16 Kommentare
|
Zum Sekundärmarkt:
Mir gefällt dein Argument nicht. Man kann auch sagen, dass erst aufgrund der Turnierspieler, die ja alle 4 Exemplare der wichtigen Karten brauchen, mehr Karten gekauft werden, was im Endeffekt die allermeisten Karten auf dem Sekundärmarkt erst günstig macht, da ein Überangebot entsteht. Die Sache lässt sich sogar noch weiter spinnen: Gäbe es ohne den Bedarf der Turnierspieler überhaupt einen Sekundärmarkt in dieser Form?
Natürlich kann es dem Freizeitspieler egal sein, wer wieviele Punkte hat, wer teilnehmen darf usw. Trotzdem lese ich zwischen den Zeilen irgendwie heraus, dass du Aversionen gegen Magic-Turnierspieler hegst. Woran liegt das?
"Sie spielen um des Spiels willen", ganz genau. Ich mag am liebsten Themendecks, die nicht total durchoptimiert sind, denn damit macht mir das Spielen am meisten Spass. Und das Beste: Meine Spielkameraden ticken genau gleich. In unserer Multiplayerrunde erleben wir einmal in der Woche abwechslungsreiche Spiele mit Konzepten und Karten aus 18 Jahren Magic. So investieren wir alle nur etwa 0-20 € pro Monat in neue Karten und auch wir ärgern uns ebenso wie du, Mario, "dass tolle Karten unmittelbar nach ihrem Erscheinen viel zu teuer sind, um sich auf dem Sekundärmarkt ein paar Exemplare für eigene Decks zu sichern". Ein gutes Beispiel: Vampire: Da sammelt mein Kumpel sich Vampire zusammen, kauft das vorkonstruierte Deck aus Zendikar und kommt partout nicht an zwei Bosse (Vampir der Nacht (Vampire Nocturnus)) heran, da diese aufgrund ihrer Beliebtheit auf Turnieren und ihrer relativ geringen Verfügbarkeit beinahe unverschämt teuer gehandelt werden.
Ich spiele seit 10 Jahren in der "Anfänger-Liga" und hatte NIE Ambitionen, in die "Profi-Liga" aufzusteigen. Viele Turnierspieler haben dafür keinen Blick (mehr)...
@Michael Künzli: Ja, auf das Argument habe ich gewartet. Und, nein, ich kann es nicht mal entkräften. Ohne die Turnierszene wäre der Sekundärmarkt sicher ein anderer, wenn es ihn überhaupt gäbe. Ob zwangsläufig schlechter, vermag ich nicht zu sagen. Das Nachdenken darüber ist jedoch müßig, da es die Turnierspieler nunmal gibt und die Preise sich so entwickeln wie sie sich entwickeln. Ich glaube, ich wäre glücklicher, wenn ich eine Karte, die einfach wie geschaffen ist für ein bestehendes oder noch in Entwicklung befindliches Deck, zu einem Preis von sagen wir mal 2 EUR statt 15 EUR kaufen kann, und es würde mir weniger ausmachen, wenn ich dafür 50 Cent für eine ganz gewöhnliche Standardkarte ausgeben müsste statt vielleicht 10 Cent oder weniger.
@Lukas Gigler: Nein, ich habe nichts gegen die Turnierspieler (außer die Sache mit den verrückten Preisen, siehe oben). Ich mag es nur nicht, wenn Turnierspieler sich für das Maß aller Dinge betrachten, als ob Magic nur für sie erfunden wurde und dem Untergang geweiht ist, sobald die Turnierszene sich von dem Spiel abwendet. Und ich mag es nicht, wenn in Artikeln eine künstliche Front zwischen WotC und "den Magic-Spielern" geschaffen wird, obwohl es die Mehrheit aller Magic-Spieler nicht mal interessiert (und es fraglich ist, ob sie es überhaupt mitbekommt). Änderungen an der Turnierstruktur haben Auswirkungen auf das Turnierspiel, nicht mehr und nicht weniger. Das darf auch gerne thematisiert und kritisiert werden, aber bitte doch nicht im Namen aller Spieler. Dieses ewige Geweine bis hin zum obligatorischen "Magic ist tot!" ist jedenfalls einfach nur kindisch (drum auch der Titel meines Kurzbeitrags).
Wenn WotC morgen aufhören würden, Magic-Karten zu drucken und Turniere zu veranstalten, würde mich das in keiner Weise davon abhalten, noch viele Jahre Spaß an diesem Spiel zu haben.
Dieser Baseball Vergleich hinkt in der Tat. Demnach müssten die Pro Tour Player ja geradezu Helden der Magic Community sein. Wenn ich mir aber mal paar Bilder der letzten Turniere anschaue sehe ich meistens nur paar suspekte Gestalten. Ein Leistungssportler bringt andere Eigenschaften, wie Schnelligkeit oder sonst was mit sich. Wenn ich an Turnierspieler denke, denke ich vor allem an die Bereitschaft horrende Summen für effiziente Magic Karten auszugeben.
Auch in der Kurzform - guter Artikel
"Sie spielen um des Spiels willen". Besser man es kaum ausdrücken. Ich spiele Magic um mir die Zeit zu vertreiben, mit meinen Freunden Spaß zu haben und meine Kreativität auszuleben. Mir und meinen Mitspielern geht es nicht darum, wer der Stärkste ist und wer das bessere Deck hat, sondern die Spiele so gut es geht zu genießen! Es tauchen die unterschiedlichsten Decks und Konzepte auf und daraus entwickeln sich die genialsten Spielsituationen. Ich genieße es sehr viele verschiedene Decks zu haben und auch viele zu bauen, dennoch sind meine Ausgaben gering. Wenn ich mir ein Deck komplett neu aufbauen muss komme ich kaum über 40€ und zudem kann man Dinge wie ein Playset Blitzschlag (Lightning Bolt) ja auch in mehreren Decks spielen. So zahl ich meistens grad mal 20€ oder weniger. Ich kriege regelrecht einen Schock wenn ich so manche Turnierkarten sehe. Mir ist fast das Herz stehen geblieben als in der schwebenden Kartenanzeige gesehen habe wieviel Liliana mit Schleier (Liliana of the Veil) wert ist! Mal ein Vergleich: Für ein Playset von ihr könnte ich mir eine neue PSP zulegen! Ich spiele eher selten auf Turnieren (Allein schon wegen meinem Wohnort schwer) aber wenn spiele ich auch nicht wegen Ruhm, Ehre oder Preisgeld. Klar, wenn man eine gute Platzierung erreicht hat ist das toll, aber ich bin schon mit dem unteren Drittel zufrieden wenn ich meinen Spaß in den Matches hab. Anfangs fand ich Standard genial, da es super für Anfänger ist. Aber bei den Preisen? Wenigstens kann man sich die Event-Decks kaufen, aber naja....
Ich finde es schade wenn man Magic nur noch als reinen Wettbewerb ansieht und wenn die Chancen davon abhängen wer am meisten Kohle für ein Deck ausgibt...
#7 – MoritzD kommentiert: | 07.11.2011 - 21:37 Uhr |
^^ Ungewöhnlich rauh, aber ein Statement, mit dem ich mich absolut identifizieren kann. Ausserdem hat es bis jetzt bei jeder Änderung einen riesengrossen Aufschrei gegeben und der verhallt sofort, wenn die Änderung in Kraft tritt und alle merken, dass es von nahe gar nicht so schlimm ist. Magic ist also wie der Riese von Jim Knopf...
Was ich absolut nicht abkann, sind Turnierspieler, die denken, Freizeitspieler sind Spieler, die es noch nicht auf Turniere gezogen hat. Ein typischer Fall von von-sich-auf-andere-schliessen, und das kommt selten gut. Nein, wir wollen das nicht, auch wenn wir das Umfeld und das Budget dazu hätten.
#8 – atog28 kommentiert: | 07.11.2011 - 22:49 Uhr |
Ich kann mich der Meinung inzwischen auch in weiten Teilen anschliessen. Als ich die Meldung las, war mir das auch erst mal egal. Allerdings finde ich es doch bedenklich, denn die Wahrnehmung in den Medien (also im Internet) gelingt hauptsächlich über das Turnierspiel. Darüber hat das Spiel seinen immer wieder neuen Charakter definiert und das wollen die Leute auch lesen. Diejenigen, die sich für Freizeitspiel interessieren und das regelmässig oder sagen wir mal ernsthaft (mangels eines besseren Begriffs) verfolgen, sind sehr gering.
Als wir für MU die Casual-Artikel gesucht haben, gab es nur wenige Autoren, die überhaupt etwas ausserhalb des Turnierspiels schreiben wollten, und die wurden auch noch schlecht kommentiert.
Natürlich kann das alles eine Folge des Honigs sein, mit dem Turnierspieler als etwas besseres behandelt werden und dies gegenüber den Freizeitspielern abgrenzend äusserten. Mich kotzt das genauso an wie einige der Kommentatoren über mir und dazu hatte ich auch auf Germagic mal die Reihe "Wie werde ich Casualspieler" geschrieben, um genau auf die Idiotie dieses Verhaltens hinzuweisen[1], aber das hatte man wohl nicht verstanden. Dank Marktforschung (d.h. Magic Online) wissen die Zauberer von der Küste nun, wie der Grossteil der Spieler Magic sieht - und zwar aus der Küchentischperspektive.
Trotzdem finde ich es schädlich für das Spiel, den Turnierspielern den Antrieb zu bremsen, denn viele Änderungen, wie beispielsweise die geschlossenen Worlds, um nur mal die letzten zu nehmen, dämpfen die Motivation. Und deren Stimme ist nun mal derzeit die lauteste.
[1] http://www.couchmagic.de/index.php?s=%22wie+werde+ich+Freizeitspieler%22
#9 – Early kommentiert: | 08.11.2011 - 09:50 Uhr |
Hi, ich hab mich hier neu angemeldet und möchte auch meinen "Senf" zur Diskussion dazu geben.
Ich muss gestehen, dass ich Magic schon sehr lange spiele. So etwa seit Tempest. Am Anfang überwiegend Casual, meist Highlander.
Dann habe ich eine ganze lange Zeit Legacy gespielt, zuhause am Küchentisch und auch auf Turnieren, wenn sie denn einigermaßen erreichbar waren.
Heute spiele ich wieder Highlander in einer Casual Gruppe, wir spielen aber auch Highlander Turniere nach www.magicplayer.org. (will keine Werbung machen aber das gehört zu meiner Ausführung dazu^^)
Ich persönlich muss sagen, dass ich der Meinung bin, dass die Turnier Szene einfach zu Magic dazu gehört. Unser geliebtes spiel wäre ohne diese Turnierszene mit Sicherheit ein ganzes Stück kleiner als es heute ist.
Ich habe noch nie in einer Pro Tour gespielt, noch gar in den Worlds xD aber das ist sicherlich ein Atemberaubendes Erlebnis! Ich war einmal auf einem Grand Prix in Deutschland mit über 2.200 spielern, (sealed) und ich muss einfach sagen, dass ich das jedem einmal nahelegen kann. Es macht einfach spass, so viele Menschen aus der Ganzen Welt zu sehen und gegen sie zu spielen. Wir haben noch bis nachts in die Puppen im Hotel Foyet mit Wildfremden Menschen aus den USA und Finnland Elder Dragon Highlander gespielt und es war Super.
Was ich damit sagen mag: Ohne die Turnierszene wäre Magic nicht was es ist. Und durch die Turnier Szene habe ich die meisten Spieler kennengelernt, mit denen ich heute überwiegend casual spiele. Ich habe hier viele Freunde gefunden, allgemein durch Magic. Und ohne Turniere hätte ich das in dieser Form nicht und würde heute wohl leider auch kein casual spielen (da ich die leute fürs casual nicht kennengelernt hätte)
#10 – Serge kommentiert: | 08.11.2011 - 12:13 Uhr |
Ich gebe auch mal mein Senf dazu ab:
Sicherlich ist es falsch anzunehmen, diese Änderungen würden alle Freizeitspielern jucken. Aber genauso naiv ist es nazunehmen, sie würden allen am a*** vorbeigehen. Wenn man die 1. Bundesliga plötzlich auf 10 Vereine reduziert regen sich sicherlich nicht nur profissionelle Fußballspieler auf. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht durchaus auch genügend freizeitkicker gibt die die Bundesliga nicht verfolgen und denen das egal wäre. Aber es gibt eben zig tausende von Leuten in Deutschland die die Bundesliga sehr aktiv und mit viel Freude verfolgen, ohne Fußball ambitioniert oder überhaupt zu spielen.
Das liegt vor allem auch daran, dass Freizeitspieler die unterschiedlichsten Hintergründe haben. Es gibt durchaus viele die mal mehr oder weniger aktiv Turniere gespielt haben und es einfach nicht mehr tun. Dann gibt es natürlich viele die noch nie ein Turnier gespielt haben und auch garnicht daran interessiert sind. Leider tauchen hier die meisten Vorurteile auf, da sie nur eine Seite der Münze kennen (die wenigsten Turnierspieler haben als solche angefangen). Man muss garantiert keine horrende Summen an Geld ausgeben um Turniere spielen zu können. Schließlich schmeißt man die teuren Karten, die man für sein Turnierdeck gebraucht hat, danach nicht einfach wieder weg. Man verkauft die auf dem Sekundärmarkt wieder und von diesem Budget holt man sich, was man eben braucht.
Und zu den Kartenpreisen auch nochmal meine Korrektur: Die Nachfrage bestimmt den Preis. Die Annahme, dass eine 15 euro Karte ohne die Turnierspieler nur 2 euro wert wäre und eine minderwertige statt 10 cent dann 50 cent ist einfach nicht korrekt. Bei gleicher Nachfrage wären alle Rares gleichviel wert, was etwas unter dem Wert eines Boosters wäre, also etwa 2 €. Wenn eine Rare von 2 € auf 15€ steigt, müssen andere Rares aus der Edition insgesamt um diesen Betrag sinken, um den durchschnittlichen Erwartungswert des Boosters auszugleichen (so lange der durchschnittliche Erwartungswert des Boosters mehr wert ist als der Boosterpreis selbst, werden diese von Händlern aufgerissen und als Einzelkarten verkauft). Also sinken 13 andere Karten z. B. um 1 €. Wenn du nun von jeder dieser 13 Karten eine in dein Deck bräuchtest + die teuere Karte, müsstest du 13 * 1 € + 1 * 15 € ausgeben. Bei gleicher nachfrage nach allen diesen Karten wären es statdessen 14 * 2 € - Beides ergibt den gleichen Preis. Realistischer wäre in dem Beispiel von Mario eher anzunehmen, dass die 15 € Karte ohne Turnierspieler vlt. auf 5€ fallen würde, wärend die 10 cent Karten auf 1.5 € steigen.
Und zum anderem sollten die Casualspieler diese Preisschwankungen nicht nur auf die Turnierspieler schieben. Gerade Bei Planeswalkern sind Casualspieler durchaus mitverantwortlich. So sind selbst Planeswalker die nie in irgendeinem Turnierdeck auftauchen meist horrende Summen wert. (Sarkhan Vol aus Shards of Alara ist da ein gutes Beispiel, der vor 1-2 Jahren dauerhaft bei 15+ Euro lag).
Und das Beispiel mit Vampir der Nacht von Fireslinger war nen übles Eigentor. Hier sind tatsächlich nur die Casualspieler, von denen einige anscheinend eine Vorliebe für Vampirdecks haben, für den Preis verantwortlich. Zum einen gab es nur mal im Standard Turnierformat ein zweitklassiges Vampirdeck mit ihm, das nur eine geringe Popularität hatte (meist auch bei den eher nicht ganz so seriösen Turnierspielern) - zum anderen ist Magic2010 schon längst aus dem Standardformat raus und somit diese Karte nicht mehr auf diesen Turnieren erlaubt.
Mit Verlaub: Wenn sich schon das (amerikanische) Baseball-Beispiel nicht so recht auf Magic übertragen ließ, dann ist die (deutsche) Fußball-Bundesliga garantiert genauso daneben. Auch wenn es einige Magic-Spieler gibt, die in ihrer Turnierkarriere ein erkleckliches Sümmchen an Geld gewonnen haben, das auch nach Abzug aller Kosten für einen Hauskauf reicht, gibt es wohl kaum jemanden, der ernsthaft die Absicht hat, auf diese Weise über zehn bis zwanzig Jahre seinen Lebensunterhalt zu verdienen statt einen "seriösen" Beruf auszuüben. Und selbst wenn es solche Leute gibt, so ist Magic kaum geeignet, Massen an Zuschauern anzuziehen, die in ihrem ganzen Leben noch keine Magic-Karte in der Hand gehalten haben. Das ist, entsprechend übertragen, bei den großen Profi-Sportarten anders. Also bleiben wir in der Hinsicht doch mal lieber auf dem Teppich.
Richtig ist: Es gibt solche und solche. Bei Turnierspielern wie auch bei den Freizeitspielern. Das stelle ich auch gar nicht in Abrede. Ich möchte bloß die Turnierspieler, die sich in der aktuellen Aufregung bemüßigt fühlen, für alle Magic-Spieler zu sprechen, oder die die Freizeitspieler gezielt ansprechen, um auf das "Drama" hinzuweisen, (siehe die beiden in meinem Beitrag herausgegriffenen Beispiele) daran erinnern, dass es Magic-Spieler gibt, denen das sehr wohl am Allerwertesten vorbei geht.
Interessant finde ich die Anmerkung von Marcus Malden, dass die mediale Wahrnehmung des Spiels in erster Linie über das Turnierspiel erfolgt. Ich ergänze: und die Ankündigungen zu neuen Produkten, Regeländerungen und dergleichen. Ist doch logisch: Was WotC über die kommende Edition verlautbart und andere Seiten spekulieren, das geht uns alle an. Bei den Turnieren gibt es Formate, die von vielen Leuten auf ganz unterschiedlichem Niveau gespielt werden; hier will natürlich jeder, der selbst spielt oder es zumindest erwägt, wissen, welche Decks gerade erfolgreich sind, welche Gegner man zu erwarten hat usw. Das muss gar nicht die Mehrheit aller Magic-Spieler sein, aber es ist eine Gruppe von Leuten, die ein gemeinsames Interesse, den gleichen Wissensbedarf haben. Alles andere ist dann unter "Vermischtes" zu finden: Hier wird eine lustige Magic-Variante vorgeschlagen, da schreibt einer von den Spielen in seiner Multiplayer-Runde, andere stellen Deck-Eigenkreationen vor, die sich um bestimmte Themen drehen und so weiter. Auch das sind Aspekte von Magic, für die sich viele Spieler interessieren, aber es verteilt sich mehr und trifft auf keine homogene Gruppe von Leuten mit dem gleichen Ziel.
Von der anderen Seite her betrachtet ist der Unterschied noch gravierender: Wenn ich als Teilnehmer oder Beobachter von einem Turnier berichte oder vielleicht auch nur in dem Nachrichtenbereich einer x-beliebigen Magic-Seite die Ergebnisse herausposaune, dann kann ich ziemlich sicher sein, dass das auf Leser trifft, die diese Information dankend aufnehmen. Wenn es hingegen darum geht, von dem genialen Endkampf eines Decks rund um das Auge des Sturms (Eye of the Storm) gegen ein Teufel-Stammesdeck zu berichten, dann wird das eher seltener in schriftlicher Form festgehalten und im Internet veröffentlicht. Auch hier gilt ja: Spielen um des Spiels willen, es zählt der Moment, der Spaß beim Spiel, ohne dass daraus etwas wird, was anderen zu berichten wäre. Warum gibt es wohl so wenige regelmäßige Spielberichte aus dem Freizeitspiel-Bereich? Sicher nicht weil es so wenig gespielt wird. Ich wundere mich selbst immer wieder, wie viele Leser meine Berichte gerne lesen.
Insofern ist es durchaus nachvollziehbar, wenn ein Turnierspieler glaubt, das Turnierspiel müsse alle Magic-Spieler interessieren. Und darum ist es nicht verkehrt, ab und an daran zu erinnern, dass er damit falsch liegt.
Was die Preisdiskussion angeht: Die möchte ich gar nicht weiter vertiefen, da dies, wie gesagt, müßig ist. Es ist, wie es ist, und erst wenn die ganzen Turnierspieler "Magic ist tot!" schreiend das Handtuch werfen und wirklich mit dem Spielen aufhören, werden wir wissen, was dann daraus wird.
#12 – Ole kommentiert: | 08.11.2011 - 17:15 Uhr |
Off: "Ich wundere mich selbst immer wieder, wie viele Leser meine Berichte gerne lesen." - Ich wundere mich selbst auch, wie gerne ich deine Berichte lese ;)
On: @ Serge: Das Standardformat ist nicht repräsentativ für die Turnierszene. Willenskraft (Force of Will) ist seit Ewigkeiten nicht mehr im Standard, im Legacy aber sehr beliebt und dadurch für mich und mein Meerfolkdeck unbezahlbar.
Die Turnieränderungen sind mir persönlich aber wirklich total egal.
#13 – Serge kommentiert: | 08.11.2011 - 19:59 Uhr |
natürlich ist das Standardformat nicht repräsentativ für die Turnierszene, das war ja auch nicht meine Aussage. Nur wurde und wird Vampir der Nacht in keinem anderem relevanten Turnierformat gespielt. Hier sind wirklich die Freizeitspieler für den Preis verantwortlich.
@Mario: Die Vergleiche zu anderen Sportarten sollen natürlich keine 1:1 abbildungen sein, sondern eine Hilfestellung um den Gedankengang/Argumentation zu verdeutlichen. Warum ist Magic grundsätzlich nicht dazu geeignet massen an Zuschauern anzuziehen? Wenn ich mir anschaue, welchen Status z. B. sowas wie Starcraft in Südkorea hat (profissionelle Spieler verdienen dort ähnlich gut wie Profissionelle Fußballspieler hier). Aber ich denke hier wären Analogien zu Schach, Go oder Poker vlt. treffender.
@Mario: Es gibt aber offensichtlich doch Leute, die davon Leben können. Seit Lorwyn glaube ich gab es in Jedem 2. Booster ungefähr ein Portrait über einen erfolgreichen Spieler, und wenn ich mir dann ihre Preisgeldsummen von 70.000-170.000 € ansehe, denke ich mir: Ich bin Froh, wenn ich mit einem "normalen" Job das in derselben Zeit verdiene. Denn mal ehrlich: Wer macht nicht gerne sein Hobby zum Beruf? Wer würde nicht lieber vom Spielen "leben" können, anstatt Tag für Tag in einem langweiligen Büro zu hocken?
Natürlich ist das sehr unrealistisch, und gelingt wirklich nur wenigen. Dennoch gilt das ganze ja nicht nur für Magic, sondern genauso für Musiker, Sportler, Schauspieler, und dergleichen.
Magic zieht wenige Zuschauer aus, trotzdem scheinen die erfolgreichen Profis nicht allzu schlecht zu verdienen. also so ganz abwägig wie du tust ist es nun auch wieder nicht.
@Serge: Warum Magic keine Massen an Zuschauern anzuziehen vermag? Zum einen, weil man nicht so gut zugucken kann. Hallen mit vielen Zuschauern sind kaum sinnvoll, und eine Fernseh-Übertragung müsste den Spielern ständig über die Schultern schauen. Ähnliche Schwierigkeiten gibt es zwar auch beim Pokern, aber hier können die Zuschauer wenigstens das Spiel verstehen, was man bei Magic kaum erwarten kann. Zum anderen akzeptiert die Gesellschaft eher erwachsene Menschen, die mit Bällen spielen oder um Geld zocken, als solche, die einander mit Zaubersprüchen und Fantasy-Kreaturen bekämpfen.
@Lukas Gigler: Das habe ich doch oben schon geschrieben, es gibt Leute, die mit Magic viel Geld verdient haben. Von den Preisgeldern auf den Spielerkarten muss man freilich die Investitionen abziehen, da dürften einige Tausend Taler allein schon an Reisekosten draufgegangen sein, bis die Turniererfolge überhaupt zu einem Plus geführt haben. Davon kann man vielleicht sogar eine Zeitlang leben. Und dann? Als Ex-Sportprofi kann man, wenn das angesammelte Geld nicht für die Frührente reicht, Trainer werden, den Nachwuchs ausbilden, eine Aufgabe in einem Profi-Sportverein übernehmen, in irgendwelchen Sportgremien mitmischen, Berater werden, Werbung machen, ein Modelabel erschaffen und was weiß ich noch alles. Was macht ein Ex-Magic-Profi? "Guten Tag, hier sind meine Referenzen..."
So, jetz sag ich auch mal was dazu. Mir ist im Grunde die Umstellung der Worlds ziemlich schnuppe, solange sie Pro Tour und Grand Prix so lassen, wie sie sind. Ich selbe spiele Turniere nur auf FNM- und (Pre-)releases, trotzdem macht mir so 'ne ProTour-Beobachtung via Daily MTG ab und zu mal spaß. Und gäbs mal nen Grand Prix, den ich hier von Frankfurt aus erreichen könnte, würd ich auch da mal mitspielen.
Aus meiner FNM-Erfahrung weiß ich, dass man auch ohne superteure Karten mit viel spaß und sogar einigermaßen erfolgreich kleinere Turniere spielen kann, vom Limited-Format muss ich da gar nicht reden.
Außerdem spiele ich sehr gerne Casual - Mangels einer größeren Menge an Spielpartnern auch man online über MWS, aber mit einigen wenigen auch "analog" - Highlander, EDH oder simple Casual-Decks.
Über das große Turnierspiel an sich möchte ich jetzt nicht diskutieren, aber an einem Punkt möchte ich mario recht geben: Die erfolgreichen Profis sollten nicht von ihrer Meinung auf [i]alle[/i] Spieler schließen - Es gibt keine homogene Masse "Magicspieler": Es gibt immer solche und solche. Punkt.
@Mario Haßler: Man kann durchaus Magic "pro"-mäßig spielen und dann zwecks Studium 'ne Pause einlegen... bestes Beispiel: Kai Budde, erfolgreichster Magicspieler bis heute und er hat ne Pause eingelegt um Maschinenbau zu studieren, vor nem 3/4 Jahr hat er mal wieder bei nem Grand Prix Top 8 gemacht, also hat er den Spaß am Spiel offensichtlich auch nicht verloren...
Abschließend: Nur weil ein Spieler gerne größere Turniere spielt, heißt auch eben das noch nicht, dass er niemals Casual zockt. Ganz im gegenteil, ich kenne einige Spiele, die in näherer Umgebung um Deutschland immer zu Grand Prix fahren aber in unsrer Runde immer ihre EDH-Decks dabeihaben...
Uff, ist das lang geworden, war gar nicht so geplant. Nächstes mal wenns so viel zu sagen gibt, schreib ich lieber selber nen Artikel
|