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Neues vom Sagenhändler (Lore Broker): Mathe für Anfänger

von Jashin, 18.11.2016 - 20:13 – Karten+Editionen · Strategie · Einzel

Kennt ihr das? Manchmal gibt es Karten, die einen ganz besonders herausfordern. Ich habe beispielsweise gefühlte Ewigkeiten damit verbracht ein Deck zu entwerfen, dass den Bushi-Grünschnabel (Bushi Tenderfoot) zuverlässig in Kenzo der Hartherzige (Kenzo the Hardhearted) verwandeln kann. Und ich bin gescheitert. Selbst nachdem Hammerschlag (Fall of the Hammer) rausgekommen war, war die ganze Sache immer noch zu inkonsistent. Keine Chance. Der Traum in Runde zwei mit einem coolen 3/4-Doppelschläger hauen zu gehen, bleibt ein Traum.

Die Rückkehr nach Innistrad und die damit verbundene Eldrazifizierung brachte mir jedoch eine neue Möglichkeit meinen Drang auszuleben Unmögliches möglich zu machen: Einsamer Reiter (Lone Rider)

Während Angreifen mit Kenzo in Runde zwei von viel zu vielen Faktoren abhängt um regelmäßig zu funktionieren, ist eine Attacke mit Eins, das reitet (It That Rides as One) in Runde drei durchaus machbar, wie ich im Folgenden zeigen will. Welches Handwerkszeug benötigt man dafür? In erster Linie muss man bis drei zählen können und einfache Additionen beherrschen.

Damit der Einsame Reiter mit seinem Pferd verschmilzt (inklusive hässlicher Nebenwirkungen wie Tentakel und pinke Hautfärbung), muss man in seinem Zug drei Lebenspunkte erhalten. Klingt erstmal total unkompliziert, selbst mit einer so schwachen Karte wie Heilbalsam (Healing Salve) ist das ja problemlos möglich. Das Problem ist aber, dass man in der zweiten Runde den Reiter erstmal ausspielen muss, was ja bereits die in der Regel in der zweiten Runde verfügbaren zwei Mana benötigt (wenn man nicht auf Dinge wie Lotusblüte (Lotus Petal) oder Affen-Geisthelfer (Simian Spirit Guide) zurückgreifen will, die zusätzlichen Kartennachteil bedeuten).
Daher muss die Grundlage für die Verwandlung des Reiters bereits in der ersten Runde gelegt werden!
Es gibt nun aber leider keine weiße Entladung aus dem Zeitriss (Rift Bolt), der Lebenspunkte gibt statt Schaden zu schießen. Also muss man andere Mittel und Wege finden. Eine Möglichkeit wären die Soul Sisters, also Seelenwächter (Soul Warden) und Gefährtin der Seele (Soul's Attendant), damit eine von diesen aber zu einem Eins, das reitet (It That Rides as One) führt, müsste man direkt nach dem Reiter noch zwei kostenlose Kreaturen spielen (z.B. Ornithopter (Ornithopter)). Das erscheint mir dann aber doch ein wenig zu viel des Guten, wenn ich Ornithopter (Ornithopter) spiele, muss dabei mehr rumkommen (z.B. mehrere Myr-Vollstrecker (Myr Enforcer)). Denn – und darüber sollte man sich im Klaren sein – Eins, das reitet (It That Rides as One) ist dann eben doch nur eine 4/4-Kreatur, die zwar nicht so einfach zu besiegen, zu racen oder zu blocken ist, aber kein sofortiger Sieg. (Netterweise ist sie aber in meinem bevorzugten Format – Peasant – eine verdammt gute Kreatur. Ein 4/4-Erstschläger gewinnt gegen sehr viele Kreaturen und dank Trampelschaden kann sie der Gegner auch nicht ewig mit Kleinvieh blocken.)
Also müssen andere Methoden her. Und da kommt die Mathematik ins Spiel. Denn: 1 + 2 = 3. Das heißt, man muss weder dreimal einen Lebenspunkt generieren (wie mit den Soul Sisters) noch die drei Lebenspunkte auf einmal erhalten (mit diversen Heilbalsam (Healing Salve)-Variationen), es klappt eben auch, wenn eine Quelle einen Lebenspunkt und eine zweite zwei Lebenspunkte generiert. Und das geht so:

Man spielt in Runde eins eine 1-Mana-Kreatur mit Lebensverknüpfung aus.
In Frage kommen die folgenden Kandidaten:

Gezähmtes Caracal (Trained Caracal) – Die einfachste und daher schwächste Option.

Kneifende Gwyll (Nip Gwyllion) – Kaum besser als die Katze, dazu aber später mehr.

Hoffnungsfrohes Eidolon (Hopeful Eidolon) – Immer noch die gleiche Kreatur, aber im späteren Spiel deutlich besser, wenn man sie nachzieht.

Vampir-Mordgesellin (Vampire Cutthroat) und Schwelgender Aristokrat (Indulgent Aristocrat) – Die beiden Vampire haben für mich keine Bedeutung, da sie die falsche Farbe haben, wer aber keine Einschränkungen (sowohl monetärer Art als auch bezüglich des Formats) bei seiner Manabasis hat, kann sie gerne verwenden.

Serras Aszendent (Serra Ascendant) – Offensichtlich die beste Variante, aber zum einen nicht sehr budgetfreundlich, zum anderen nicht in allen Formaten spielbar (aber natürlich super ins Konzept passend, da er unseren Star Einsamer Reiter (Lone Rider) sogar noch in den Schatten stellt).

Gruft-Skirg (Vault Skirge) – Die beste Lösung und daher als 4-of gesetzt. Flugfähigkeit sorgt dafür, dass er in Runde zwei auch durchkommt, um seinen Lebenspunkt zu generieren.

…und das wars auch schon. Wer hätte gedacht, dass Wizards bisher nur sieben für ein Mana spielbare Kreaturen mit Lebensverknüpfung gedruckt haben? Wie auch immer, die Auswahl reicht für unsere Zwecke aus. Wir können acht von ihnen spielen und somit recht zuverlässig in Runde 2 einen Lebenspunkt generieren.

Jetzt benötigen wir noch zwei weitere Lebenspunkte in Runde 2, diese dürfen aber kein Mana erfordern, weil wir das ja für den Reiter benötigen. Wie das geht? Ganz einfach: Leuchtender Springbrunnen (Radiant Fountain) und Mutagenes Wachstum (Mutagenic Growth) liefern beide zwei Leben.

Das Entscheidende in Bezug auf den Springbrunnen ist, dass es dem Reiter egal ist, wann in unserem Zug die Lebenspunkte generiert werden – der Springbrunnen kann zuerst zwei Leben erzeugen und dann erst das Mana für Reiter zu Verfügung stellen – er verwandelt sich am Ende des Zuges trotzdem!
Mutagenes Wachstum (Mutagenic Growth) hingegen ist einfach ein Pumpspruch für die in der ersten Runde gelegte Kreatur, kostet allerdings kein Mana, sondern zwei Lebenspunkte. Aber das ist uns egal, Lebenspunktegewinn und -verlust werden nicht miteinander verrechnet, der Reiter schaut nur ob man Lebenspunkte hinzugewonnen hat, nicht wie viele Lebenspunkte man mehr oder weniger als zu Beginn des Zuges hat!

Und das ist der Kern des Decks:
8 Ein-Mana-Lebensverknüpfer (z.B. Gruft-Skirg (Vault Skirge) und Hoffnungsfrohes Eidolon (Hopeful Eidolon))
8 Karten, die in der zweiten Runde zwei Lebenspunkte generieren (Leuchtender Springbrunnen (Radiant Fountain) und Mutagenes Wachstum (Mutagenic Growth))
4 Einsamer Reiter (Lone Rider)

Nun stellt sich noch die Frage, welche weiteren Karten man hinzufügt. Einerseits will man mit Eins, das reitet (It That Rides as One) aggressiv angreifen, andererseits will man den Eldrazi Horror beschützen, weil es ja doch einiges an Mühe gekostet hat es zu verwandeln. Es bietet sich also eine White Weenie-Strategie an, z.B. mit Wohlwollender Leibwächter (Benevolent Bodyguard) oder Mutter der Runen (Mother of Runes). Ich habe es im Peasant-Format zunächst mit einem etwas anderen Ansatz versucht:

Hybrid Rider (Peasant)

4 Einsamer Reiter (Lone Rider) / Eins, das reitet (It That Rides as One)
1 Ajanis Rudelmitglied (Ajani's Pridemate)
4 Kneifende Gwyll (Nip Gwyllion)
4 Gruft-Skirg (Vault Skirge)
4 Trauerthrull (Mourning Thrull)
4 Nachthimmel-Nachäffer (Nightsky Mimic)
2 Standartenträger (Standard Bearer)

4 Mutagenes Wachstum (Mutagenic Growth)
4 Zwiefalt der Gottheit (Edge of the Divinity)
3 Knochenbrecher (Bonesplitter)
4 Beseitigen (Unmake)
3 Erscheinung herbeiwinken (Beckon Apparition)

4 Leuchtender Springbrunnen (Radiant Fountain)
15 Ebene (Plains)


Das Deck entscheidet sich gegen Hoffnungsfrohes Eidolon (Hopeful Eidolon) und für Kneifende Gwyll (Nip Gwyllion), weil es den Reiter-Kern mit dem aus dem Peasant-Format bekannten Hybrid-Aggro-Ansatz fusioniert. Dieser wird normalerweise mit Sümpfen gespielt, da man dann dank Schwarzer Ritus (Dark Ritual) extrem explosiv starten kann und über ein paar schwarze Kartenzieher verfügt, funktioniert aber dank der Hybrid-Manakosten der Karten auch mit Ebene (Plains)n.
Einziges Problem sind die Kosten von Beseitigen (Unmake), die sich nicht mit den Springbrunnen vertragen. Ajanis Rudelmitglied (Ajani's Pridemate) ist die fünfte Uncommon, die man im Peasant-Format spielen darf, er profitiert ebenfalls von den Lebenspunkten, die man bekommt, auch wenn er gegen einen stetigen Strom Blocker alt aussieht. Ansonsten hat man wie auch im Hybrid-Aggro Zugriff auf den üblen Runde 1 Kneifende Gwyll (Nip Gwyllion), Runde 2 zwei Zwiefalt der Gottheit (Edge of the Divinity)-Start sowie weitere Flieger, die Schaden durchdrücken können. Knochenbrecher (Bonesplitter) macht sich sowohl auf den Fliegern als auch dem Reiter gut, da dieser ja über Erstschlag verfügt. Problematisch wirds gegen Elektrickserei (Electrickery) und Übelkeit (Nausea) (und ähnliche Karten), da alle Kreaturen im Grundzustand nur über eine Widerstandskraft von 1 verfügen (wobei hier Mutagenes Wachstum (Mutagenic Growth) ebenfalls wertvoll ist, da man so überraschend eine Kreatur retten kann!). Schnelleren Decks (z.B. Infect) und Decks mit viel Removal will man natürlich ebenfalls nicht begegnen. Aber auch wenn das Deck längst nicht immer gewinnt, ist es sehr spaßig zu spielen und es ist immer wieder eine Freude, wenn man mit Eins, das reitet (It That Rides as One) beim Gegner vorbeikommt.

In diesem Sinne: Nehmt euch in acht vor dem einsamen Reiter!

Jashin









Addendum:

Fünf Alben für trübe Novembertage

5. Welcome to the Night Sky von Wintersleep – melancholisch und hoffnungsvoll zugleich.

4. Disintegration von The Cure – mit mindestens einem Album der Band muss man in so einer Liste rechnen.

3. Alligator von The National – wobei auch jedes andere Album der Band passen würde – es ist die Stimme von Matt Berninger, die diese ganz spezielle Stimmung erzeugt.

2. Lost Souls von Doves – das wahnsinnig tolle Rise ist ein Song für die Ewigkeit!

1. Turn on the Bright Lights von Interpol – Ein perfekter Song nach dem Anderen…



1 Kommentar

#1Mario Haßler     Online-Magic Skype kommentiert:  28.11.2016 - 17:38 Uhr

Einsamer Reiter (Lone Rider) hat bei mir den Weg ins Oloro-Deck gefunden, da ist es deutlich einfacher.

Ansonsten, zur Einleitung: Ja, kenne ich. In meinem Fall bildet sogar recht häufig eine einzelne Karte den Ausgangspunkt für ein Deck. Gejagtes Traumwesen (Hunted Phantasm) war der Anlass für "Alles nur Einbildung", die Ätherphiole (Aether Vial) hat nach einigen Umwegen zu "Äthervierole" geführt, und dem Forscher der Akademie (Academy Researchers) ist "Aurenforschung" gewidmet – und das waren nur die Decks mit dem Anfangsbuchstaben "A", die Liste lässt sich also lange fortsetzen. Manchmal klappt es gleich, manchmal nicht. Hin und wieder hilft die Zeit: Bevor die Karte Letztes Gefecht (Last Stand) aus dem Jahr 2001 zu meinem Deck "Das Letzte Gefecht" führen konnte, musste 2008 noch Prismatisches Omen (Prismatic Omen) erfunden werden – und mittlerweile kann man das mit Ans Licht bringen (Bring to Light) (2015) sogar noch weiter treiben, wenn man will.

Allerdings führt diese Herangehensweise an den Deckbau auch häufig zu Decks, die mit ihrer Schlüsselkarte stehen oder fallen. Wenn der Gegner sie wegbekommt, waren nicht nur die ganzen Mühen umsonst, sondern man steht auch ohne "Plan B" da. Ich spreche da aus Erfahrung... Bei Stammeskämpfe-Decks passiert das nicht so leicht, und wenn bei Kommandeur der Kommandeur die zentrale Karte ist, auf die es ankommt, dann hilft immerhin die Kommandozone, die Chancen zu wahren. Bei gewöhnlichen Decks, ob Peasant, Pauper oder nix von dem, ist das anders. Natürlich kann man diese Karte extra absichern, aber das sind dann wieder zusätzliche Aufwände, die nicht selten dem eigentlichen Thema wertvolle Plätze rauben.

Besser ist es, sich (auch außerhalb der Stammeskämpfe) ein übergeordnetes Thema zu suchen, das man dann auf mehrere Karten verteilen kann. Auch solche Decks habe ich, zum Beispiel "Blutrausch", "Ein paar Wasserspritzer" oder "Künstliche Mechanik". Hier ist es wesentlich schwerer für den Gegner, den Spielaufbau zu stören, weil es nicht die zentrale Karte gibt, von der alles abhängt.

Zu deinem Deckentwurf kann ich nicht viel sagen, zumal ich mich mit Peasant nicht auskenne. Die wichtigste Frage, die zu stellen wäre, ist: Haben die Karten, die du dem Deck beigefügt hast, um Einsamer Reiter (Lone Rider) in Eins, das reitet (It That Rides as One) zu verwandeln, auch ohne ihn ihre Daseinsberechtigung? Je stärker hier das "Ja!" ausfällt, desto runder wird die Sache. Auch dazu noch ein Beispiel: Viele Spieler verwenden in einem schwarzen Deck Schwarzer Ritus (Dark Ritual), um einen explosiven Start hinzulegen, und oftmals kürzen sie dafür sogar die übrige Manabasis, sprich bei den Ländern. Mir ist das zu kurzsichtig, aber wenn in einem Deck wie "Tobsucht" ein Schwarzer Ritus (Dark Ritual) im frühen Spiel dafür sorgen kann, dass der Star des Decks, Tobender Wumpus (Thrashing Wumpus), schon in der dritten Runde kommen kann, und im späten Spiel ihm weiteres Futter für seine Fähigkeit gibt, dann bin ich rundum zufrieden.


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