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Neues vom Sagenhändler (Lore Broker): Das Orzhov-Problem

von Jashin, 23.12.2011 - 09:35 – Strategie · Einzel · Spielvarianten

Warum schwarz-weißes Aggro im Limited nicht funktioniert

Nachdem mein Ausflug ins Constructed (siehe meine letzten beiden Beiträge) beendet ist, wende ich mich wieder meinem eigentlichen Gebiet zu: Limited. Genauer gesagt soll es heute um schwarz-weiße Aggrodecks im Draft gehen.
Dazu werfen wir zunächst einen Blick auf das folgende Deck, dass ich vor einigen Wochen in unserer Draftrunde zusammengebastelt habe:

3 Vile Bile
2 Tainted Monkey
2 Cardpecker
2 Fascist Art Director
1 Man of Measure
2 The Fallen Apart
1 Phyrexian Librarian
2 Standing Army

2 Duh
1 Ass Whuppin'
2 AWOL
2 When Fluffy Bunnies Attack
1 Wet Willie of the Damned

8 Sumpf (Swamp)
9 Ebene (Plains)

Das Deck entstand, weil ich im ersten Booster Ass Whuppin' aufmachte und dieses natürlich auch spielen wollte, was mangels Manafixing in Unhinged nur im Orzhovdeck möglich ist. Wie man sieht, ist das Deck recht aggressiv, da es eigentlich nur aus Removal und random Dudes besteht. Und hier liegt auch das Problem des Decks. Man will idealerweise in Runde 2 Vile Bile, in Runde 3 Fascist Art Director legen und in Runde 4 einen Blocker mit When Fluffy Bunnies Attack entfernen (oder so ähnlich...). Dazu benötigt man natürlich in den ersten 4 Runden genau 2 Sümpfe und 2 Ebenen. Ohne so Sachen wie Immerändernde Weite (Terramorphic Expanse) oder Orzhov-Basilika (Orzhov Basilica) ist dies aber nur recht selten möglich. Viel wahrscheinlicher ist, dass man z.B. nur einen Sumpf und 3 Ebenen findet.
Jetzt könnte man sagen "Gut, daber dieses Problem hat ja jedes zweifarbige Aggrodeck". Das stimmt aber so nicht!
Betrachtet man die durchschnittliche Anzahl an Commons und Uncommons in einem normalen Set (also ohne Multicolorschwerpunkt und ohne eine übermäßige Anzahl von Artefakten!), die weniger als 5 Mana und (mindestens) zwei gleiche Mana kosten (also z.B. {1}{s}{s}), dann macht man folgende Beobachtungen:
1. Schwarz hat eindeutig die meisten Karten mit anspruchsvollen Kosten. Karten wie Verschlingender Schwarm (Devouring Swarm), Sorins Durst (Sorin's Thirst) und Ausgestoßene Vampire (Vampire Outcasts) kann man eigentlich nur guten Gewissens spielen, wenn man mehrheitlich schwarz ist. Dazu kommen noch Karten wie Ranken des Zerfalls (Tendrils of Corruption) und Geistesverbrauch (Consume Spirit), die weitere Anforderungen beim Deckbau mit sich bringen.
2. Weiß hat zwar durchschnittlich nicht mehr farblich fordernde Karten als die anderen drei Farben, es ist aber bemerkenswert, wie viele der guten Aggrokreaturen exakt {w}{w} kosten. Starke Aggressoren wie Gepanzertes Schlachtross (Armored Warhorse), Ritter aus Wiesenkorn (Knight of Meadowgrain), Klingenmeister aus Kazandu (Kazandu Blademaster), Leoniden-Himmeljäger (Leonin Skyhunter) und Geisterhafter Reiter (Spectral Rider) will man immer im zweiten Zug legen können. Dafür benötigt man aber schon mindestens 10 Ebenen im 40-Kartendeck, so dass die zweite Farbe nicht sehr anspruchsvoll sein darf!

Was sind also die Schlüsse, die man aus dieser Betrachtung ziehen kann?
Zum einen sollte man sich immer genau überlegen, ob es geschickt ist, in der jeweiligen Draftumgebung schwarz-weißes Aggro zu draften. Sind Manafixer vorhanden, lohnt es sich diese höher zu picken, damit das Deck konstanter wird. Zudem ist es sinnvoll, eine der beiden Farben stärker zu draften und von der anderen nur gut spashbare Karten aufzusammeln, wenn dies möglich ist. Das am Anfang des Artikels vorgestellte Deck wäre beispielsweise wesentlich besser gewesen, wenn ich auf Fascist Art Director und Man of Measure verzichtet hätte und stattdessen eventuell schwächere, aber in dem Deck besser auszuspielende schwarze Karten gedraftet hätte. Auf diese Weise hätte die Manabasis des Decks mehrheitlich aus Sümpfen bestehen können, was den Karten mit {s}{s} in den Kosten zugute gekommen wäre. (Dies hätte vermutlich nicht zu dem bescheidenen Ergebnis von einem Sieg, einem Unentschieden und zwei Niederlagen und damit verbunden dem letzten Platz des Turniers geführt...)
Alternativ hätte ich nach dem Firstpick natürlich auch einfach ein eher kontrolliges Orzhovdeck draften können, dem es nicht so wichtig ist, die Karten in einer Kurve legen zu können. Aber diese Vile Biles sind einfach unverschämt gut für ihre Kosten...^^

So, damit verabschiede ich mich auch schon für heute. Bis zum nächsten Mal - mögen eure Aggrodecks immer einfarbig sein :-P

Jashin




Addendum:

Wenn man schon mal Unhinged draftet, passieren natürlich allerhand lustige Dinge. Hier folgen nun die drei besten Karten unseres Drafts:

3. Number Crunch: Es gibt einfach Menschen, die es nicht lassen können… Diese Karte wurde von einem von uns mindestens zwanzig Mal zurückgeholt – zehn Mal davon in einer einzelnen Partie!

2. Side to Side: Es ist schon schlimm genug, dass Leute, die regelmäßig Klettern gehen, diese Karte gegen mich einsetzen. Schlimmer wird es nur dann, wenn man gerade aufgrund eines Phyrexian Librarian mehrere Karten auf sich balanciert…

1. Pointy Finger of Doom: Folgendes passierte als ich gerade ein Freilos hatte und eine Runde aussetzte (wir waren nur zu fünft...): In der einen Partie wurde (mal wieder) ein Pointy Finger of Doom gedreht. Witzigerweise zeigte er im genau im 90°-Winkel von den Karten der beiden Spieler weg auf den Tisch, an dem die andere Partie stattfand. Also wurde dort (früh im Spiel) ein Gebirge (Mountain) zerstört, worüber sich natürlich nur einer der beiden Kontrahenten freute. Der andere ärgerte sich maßlos, dass ausgerechnet ihm das passieren musste. Auf meine lapidaren Hinweis, dass das Geschehen keineswegs ein einmaliges Ereignis, sondern eine aktivierte Fähigkeit einer bleibenden Karte war, begann ein wildes Herumrücken und Kartenverschieben, bei dem beide versuchten, dem anderen Tisch möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten bzw. die eigenen Karten hinter denen des Gegners zu platzieren...^^



9 Kommentare

#1Käsekosmonaut    kommentiert:  23.12.2011 - 13:53 Uhr

Nach dem Aspekt der schwierigen Manakosten empfiehlt es sich also RW zu spielen.
Laut Gatherer gibt es bei den Commons folgende Anzahl an Karten mit schwierigen Kosten:
Schwarz: 144
Grün: 119
Blau: 87
Rot: 85
Weiß: 73

Der Artikel ist ganz gut, auch wenn ich es schwierig finde so etwas am Beispiel eines Spaßkartendrafts darzustellen.
Außerdem kannst du dein ideales Beispiel auch spielen, mit einem Sumpf und drei Ebenen.

#2Jashin   ICQ kommentiert:  23.12.2011 - 15:15 Uhr

Aiks, ich habe mich beim Removal im Beispiel vertan. Mit den 4-Drops Wet Willie of the Damned oder The Fallen Apart geht das nämlich nicht... (kommt davon, wenn man im Weihnachtsstress Artikel schreibt...).

Deine Analyse zeigt recht gut auf, dass die Lücke zwischen {s} und dem Rest in der Tat recht groß ist. Natürlich müsste man die Karten genauer analysieren, da ja nicht jede Karte im Aggro sonderlich gut ist. Ich würde dir aber zustimmen, dass Borosaggro demnach die beste Wahl ist. Andererseits gibt es halt gerade bei den weißen Uncommons viele gute Kreaturen für {w}{w}... Am besten ist es einfach fast einfarbig mit einem Splash zu spielen!

Das Argument des Spassdrafts zieht in meinen Augen nicht, da Manakosten so fundamental in Magic sind, dass sie auch auf Unhinged zutreffen.

#3Lukas Gigler    Skype kommentiert:  23.12.2011 - 18:25 Uhr

Wie greifst du mit Vile Bile an? Ziehst du dir deine Ärmel über die Hand oder hast du da eine eigene Technik. Das Unhinged-Draften hört sich verdammt lustig an, muss ich auch einmal ausprobieren :-)

#4Käsekosmonaut    kommentiert:  23.12.2011 - 20:01 Uhr

Natürlich sind die Manakosten auch in einem Spaßset wie die in jedem anderen, allerdings fehlt so irgendwie die Spielnähe und Authentizität für denjenigen, der mit echten Karten draftet. Ein M12-Draft hätte sich da möglicherweise besser angeboten, zumal die meisten deiner Beispiele dann auch aus M12 kommen. Allerdings sehe ich ein, dass du vermutlich nicht vor dem Draft vor hattest, darüber zu schreiben, dass Orzhov schwer zu draften ist und du dir dann den Unhinged-Draft ausgesucht hast, um es beispielhaft zu zeigen.
Mir würde es allerdings besser gefallen, dass allgemeingültige Drafttipps anhand von richtigen Drafts erläutert werden. Zum Spaßdraft könnte man hingegen das Format selbst als Thema des Artikels verwenden. Unhinged-Drafts spielen wahrscheinlich nicht so viele und sicher hätte man dazu noch mehr interessante und spaßige, es geht ja dabei schließlich wenig um das kompetitive, Spielsituationen aufzeigen können (Sowas gibt es dann ja noch am Schluss, aber das hätte man sicher auch dem Artikel zum Thema machen können).

#5Jashin   ICQ kommentiert:  23.12.2011 - 22:44 Uhr

@Lukas Gigler: Du hast's erfasst...^^

@Käsekosmonaut: In der Tat ist mir die Idee für den Artikel natürlich erst aus dem Draft heraus eingefallen.
Ich bin aber weiterhin der Meinung, dass ich das Konzept genauso gut an meinem Unhingeddeck erläutern kann - vor allem, da es kaum fancy Dinge macht und einfach nur Dudes seitwärts dreht...

Unhinged selbst ist natürlich ne spassige Sache, aber ich bin einfach nicht so der Typ, der sich viele Notizen während des Spiels macht und dann einen tollen, ausführlichen Spielbericht schreibt... Ich konzentriere mich lieber auf Strategie und Deckbau.
Ein bisschen was von Unhinged liest man ja im Addendum - das einzige andere tolle Erlebnis war die Partie, in der ich meinen Gegner mit Tainted Monkey totgemillt(!) habe...

#6Jashin   ICQ kommentiert:  23.12.2011 - 22:46 Uhr

Kleine Ergänzung noch:
Unhinged draften hat natürlich ein unglaublichen Vorteil:
Man bekommt geile Standardländer für wenig Geld!

#7ShadowXD   kommentiert:  24.12.2011 - 01:46 Uhr

Es heißt ja nicht umsonst man soll mit dem Finger nicht auf andere Leute zeigen. ^^
Ansonsten ist Unhinged einfach eine geniale Edition. So ein Draft wäre wirklich mal eine spaßige Sache.

#8Platin-Engel   Online-Magic kommentiert:  24.12.2011 - 10:44 Uhr

Vielleicht sollte man erwähnen, dass bei Unhinged die Picks noch durch andere Komponenten beeinflusst werden. Lohnt es sich Granny's Payback zu picken? Side to Side, Avatar of Me und Elvish House Party sind ebenfalls solche Karten.

Ansonsten netter Bericht {+}

#9Jashin   ICQ kommentiert:  26.12.2011 - 16:43 Uhr

@Platin-Engel: Warum sollte ich das erwähnen? Zum einen stelle ich hier nicht das Unhingedformat vor, sondern erkläre an einem für Unhingedverhältnisse recht harmlosen Deck ein Konzept, zum anderen kann sich das ja wohl jeder selbst denken...


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