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[Limited] Lasst uns das Beste aus sechs Boostern machen

von sinus, 16.09.2014 - 22:43 – Spielvarianten

In den Kommentaren zum ersten Beitrag wurde ich aufgefordert, auch einmal explizit über das Sealed-Format zu schreiben. Diesem Wunsch möchte ich nun - kurz vor dem Erscheinen der neuen Edition und damit zahlreichen bevorstehenden Prerelease-Events - gerne nachkommen.

Sealed ist die wahrscheinlich einfachste Form, in das Limited-Spiel einzusteigen. Und auch die Regeln sind ausgesprochen simpel: Jeder Spieler erhält sechs Booster der aktuellen Edition (beziehungsweise eine Mischung des aktuellen Blocks) und baut daraus ein Deck mit mindestens 40 Karten. Standardländer werden im Regelfall vom Veranstalter zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis ist einem Draftdeck also durchaus ähnlich. Ich möchte deshalb auf die zahlreichen Unterschiede eingehen.

Bei Sealed-Events entfällt der Draft-Prozess (also das "Picken" einzelner Karten). Der Kartenpool, der vom Spieler geöffnet wird, stellt dementsprechend eine vorgefertigte "Konstruktionsbox" dar, aus der es gilt, das Maximum herauszuholen. Auch beim Sealed-Deckbau kommt es natürlich auf die Übung an. Ein paar Grundlagen und Regeln machen es aber dennoch auch Einsteigern leichter, zu einem guten Ergebnis zu kommen.

1. Sealed ist ein etwas langsameres Format als Draft. Obwohl doppelt so viele Karten im Umlauf sind (6 Booster statt 3 Boostern im Draft), sind diese schlechter verteilt - und die Decks demnach nicht nur langsamer, sondern auch etwas schwächer. Das ist bei der Wahl der gespielten Karten zu berücksichtigen. "Bomben", die im Draft fast schon als zu langsam gelten, können im Sealed durchaus Spiele entscheiden.

2. Removal und Bomben sind die essentiellen Bestandteile jedes Sealed-Decks. Das gilt freilich nicht immer, stellt sich aber beim Großteil der entstandenen Decks als richtig heraus. Zu teuer (ergo hohe umgewandelte Manakosten) kann Removal kaum sein, um nicht gespielt zu werden.

3. Die Deckbauzeit ist meist beschränkt. Gerade bei neuen Editionen, deren Karten man noch nicht kennt, kann das ein relevanter Faktor werden. Im Regelfall hilft es schon, die Edition im Vorfeld kurz durchzusehen. Das klassische Prozedere sieht dann (nach der Anleitung zahlreicher Profis) so aus:

- Unspielbare Karten werden aussortiert, der Rest in den jeweiligen Farben gestapelt.
- Im Regelfall lässt sich bereits zu Beginn eine unterrepräsentierte Farbe ausschließen (Achtung: gerade bei Farben, die für gutes Removal stehen, kann sich dennoch ein Splash auszahlen).
- Die auf den ersten Blick stärkste Farbe des Kartenpools wird nach den umgewandelten Manakosten aufgelegt. Auch im Sealed ist die richtige Kurve oft der entscheidende Unterschied zwischen starken und schwachen Decks.
- Die restlichen Farben werden nacheinander zu der Hauptfarbe gelegt, um zur spielstärksten Kombination zu gelangen.
- Je nach Kosten des Decks sind auch hier zwischen 22 und 24 Sprüchen üblich.
- Will man für wenige Karten einer weiteren Farbe splashen, empfiehlt es sich, den Kartenpool nach "Fixing" zu durchsuchen, also gezielt Karten herauszulegen, die die Produktion von andersfarbigem Mana ermöglichen.

Solange man kein kompetitives Event besucht (wie beispielsweise einen Grand Prix und jedes andere Event, bei dem nach dem Deckbau eine Deckliste abzugeben ist) ist es erlaubt, seine Meinung zu ändern. Also kann man sein Deck zwischen den Runden jederzeit umbauen und neu gestalten. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man hier gerade Anfängern nach Runde eins gerne unter die Arme greift. Es soll ja jeder etwas von dem Event haben.

Besonderheiten von Prerelease-Events:
In den letzten Jahren ist es üblich geworden, Prerelease-Events bei neuen Editionen in Form von Sealed-Turnieren abzuhalten. Die Regeln bleiben gleich, allerdings wählt man als Spieler schon zu Beginn eine Farbe, Gilde etc.
Dementsprechend erhält man ein sogenanntes "Seeded Pack" neben 5 regulären Boostern. Das Seeded Pack enthält überdurchschnittlich viele Karten der gewählten Farbe bzw. Farbkombination und suggeriert dem Spieler, bei den gewählten Farben zu bleiben. Für Anfänger mag das eine willkommene Hilfestellung sein, ich stehe diesem Prinzip eher kritisch gegenüber.

Bei Prerelease-Events ist es erlaubt, mit der Promo-Karte zu spielen. Diese Karte erhält jeder Teilnehmer entsprechend seiner gewählten Farbe. Bis heute war es üblich, dass immer die gleiche Promokarte ausgeteilt wird. Das ist insofern problematisch, weil sich Prerelease-Rares in ihrem Powerlevel durchaus unterscheiden können. In Journey into Nyx beispielsweise war die weiße Rare, Wagenlenker der Morgenröte (Dawnbringer Charioteers), den anderen Promos deutlich überlegen. Ich habe sie damals auch gewählt. Die ganze Nacht (bzw. den ganzen Tag) war man also mit der immer gleichen Rare konfrontiert. Und hat sein Deck bereits zu Beginn gezielt darauf ausrichten müssen. Das zerstört die so geliebte Varianz der Limited-Spiele ein gutes Stück.

Khans of Tarkir bringt nun eine Änderung mit sich. Zwar bleiben die Seeded Packs erhalten, bei den Rares soll es allerdings 40 verschiedene Prerelease-Karten, also 8 pro Farbkombination geben. Diese Änderung ist (in meinen Augen) definitiv zu begrüßen.

Wie immer gilt: Einfach einmal ausprobieren. Schon beim Deckbau sitzt man (mit etwas Glück) einem erfahreneren Sealed-Spieler gegenüber, der gerne mal bei schwierigen Entscheidungen einen kurzen Blick wirft. Und auch zwischen den Runden findet man häufig Spieler, die sich das Deck gerne mal anschauen und kurz über einzelne Karten plaudern.



6 Kommentare

#1Grizzly    Online-Magic Skype kommentiert:  17.09.2014 - 03:12 Uhr

Und da beginnt schon die Vorfreude auf Khans! Ich kann es kaum erwarten mit einem "TEMUR SMASH" den Gegner zu verhauen! :-D

Hey aber auch ich konnte was hiervon lernen. Ich hab nie den Pool in spielbar/unspielbar sortiert, sondern immer gleich nach Farbe. Werd ich mir merken. {+}
Ich finde das mit den 40 Promos übrigens auch eine gute Idee. So kann man sich nicht wirklich auf eine Bombe vorbereiten. Ausserdem gefällt das einem Promo-Sammler natürlich. Schade nur, haben diese jetzt keine alternativen Artworks. ;-)

Viel Glück dir, welchen Clan du auch nehmen mögest!

#2Fireslinger   kommentiert:  17.09.2014 - 17:27 Uhr

Schöner Bericht für ein Format, was ich immer gerne unter Freunden spiele, denn: Sechs Booster nimmt man doch eigentlich immer gerne mit und 6x6=36 Booster! Aus einem Display kann man mit sechs Spielern schon ein kleines Turnier veranstalten.

Ich sortiere immer gleich nach Farben, schaue mir dann die einzelnen Stapel an und lege die besten Karten obenauf. Ich mag das Sealedformat auch dehalb so gerne, weil es nicht aufs Geld, sondern auf das Können ankommt. Alle starten unter den gleichen Voraussetzungen.

#3Jashin   ICQ kommentiert:  17.09.2014 - 23:55 Uhr

@Fireslinger: Können?!? Ich finde ja Sealed benötigt viel, viel weniger Können als Draften. Ich bin ein absoluter Feind von Sealed-Runden!

#4sinus   kommentiert:  18.09.2014 - 00:18 Uhr

@Grizzly: Immer gut, wenn für alle was dabei ist.

@Fireslinger: Bei einer Draft-Runde brauchst du für 8 Leute nur 24 Booster. Bleiben 12 entweder für einen halben weiteren Draft oder für die Gewinner ;-) Es stimmt auch, dass alle unter den (nahezu) gleichen Voraussetzungen starten. "Gleich" würde in meinen Augen ein nahezu einheitliches Powerlevel aller Commons, Uncommons und Rares voraussetzen. Davon sind die Editionen aber weit entfernt… Du hast trotzdem völlig Recht: Limited ist so ziemlich das fairste Format.

@Jashin: Ich glaube "Können" war auf das spielerische Niveau bezogen, um bei einem solchen Sealed-Turnier gut abzuschneiden und setzt dafür nicht den Einsatz von viel Geld für teure Constructed-Decks voraus. Es geht nicht um den Vergleich zwischen Sealed und Draft. Und ja, wie schon geschrieben, ist mir das Draft-Format auch gefühlte 1000 Mal lieber.

#5Jashin   ICQ kommentiert:  12.10.2014 - 20:23 Uhr

Draft >> Constructed > Sealed.
Sealed ist in meinen Augen einfach mit zu wenig Können verbunden, man muss eigentlich nur die tiefsten Farben und mögliche Splashes identifizieren und bedenken, dass das Sealed immer recht langsam ist. Draften und auch Constructed (sofern man nicht nur Net-Decks spielt), finde ich wesentlich spannender.

#6sinus   kommentiert:  14.10.2014 - 10:48 Uhr

Bei Draft über Sealed bin ich bei dir. Das ganze mit Constructed zu vergleichen (wobei es auch da gewaltige Unterschiede gibt) ist wie der Vergleich zwischen Äpfel und Birnen. Da sind im Limited (allgemein) immer noch ganz andere Skills gefragt.

Und ob Sealed "leicht" ist oder nicht, das lässt sich in beide Richtungen argumentieren. Wenn man es regelmäßig, gerade bei Prereleases, spielt, merkt man sehr wohl, dass scheinbar nicht alle Entscheidungen logisch sind. Zumindest auf den ersten Blick nicht. Und auch auf dieser Seite wurde ich (von erfahreneren Spielern) in der Plauderecke gefragt, warum ich Gehärtete Schuppen (Hardened Scales) (2x) und Vergeltung der Ahnen (Retribution of the Ancients) nicht gespielt habe. Die Entscheidung ist immer noch richtig. Aber nicht auf den ersten Blick. "Leicht" oder "zu leicht" behaupte ich nicht mehr, nachdem ich gefühlte 100 Decks meiner Gegner nach Runde eins für sie umgebaut habe. Soll ja jeder Spaß haben bei so einem Turnier.

"Immer recht langsam" stimmt auch meistens, ohne meine beiden Brüstung der Bogenschützen (Archers' Parapet) wäre ich bei Khans of Tarkir mit Abzan gegen Mardu aber ordentlich eingegangen ;-)


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