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Der Donnerpfad 4 - Der Wald von Krosa

von Remasurigott, 03.11.2010 - 11:11 – Fiktion

Sarkan Vol, ehemaliger Gildenmeister des Donnerpfads, war am Ende. Als sich vor einem Jahrhundert sein Weltenwandererfunke entzündete, hatte er geglaubt sein Leben würde erst richtig beginnen. Doch Nicol Bolas, der Drache, der ihm aufgetragen hatte, den Donnerpfad zu gründen, nur damit Sarkans Funke erwachte, hatte ihn betrogen. Bolas hatte ihn brutal gefoltert, sowohl geistig als auch körperlich. Jetzt war er nur noch ein Schatten seines früheren Selbst: Sein einstmals kristallklarer Verstand war stumpf geworden, wie zerbrochenes Glas. Seine Zaubermacht, die schon gewaltig war, als er noch ein Sterblicher gewesen war, war geschwunden. Bolas hatte ihn in eine Höhle auf Zendikar gesperrt, die „das Auge von Ugin“ genannt wurde, damit er es bewachte. Zendikar war eine Welt wie Dominaria, aber ungleich wilder und brutaler. Aber diese Welt war voll von urtümlichen Mana, das Bolas für sich nutzen wollte. In das Auge von Ugin jedoch, waren die Eldrazi gesperrt worden, die fleischgewordenen Götter von Zendikar, die diese Welt vor Jahrtausenden tyrannisiert hatten. Jetzt waren die Eldrazi wiedererwacht und Bolas hatte Sarkan für sein Versagen erneut gefoltert. Doch tief in ihm glomm ein winziges Fünkchen Widerstand gegen diese Versklavung. Vielleicht war es sein Weltenwandererfunke. Vielleicht war es aber auch Sarkans ausufernder Wahnsinn. Aber ihm waren die Hände gebunden, denn Bolas hatte Sarkan Schwüre in einer Sprache schwören lassen, die noch aus den Anfängen des Multiversums stammte. Nun war Sarkan tief im Inneren einer toten, verlassenen Welt und wartete darauf, dass sein Herr und Meister ihm erneut einen Auftrag erteilen würde und dieser Auftrag ließ nicht lange auf sich warten. „Nun, mein Diener“, meldete sich Bolas, „hast du über deinen Verrat an mir und meiner grenzenlosen Gutmütigkeit nachgedacht?“ „Ja, mein Herr“, antwortete Sarkan mit gebrochener Stimme. „Sehr gut! Ich gebe dir eine letzte Möglichkeit, dich von deinen Sünden rein zu waschen: Du wirst zurück nach Dominaria gehen und dort etwas für mich erledigen!“, befahl Bolas. Er sandte Sarkan ein Bild des Yavimaya-Waldes und informierte ihn was er dort zu tun habe.

Die Gefährten blickten sich fassungslos an. Nur Corus fixierte mit seinen gelben Raubtieraugen den gefangenen Menschen, den er immer noch an der Kehle gepackt hielt. „Sag das noch mal, Menschlein, und überlege dir, ob du wirklich nicht lügst!“, knurrte Corus gefährlich leise. „Wenn ich es doch sage! Die Phyrexianer haben im Wald mit einer neuen Kreaturenrasse experimentiert und sechs Tage später war der Wald nur noch totes Holz!“, beteuerte der Mensch verzweifelt. „Was tun wir jetzt mit ihm?“, fragte Baryu in die Runde. „Wir fesseln und knebeln ihn“, entschied Corus. Da es bereits dämmerte, fügte Corus hinzu: „Wir schlagen hier unser Lager auf. Morgen sehen wir weiter.“ „Ich sammle Feuerholz!“, verkündete Quoray. „Gib dir keine Mühe, Junge. Hier wächst nichts“, erwiderte Logen, „mein Bruder und ich erhitzen ein paar Steine. Von denen gibt’s hier genug.“ Daraufhin gingen alle ihren Aufgaben nach. Die Zwillinge sammelten Steine, während Skive und Baryu das Wurmfleisch in schmale Streifen schnitten. Nur Quoray stapfte alleine in die Dunkelheit. Da Corus wissen wollte, was der Junge vorhatte, folgte er ihm auf leisen Sohlen. Als Quoray einen halbwegs gesunden Wüstenbusch gefunden hatte, schloss er die Augen und zeichnete mit seinen Händen mysteriöse, grün leuchtende Symbole in die Luft. Urplötzlich sprossen dem Busch neue Blätter und Triebe und der Strauch wuchs unaufhörlich. Offensichtlich benutzte Quoray seine stärkende Naturmagie. Als der Strauch so weit angewachsen war, dass er auch als kleiner Baum durchgehen konnte, erkannte Corus, dass Sarkan nicht gelogen hatte, als er sagte, dass Quoray sehr begabt sei. Der Lehrling löste die Magie, öffnete die Augen und sah sich um. Als er Corus erblickte, der halb im Schatten verborgen war, erschrak er kurz, fing sich aber wieder und fragte: „Könnest du mir mal kurz mit dem Strauch…?“ Doch der Rest seiner Worte ging im Splittern des Baumstammes unter, denn Corus war kurzerhand hingestampft und hatte den Stamm aus dem Boden herausgerissen. Der Kavu schleifte den Baum ins Lager, warf ihn hin und sagte zu Logen der immer noch Steine erhitze: „Hier hast du dein Holz. Mach damit ein Feuer.“ Als Corus weg war, blickte Quoray fragend zu Skive. „Hat der etwas gegen mich?“, wollte er wissen. „Ach was, der ist immer schlecht gelaunt. Hoffentlich erlebst du ihn nie, wenn wirklich wütend wird“, beantwortete Skive die Frage von Quoray.

Zwei Stunden später saßen nur noch Corus, Baryu und Skive um das Feuer. Quoray und Logen, die beide von ihren Zaubern erschöpft waren, hatten sich schlafen gelegt und Doran hatte die erste Wachschicht übernommen und saß nun irgendwo in der Dunkelheit. Den gefangenen Menschen hatten sie an einen riesigen Felsblock gefesselt. „Ob er wohl die Wahrheit gesagt hat?“, fragte Baryu in die Runde. „Warum sollte er nicht? Außerdem bin ich wohl nicht der Einzige, dem aufgefallen ist, dass hier etwas nicht stimmt. Alles wirkt so tot und verlassen. Eigentlich sollte es hier viele Dörfer der Daru-Nomaden geben und die Ebene sollte vor weißem Mana übersprudeln. Aber hier gibt es weder das eine, noch das andere“, antwortete Skive und wies mit der Hand auf die Ebene, die sie umgab. „Fragen wir ihn doch einfach noch mal.“ Mit diesen Worten erhob sich Corus und ging zu dem Gefangenen hinüber. Er packte den Menschen am Bein und riss ihn los. Das Seil spannte sich und zerriss mit einem scharfen Knall. Corus schleifte den zeternden Menschen zu Baryu und Skive. Als dem Kavu das Gejammer des Menschen zu viel wurde, drosch er ihm seine Faust ins Gesicht und brüllte: „Halt dein Maul!“ „Sehr feinfühlig“, kommentierte Baryu den Wutausbruch seines Gefährten. „Wieso wurde der Krosa-Wald zerstört und warum ist diese Einöde so manalos?“, begann Corus sein Verhör. „Die Phyrexianer haben den Wald nicht direkt zerstört. Es waren die Remasuris. Sie haben alle Tiere im Wald gefressen und den restlichen Wald mit ihren giftigen Ausscheidungen abgetötet, dass binnen einer Woche der größte und fruchtbarste Wald der gesamten Welt abgestorben ist“, antwortete der Gefangene mit heiserer Stimme, denn Corus hielt ihn immer noch an der Gurgel gepackt. „Was geschah mit den Remasuris?“, fragte Skive weiter. „Die Phyrexianer verlegten die Remasuris ins Pardische Gebirge, wo sie wie Unkraut gediehen. Im Wald allerdings haben sie den Legenden nach einen Erzdämon beschworen, der diese verfluchte Stätte auf ewig bewachen sollte“, schloss der Mensch seine Erzählung. „Wie weit ist der Wald von hier entfernt?“, wollte Corus wissen. „Etwa zwei Tagesmärsche“, antwortete der Mann. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schlug der Kavu seine Faust in das Gesicht des Mannes, dessen Nase knirschend brach und schickte ihn in tiefe Ohnmacht. „Gehen wir nun zum Wald oder nicht?“, verlangte Baryu zu wissen, „mir wird diese Befragung langsam lästig.“ „Ich löse Doran bei der nächsten Wachschicht ab. Morgen machen wir uns zum Krosa-Wald auf“, knurrte Corus. Er hatte sich schon halb abgewandt, als sein Blick den ohnmächtigen Menschen streifte: „Brauchen wir ihn noch? Ich bekomme langsam wieder Hunger.“ Als Skive den Kopf schüttelte, hob Corus den Gefangenen hoch, warf ihn sich über die Schulter und trat in den Schatten zwischen den Hügeln. Kurz darauf hörte Skive ein furchtbar reißendes Geräusch, gefolgt von feuchten Schmatzgeräuschen. Baryu blickte angewidert zu Skive, der aber nur mit den Schultern zuckte. In diesem Moment kam Doran mit kalkweißem Gesicht den Hügeln hervor gewankt und erbrach sich geräuschvoll hinter einen Felsen.

Der Mensch hatte nicht gelogen: Der Krosa-Wald befand sich wirklich nur zwei Tagesmärsche entfernt, aber was von dem auf der ganzen Welt bekanntem Wald geblieben war, befand sich in einem erbärmlichen Zustand. Die einstmals turmhohen, immergrünen Bäume waren zu verkohlten Ruinen verkümmert, die sich nur wenige Meter über dem staubtrockenen Boden erhoben. Von den stolzen und mächtigen Riesenbestien waren nur ein paar magere Ratten und schleimige Saprolinge geblieben, die nur mit Mühe und Not etwas Essbares zwischen den geschwärzten Baumstümpfen fanden. Zwischen den Stümpfen waberte ein gelblicher, nach Schwefel stinkender Nebel, der geradewegs aus dem Boden zu kommen schien. Hier war etwas am Werk. Etwas Uraltes – etwas Böses. Die Gefährten blickten sich wachsam nach allen Seiten um. Sie hatten alle ihre Waffen gezogen: Baryu seine zwei Kurzschwerter, Skive seinen Langdolch, Logen seine Holzstäbe und Doran seine Bola. Nur Quoray stand ungerührt da. Der junge Magier hatte seine Augen geschlossen und seine Arme weit ausgebreitet. Er schien völlig weggetreten zu sein. Doch unvermittelt sagte er: „Hier lauert etwas. Unter dem Gestank dieses Ortes. Die Konzentration von schwarzem Mana ist unglaublich. Ich könnte euch alle mit einem einzigen Gedanken töten, wenn ich wollte.“ Urplötzlich rumorte es im Inneren der Erde und eine Stimme erklang: „Eindringlinge? Hier, in meinem Grab?“ Quoray öffnete die Augen, die mit einem Mal pechschwarz waren und fragte mit lauter Stimme: „Was bist du und was willst du von uns?“ Die Stimme antwortete, aber dieses Mal lag ein Hauch Trauer und Einsamkeit darin: „Was ich bin? Ich weiß nicht…nicht mehr…einst wusste ich es…aber jetzt…“ Nun wurde die Stimme lauter und wütender: „Der Grund, warum ich in eurer sterblichen Welt gefangen bin, ist Folgender: Ich soll diese verfluchte Stätte vor Eindringlingen schützen!“ jetzt war die Stimme wieder mit Trauer erfüllt, „ein uralter Fluch bindet mich an diese Welt. Verschwindet von hier oder ich muss euch zerstören.“ „Dann komm doch her!“, knurrte Corus gefährlich leise. „Wie du wünscht, Sterblicher.“ Schlagartig wurde es eiskalt und Raureif überzog knisternd die schwarzen Baumruinen. Der gelbe Nebel verdichtete sich wenige Meter vor ihnen und in der Nebelwolke materialisierte sich ein Geschöpf, das jeder Beschreibung spottete. Sogar dem hart gesottenem Corus stockte der Atem: Die Gestalt war drei Meter groß, mit sechs fledermausähnlichen Flügeln, die ihr aus dem Rücken wuchsen. Dazu besaß sie vier Arme mit viel zu vielen Fingern an jeder Hand. Das Furchtbarste aber war das Gesicht des Dämons: Aus seiner Stirn sprossen gewundene Hörner und seine Augen sprühten förmlich vor Zorn und Bösartigkeit. Aber das absonderlichste war nicht die Tatsache, das er vier rot glühende Augen besaß, auch nicht seine drei Mäuler, die hungrig auf und zu schnappten, sondern das seine spinnenartigen Beine mit dicken Eisenketten an den Boden gefesselt waren. Doran entzündete sofort seine Bola und ließ sie über seinem Kopf kreisen. Dann ließ er sie los, die Bola wickelte sich um den Kopf des Dämons und explodierte in rubinroten Flammen. Der Dämon gab ein schrilles Kreischen von sich, aber die Bola hatte seiner steinartigen Haut keinen Schaden zugefügt. Logen schoss ununterbrochen Flammenstöße auf den Dämon, doch sie bewirkten ebenfalls nichts. Skive und Baryu umkreisten den Dämon vorsichtig. Skive wagte einen blitzschnellen Ausfall auf ein Spinnenbein des Scheusals. Doch der Dämon sah es mit einem seiner vielen Augen und schlug mit seinem unteren linken Arm nach Skive. Dieser duckte sich jedoch und schlug mit seinem Dolch die Hand des Dämons ab. Aus dem Armstumpf spritzte eine graubraune Flüssigkeit, auf der Skive ausglitt. Ein Rückhandschlag des Dämons traf den Viashino in den Rücken. Er flog gegen einen Baumstumpf, der krachend zersplitterte. Der Echsenmann blieb ohnmächtig in den Trümmern liegen. Corus hatte sich inzwischen auf leisen Sohlen in den Rücken des Dämons geschlichen. Der Kavu nahm ein paar Schritte Anlauf und sprang auf den Rücken des Dämons. Dort klammerte er sich am untersten Flügelpaar fest und arbeitete sich langsam zum Kopf des Ungeheuers vor und hielt sich dort an den Hörner fest. Er spannte seine gewaltigen Muskeln an und versuchte den Kopf des Dämons nach hinten zu biegen, um ihn so vom Rumpf zu reißen. Doch der Dämon war zu stark. Langsam entglitten Corus die Hörner des Scheusals. „Quoray!“, brüllte er, mit vor Anstrengung zusammen gebissenen Zähnen. Quoray murmelte einige Beschwörungsformeln und Corus’ Muskeln schwollen auf das Doppelte an. Er festigte seinen Griff um die Hörner und langsam zeigten sich an der Kehle des Dämons feine Risse, aus denen graues Blut floss. Nun änderte das Monstrum seine Taktik und machte blitzschnell einen Buckel und Corus flog über den Kopf des Dämons hinweg. Noch im Flug fing ihn das Ungeheuer mit einer Hand auf und drosch seinen Körper mit aller Macht gegen den felsigen Boden. Mit einem hässlichen Geräusch zersplitterten seine Beinknochen und ein Teil seines Rückgrats. Corus versuchte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht von dem Dämon weg zu kriechen, als etwas Absonderliches geschah: Die Ketten die den Dämon an die karge Erde fesselten, fielen klirrend zu Boden und verschwanden. „Ich bin FREI!“, brüllte der Dämon in unbändiger Freude, „nun könnte ich euch alle vernichten, aber ich ziehe es vor diese sterbliche Welt zu verlassen.“ Erneut umhüllte eine gelbe Schwefelwolke den Dämon. Bevor er gänzlich verschwand, sprach er in Gedanken zu Corus, der sich auf dem Boden wand: „Du hast den Bann gelöst, der mich an diese verfluchte Welt fesselte. Merke dir eines, Sterblicher: Ich vergesse niemals eine Schuld!“ Dann war der Dämon des Kosa-Waldes verschwunden und Corus sank in eine gnädige Ohnmacht, aus der er vielleicht nie wieder erwachte…

Ein insektenartiges Wesen betrat eine gewaltige Felshöhle unter dem Pardischem Gebirge. Das Wesen besaß einen langen, madenähnlichen Körper, drei kurze Klauen, die an eine Gottesanbeterin erinnerten und vier, mit Schnäbeln bewehrte Köpfe, die in einem Gewirr aus kleinen Tentakeln endeten. Blaue und rote Malereien auf seiner Brust zeichneten ihn als General aus. „Ihr habt nach mir schickenlassen, Herrin?“ Das Wesen sprach in einer klickenden Insektensprache. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Unser Herr und Meister Nicol Bolas hat mir eine Nachricht gesandt. Unsere…Gäste sind angekommen.“ „Was gedenkt Ihr zu tun?“ Eine gewaltige Kreatur mit einem tausendfüßlerartigen Körper, zwei sichelartigen, metallisch schimmernden Klauen und blasenförmigen Kopf kam aus der Dunkelheit gewalzt. Das titanische Monster richtete den vorderen Teil seines Körpers auf und sprach mit seiner Insektenstimme: „Du wirst ihnen ein… Begrüßungskomitee schicken!“

Fortsetzung folgt…



1 Kommentar

#1Jashin   ICQ kommentiert:  04.11.2010 - 01:35 Uhr

Well. well. not bad...^^


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