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Meine Sicht auf die magischen Karten oder "Da tappt einer im Dunkeln!"

von Eisbier, 01.04.2008 - 00:28 – Meinung

Nun habe ich auch endlich einmal Zeit für meinen ersten Beitrag zur Lese-Ecke gefunden und mich dazu entschlossen, ganz allgemein anzufangen. Nämlich mit dem Grund für mich, Magic zu spielen.

Angefangen habe ich etwa zur Zeit des Urza Blocks. Laut Recherche ist das nun knapp 10 Jahre her, die Edition Urzas Saga erschien am 9. Oktober 1998. Mit der Zeit hat sich meine Sichtweise auf das Spiel immer wieder verändert, auch weil ich für längere Zeit die Karten an den Nagel gehängt habe (Odyssee-Ravnica). Anfangs tappte ich wirklich ziemlich im Dunkeln, auf zweierlei Art und Weise. Da ich fast ausschließlich mit meinen Kumpels gezockt habe und das Regelwerk bei allen Spielern eher auf Halbwissen beruhte, war ich Anfang von der Ausgeglichenheit und den Möglichkeiten des Spiels eher enttäuscht.

Es präsentierten sich mir jedoch auch schon damals einige Vorteile. Ich weiß bis heute nicht genau, was mich so fasziniert. Vielleicht ist es die Kombination aus einem sehr durchdachten System mit dem Faktor Glück als entscheidender Anteil am Ausgang einer Partie. Dazu kommt als wichtiger Aspekt noch das fantasievolle, magische Fundament, das Drachen, Engel, Skelette und andere Fabelwesen hervorbringt. So kann jedes Spiel eine Geschichte erzählen, die immer wieder unterschiedlich verläuft. Egal ob jemand einen Kartenhaufen spielt, der nur große Vanille-Kreaturen enthält oder das durchdachte Kombo-Deck präsentiert, immer kann es passieren, dass man mit dem vermeintlich schlechteren Deck den erfahrenen Turnierspieler in Grund und Boden spielt.

Gutes Beispiel hier aus eigener Erfahrung:
Im Leuchtturm, so hieß der ehemalige, einzige wirkliche Sammelkartenspiele-Laden in Aachen, gab es so einige Leute, die mit einem bestimmten Kombo-Deck, die sie sich aus dem Internet kopiert hatten und sich daraus einen Spaß machten im ersten oder zweiten Zug gegen Anfänger zu gewinnen. Ich spielte also gegen einen solchen Herrn mein damals wirklich schwaches rotes Deck, das Erdspaltenstürmer (Fault Riders) als Schlüsselkarte mit Ätzender Boden (Acidic Soil) spielte (Heute gar nicht mehr existent). Ich legte also in meinem ersten Zug ein Gebirge (Mountain) und gab ab, mit einem Schock (Shock) auf der Hand. Mein Gegner hatte das Spiel mit einem schwarzen Kombo-Deck und dem Legen eines Sumpf (Swamp) und eines Körperfresser (Carnophage) abgeschlossen. In seiner nächsten Runde griff er an und spielte Haß (Hatred) mithilfe von zweimal Schwarzer Ritus (Dark Ritual) und wägt sich in Sicherheit gewonnen zu haben. Den Blick hab ich bis heute in Erinnerung, ein einfacher Schock (Shock) hatte ausgereicht in der zweiten Runde das Spiel zu entscheiden mit einem Deck, an dem ich in der Folge kaum noch Spaß hatte.

Nun zum eigentlichen Sinn dieses Beitrags. Natürlich ist das eben genannte Beispiel nicht das Optimum und bei so einem komplexen Spiel ist das auch schwer zu erreichen. Wirklich Freude hat mir nämlich weder dieser Sieg, noch dieses rote Anfänger-Deck, aber auch kein schnelles Kombo-Deck je bereitet. Beim Profi-Turnierspiel würde ich mich aber auch nicht wohl fühlen, würden hier doch viele Aspekte und Karten einfach ausgeblendet. Es kristallisierten sich aufgrund dieser Tatsachen jedoch nach und nach zwei Grundlagen heraus.

Erstens:
Ich spiele nicht nur, um zu gewinnen. Ich spiele, weil ich mich daran erfreue Interaktion mit meinen Mitspielern zu haben, neue und selten gespielte Karten kennen zu lernen und eine Spannungslinie in einem Spiel zu erzeugen. Dabei ist es unwichtig wer gewinnt, solange allen Mitspielern weiterhin die Möglichkeit zum Gewinnen offen bleibt und das fair und regelkonform gespielt wird. Damit meine ich nicht, dass ein Spiel nicht auch mal schnell vorbei sein kann, sondern dass nicht Spieler A mit Deck B den Rest dominiert. Allerdings ist es auch kein Drama einen viel gespielte und wertvolle Karte wie Tarmogoyf (Tarmogoyf) zu spielen. Eine Karte sollte nicht über Gewinnen oder Verlieren entscheiden.

Zweitens:
Und aus Erstens folgend:
Ich baue ausgewogene Decks, die lieber schlechter und vielseitiger, als stark und berechenbar in ihrer Funktionsweise sind. Ich sitze lieber ab und zu auf ein paar toten Karten, als das alles perfekt funktioniert. Ich will meinen weniger kauffreudigen oder erfahrenen Mitspielern nicht den Spaß verderben, indem ich jedes Spiel spätestens nach 10 Minuten für mich entscheide. Ich glaube, inzwischen habe ich den richtigen Mittelweg zwischen der gewissen Deck-Stärke, die man braucht um ein Spiel interessant zu gestalten und der Vielseitigkeit, die ein Deck wieder schwächt, sodass es nicht dominieren kann, gefunden.

Wie ich finde, unterscheide ich mich genau in diesen beiden Punkten von dem typischen Turnier/Erfolgsspieler. Ich hoffe und denke, dass es vielen hier genauso geht und ich mit dieser Meinung nicht alleine stehe. Für mich steht jedenfalls fest, wenn ich ein Deck baue, dann nach folgendem Grundsatz:

"Ein gutes Spiel erlange ich nicht durch die Auslese der stärksten Karten für ein Deck, sondern durch das Einfügen einiger "Schönheitsfehler", die auf abwechslungsreiche, aber dennoch auch flüssig spielbare Decks zurückzuführen sind."

Nichtsdestotrotz bin ich inzwischen gereifter, was die Spielpraxis und Regelkenntnis angeht. Ich erkenne langsam, welche Parallelen Magic mit all seinen Möglichkeiten zu fast jedem Aspekt des täglichen Lebens aufweist. Auch das ist nun ein Grund für mich dieses Spiel zu spielen und daraus zu lernen.



2 Kommentare

#1Mario K.   kommentiert:  02.04.2008 - 00:05 Uhr

Hallo Eisbier
Ein Beitrag ganz nach meinem Geschmack.
Mir geht es wahrscheinlich in etwa wie dir nicht immer darum nur zu gewinn, sondern ein spannendes Match zu schlagen das einem auch etwas länger in Erinnerung bleibt. Z.B. wenn einer nur noch 1 Lebenspunkt hat und das Spiel doch noch dreht. Natürlich macht es auch viel Freude mit einem guten Deck zu gewinnen, in das man Zeit, Überlegung und auch Geld investiert hat.
Ich versuche meine Decks auch immer relativ flexibel zu bauen, weil ich nie mit Sideboard spiele. Ein Deck sollte auch so bestehen und wenn nicht- naja "Das Absolute Deck" gibt es hoffentlich nicht.
Genausowenig bin ich ein Fan von Karten wie z.B. Koalitionssieg (Coalition Victory) es ist schlicht langweilig auf diese Weise den Sieg zu erringen, aber das ist jedem selbst überlassen.
Vieleicht könnte man auch sagen "Der Weg ist das Ziel":-)
MfG

#2Durin    kommentiert:  02.04.2008 - 18:06 Uhr

Ganz meine Meinung, auch wenn ich meine Decks nicht absichtlich schlecht baue. Nur das Budget zieht halt manchmal Grenzen.



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