Boartusk Liege) vor, nur eben mit nem Kavu, statt nehm Goblin;-)

#4Jashin   ICQ kommentiert:  19.04.2011 - 15:11 Uhr

Lol, die Frage ist nur, wie viel größer ein Kavu als ein Goblin ist...

Anyway, wie immer interessant, wenn auch ein paar Stilblüten dabei sind... {+}


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